Julians süßes Blut (German Edition)
ihn einen Augenblick abschätzend an. »Ein Hemd und schwarze Schuhe. Diese unförmige Hose kannst du ruhig anlassen«, sagte er grinsend.
Julian tat, wie ihm geheißen, und gemeinsam verließen sie Alexanders Haus. Die schwarze Limousine wartete bereits auf sie, George saß am Steuer. Langsam fuhr er über den Kiesweg vom Hof. Er wußte offensichtlich, wo die Fahrt hinging.
»Wo ist eigentlich Brian heute abend?« fragte Julian und versuchte eine etwas bequemere Sitzposition einzunehmen.
»Ich weiß es nicht. Aber ich habe ihm gesagt, daß ich dich heute mit Beschlag belegen werde.«
Julian runzelte die Stirn. »Wußtest du, daß ich mitkomme?«
»Nein, ich habe es lediglich vermutet.« Alex grinste.
Sie fuhren nicht besonders lange, da hielt George vor einer imposanten Villa an. Er sprang aus dem Auto, um Alex und Julian die Tür zu öffnen. Julian bemerkte seine eigene Nervosität. Zusammen mit dem Vampir ging er über den mit Mosaiksteinen gepflasterten Weg zur Tür. Alex öffnete sie mit Leichtigkeit.
Sie standen in einer dämmrigen Eingangshalle, die mit angenehmer weicher Klaviermusik erfüllt war. Ein süßer weiblicher Duft hing in der Luft, und kaum waren Alex und Julian eingetreten, kam eine junge asiatische Frau auf sie zu und nahm ihnen die Jacken ab.
Alex betrat den geräumigen Salon, der gefüllt war mit Menschen und leichtem Geplauder. Kaum einer sah auf, als die beiden sich in eine etwas stillere Ecke verzogen, nachdem Alex an der Theke eine Flasche Champagner bestellt hatte. Julian fühlte sich leicht unwohl auf der roten samtigen Eckbank. Er beobachtete die Leute in seiner näheren Umgebung. Der Reichtum haftete an ihnen wie Kleber. Hier trafen sie sich also, die, die soviel Geld hatten wie – Alex. Der Champagner wurde gebracht, und Julian nahm sogleich einen hastigen Schluck. Er fühlte sich unangenehm deplaziert. Obwohl er das Haus und seine schwüle Atmosphäre auf Anhieb mochte.
»Julian, sei doch nicht so nervös«, mahnte Alex sanft, nachdem er ihn eine Zeitlang stumm beobachtet hatte. »Entspann dich und genieß, was auf dich zukommt.«
Julian nickte und trank rasch sein Glas leer. »Ist das hier ein – Bordell?« fragte er leise.
Alex nickte lachend. »Ein Luxus-Bordell.«
»Aber was willst du dann hier? Brian hat mir gesagt, daß du ...« An dieser Stelle stockte er. Durfte er das überhaupt sagen?
»Was denn, Julian?« fragte Alex freundlich.
»Ich meine, daß du eigentlich kaum noch ... ähm. Ach du weißt schon. – Daß du keinen Sex mehr hast.« Julian spürte wieder, wie er errötete.
»Hab ich auch eigentlich nicht«, sagte Alex. »Oder sagen wir – höchst selten. Aber das heißt nicht, daß ich mich hier nicht anders vergnügen kann.« Er sah in den gefüllten Raum, stand dann auf und setzte sich neben Julian. »Los, schau dich um und sag mir, welche Frau dir am besten gefällt.«
Irritiert sah Julian sich um. Fast alle Frauen waren unglaublich schön. Und sie trugen Kleider, daß ihm beim bloßen Anblick der Atem stockte. Da entdeckte er eine hübsche rothaarige Frau in einem dunkelblauen Kleid, die lachend an der Theke lehnte. Sie war sehr weich, sehr weiblich geformt, was das Kleid vorteilhaft zur Geltung brachte. War sie zu alt für ihn?
Alex lachte leise. »Jeanette? – O.k., gute Wahl«, sagte er leise und stand auf. Mit langen Schritten ging er auf die Theke zu und tippte ihr sanft auf den Arm. Sie schien sehr erfreut, Alex zu sehen, denn sie gab ihm nach französischer Art Küßchen auf die Wange. Er machte eine Bemerkung, über die sie wieder lachte. Es war ein offenes, angenehmes Lachen, das ihr hübsches Puppengesicht leuchten ließ.
Alex bot ihr den Arm, als er sie zurück an den Tisch führte.
»Jeanette, das ist Julian.« Julian erhob sich leicht, als sie ihm die Hand gab.
»Guten Abend, mon cherí.« Ihre Stimme war dunkel und sanft. Sie sah ihn aus schönen, wäßrig blauen Augen an. »Du hast unglaubliche Ähnlichkeit mit Brian«, sagte sie, und Julian bemerkte ihren französischen Akzent.
Alex lachte leicht. »Sie sind Brüder. Daher ist das kaum verwunderlich.«
Jeanette nickte ernst. Julian stand auf und trat zu Alex, der sich bei ihm einhakte. Lächelnd zwinkerte er Jeanette zu und folgte ihr dann – mit Julian am Arm – in die Eingangshalle. Dann die breite Treppe hinauf. Julian fühlte sich benommen. Alles schien so unwirklich.
Schließlich blieb sie vor einer der Türen stehen und ließ Alex und Julian eintreten. Alex beugte
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