Juliana und das Licht des Mondes
sie sich an meiner Angst. Die Umrisse seiner mächtigen Gestallt hatten mich erreicht und keiner konnte mehr verhindern, was jetzt geschehen würde. Nur noch eine Armlänge trennte die Bestie von mir. In meiner Not ergriff ich abermals mein Schwert. Doch für einen Stich, auch wenn es in meiner Situation lächerlich war, hatte ich einfach nicht mehr die Kraft. Zurück auf den Waldboden fallend, erwartete ich nun das unausweichliche, den Tod. Wie benommen lag ich rückwärts da, dem Höllenhund direkt in sein riesiges, triefendes, stinkendes Maul schauend. Oh Gott im Himmel, betete ich. Was hast du mir für einen schrecklichen Tod ausgesucht. Ich schloss die Augen. Meine Gedanken waren bei Bernadette. Bald werde ich wieder mit ihr vereint sein. Doch dann geschah alles viel zu schnell, als das ich es richtig erfassen konnte. Ein Schrei, ein mächtiger Schrei von Schmerzen und Wut so nah an meinen Ohren, ließ mich beinahe in Ohnmacht fallen. Das monströse Untier sackte von etlichen Pfeilen und Speeren durchbohrt, getroffen zu Boden. Irgend jemand zog mich gerade noch rechtzeitig beiseite, bevor es mit einem lautem Schlage gänzlich umfiel. Wie hypnotisiert starte ich auf den unförmigen Leichnam neben mir. Aus unzähligen Wunden floss das Blut und breitete sich zu einer riesigen Lache aus. Dickflüssiger Schleim tropfte aus seinem erstarrtem Maul. Der Gestank den es um sich herum verbreitete wurde unerträglich. Übelkeit machte sich in mir breit. Meinen Blick abwendend von der Bestie, wollte ich schreien. Aber kein Laut drang über meine zitternden Lippen. Automatisch schloss ich meine Augen. Wer hatte mich gerettet, oder war ich bereits ebenfalls tot. Sah ich alles mit den Augen einer Toten. Zwanghaft öffnete ich meine Augen wieder. Nein, tot war ich nicht. Es waren Stimmen zu vernehmen und ich erkannte Männer. Menschenmänner.
Sie hoben mich vorsichtig auf und trugen mich zum Waldrand hin. Dort legten sie mich auf weiches Waldgras nieder. Die ganzen Ereignisse und die plötzliche Wendung meines Schicksals aber, waren zu viel für meinen gepeinigten Körper. Eine gnädige Ohnmacht empfing mich. Für wie lange, weiß ich nicht zu sagen. Das Zeitgefühl war mir abhanden gekommen und den Stand der Sonne konnte ich aus meiner hilflosen Lage, auch nicht bestimmen.“ Sie ist erwacht!“ Hörte ich jemand sagen. Man hielt mir ein Gefäß mit Wasser an den Mund. „Trinkt!“ Aus schmalen geöffneten Augenlidern, erkannte ich diesen jemand der das Gefäß hielt, es war Jordan. Er lächelte mich an und hob mir etwas den Kopf hoch. Das Wasser in meinem Munde schmeckte so köstlich und erfrischend, als ob ich noch nie etwas besseres gekostet hätte. Jetzt kehrte auch meine Stimme wieder zurück, wenn auch leise. Ihr habt mir wieder einmal das Leben gerettet. Nun ja, erwiderte Jordan, allmählich schleicht sich eine Gewohnheit damit ein. Wir mussten beide lächeln. Meine Schmerzen hatten etwas nachgelassen, aber ich fühlte mich trotzdem wie benommen. Ihr müsst liegen bleiben sagte Jordan, wir werden eine Bahre bringen. Eure Schmerzen sind nur betäubt von der Medizin die sich im Wasser befand. Zwei der Soldaten hoben mich alsbald auf eine aus Ästen und Reisig gebundene Bahre. Ganz vorsichtig trugen sie mich hin zu einem Zelt, öffneten den Eingang und legten mich auf ein Bett aus weichem Moose wie es mir schien und es auch roch. Darüber lagen einige frische Tücher. Es fühlte sich herrlich weich und bequem an. Jordan hatte mich ins Zelt begleitet. Auf einem Holzklotz nahm er neben mir Platz. Wir haben nicht nur den Höllenhund getötet, fing er an zu erzählen, auch fast alle der Haragos. Leider entkamen uns einige von ihnen. Unsere Soldaten haben gesiegt, aber der Preis dafür war sehr hoch, sagte er mit betrückender Stimme zu mir, Siegesgefühle kommen da nicht auf, bei so viel Leid.“ Sind sehr viele verletzt, fragte ich nach?“ Ja, war seine Antwort. Fünf von ihnen lagen reglos im Gras, als wir sie fanden. Wir werden sie beim Morgengrauen bestatten. Einige haben Verletzungen davon getragen, so wie auch ihr, fügte er traurig hinzu. Eine beklemmende Stille lag in der Luft.“ War das alles meine Schuld?“ Sprach ich leise zu ihm. Nein, war seine laute Antwort darauf, nein ihr könnt nichts dafür. Wie hättet ihr anders handeln können, bei so viel Leid und Misstrauen das man euch zugefügt hat. Es ist nicht eure Schuld, macht euch keine Vorwürfe, bitte, und seine Worte klangen ehrlich und
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