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Julian und das Ende der Nacht

Titel: Julian und das Ende der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Cara Wagner
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genährt. Doch noch niemals hatte es eine Frau gegeben, deren Blut ihm ein neues Leben, neue Träume, neue Hoffnungen und neue Sehnsüchte schenkte. Heute würde es anders sein, heute trank er nicht aus Hunger, heute würde er durch das süße warme Rot neu geboren. Henry schloss die Augen und nahm telepathischen Kontakt zu Lilith auf. „Lilith. Ich muss dich sehen, sofort.“
    „Jared. Ich war in Sorge um dich.“
    „Ich befinde mich am Ende der Stadt, südlich. Komme in das große Weiße Haus. Ich brauche dich dringend.“ „Ich bin sofort bei dir.“ Henry verbarg den Dolch hinter seinem Rücken und schon wurde Lilith im Raum sichtbar. Sie sah sich um.
    „Jared, wo bist du?“
    „Ich bin hier.“
    „Warum stehst du im Dunkeln?“
    „Ich möchte unser beider Leben verändern. Schließe deine Augen.“
    „Oh, Jared. Du bist so romantisch“, erwiderte Lilith und schloss erwartungsvoll die Augen. Ein Gefühlsfeuerwerk explodierte in Henry, als er sich Lilith näherte. Dieses Mal starb keine unschuldige Frau, damit das Böse durch ihr Blut überlebte. Dieses Mal starb das Böse und hinterließ etwas Gutes. „Verzeih mir, Diana“, dachte er und blieb vor Lilith stehen. „Lass deine Augen geschlossen“, flüsterte Henry und küsste Lilith mit innerer Abscheu. Während seine Lippen Lilith in Sicherheit wiegten, bohrte sich die scharfe Klinge des Dolches, den er in der Hand hielt, direkt in Liliths Herz und ließ sie aufstöhnen. Henry löste sich von Liliths Lippen, die ihm kalt wie Eis erschienen. Schwach und hasserfüllt sah Lilith in Henrys Augen. Ihr Blick verriet, dass sie wusste, dass ihr Ende ihm ein neues Leben schenkte.
    „Fahr zur Hölle“, hauchte sie mit letzter Kraft und fiel zu Boden. Henry kniete sich neben Lilith. Ohne Angst vor dem Schmerz, vor dem sein Vater ihn gewarnt hatte, senkte Henry seinen Kopf und trank gierig Liliths Blut. Schon nach wenigen Sekunden begann es in seinem Inneren zu brennen. Ohne zu klagen, genoss Henry einen Schmerz, der ihm die Sonne schenkte.

68
    Hoffnungsvoll schaute Eve zur Tür, als sie ein leises Klopfen hörte.
    „Herein“, rief sie und hoffte, heute Morgen den blutroten Trunk zu erhalten, der sie fortschickte in eine Welt, die ihr Ruhe, Frieden und Erlösung bringen würde. Ihr Leben lang lebte in Eve ein Gefühl der Unruhe, der Ahnung anders zu sein. Doch nie gab es Hoffnung auf Antworten. Eve war allein, ratlos und fühlte sich überflüssig in einer Welt die nur andere glücklich machte. Nun versprach das Klopfen an der Tür ein Ende des Leidens, eine Fremde unter Menschen zu sein. Die Tür öffnete sich und lächelnd betrat eine blonde Frau den Raum.
    „Du musst Eve sein. Mein Name ist Diana. Ich würde gerne mit dir reden über dein Leben, dein Schicksal.“
     „Was weißt du über mein Leben, mein Schicksal?“, erwiderte Eve verbittert.
    „Ich bin so, wie du bist.“
    „Dann willst du auch sterben?“
    „Nein. Ich will, dass du lebst.“ Eve betrachtete die junge Frau, die vor ihr stand, mit Argwohn. „Setzen wir uns.“ Eve zeigte auf zwei schwarze Sessel, die im Zimmer standen. „Wenn ich bin wie du, möchte ich wissen, wie du bist.“

69
    Verwirrt starrte Richard auf die drei Personen, die plötzlich vor ihm im Raum standen. Unbändige Wut stieg in ihm auf, als ihm klar wurde, das Lilith in eine Falle gelockt wurde.
    „Wo ist Henry?“, zischte Richard gefährlich.
    „Dank Lilith ist Henry nun ein Gott“, erwiderte Ewan kühl.
    „Was habt ihr mit meiner Kleinen gemacht!“, schrie Safra hysterisch und lief auf Ewan zu. Mit beiden Fäusten schlug sie wild auf ihn ein. Während Ewan versuchte, Safra zu bändigen, wurde in Taminos Hand ein Energieball sichtbar, den er ohne Zögern auf Richard warf, der offensichtlich versuchte zu verstehen, was Ewan gerade offenbart hatte. Schmerzerfüllt schrie Richard auf und warf sich zu Boden, um die heißen Flammen zu löschen. Ewan stieß Safra zu Richard auf den Boden. Die Flammen, die Richard quälten, griffen sofort auf Safra über. Tamino eilte zu dem Buch des Bösen, das auf einen Holztisch lag. Hastig griff er danach und verschwand damit in die Unterwelt. John warf einen weiteren Energieball auf den Holztisch, auf dem eben noch das Buch des Bösen lag. Das Feuer griff auf den ganzen Raum über.
    „Lass uns gehen, Ewan. Diesen Flammen entkommt niemand mehr.“ Beide teleportierten sich in Gabriels Haus zurück und standen vor Liliths Leiche. John klopfte Ewan auf die Schulter.
    „Ich

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