Julians süßes Blut (German Edition)
zum Bett und legte sie neben Julian, der sich erschrocken aufsetzte.
Er sah das Blut an Alex’ Lippen, und ein Tropfen floß aus seinem Mundwinkel. Alex wischte ihn mit einer kleinen Bewegung ab. Dann beugte er sich zu Julian hinüber, nahm seinen Kopf in beide Hände und drückte seine blutigen Lippen auf Julians schmalen Mund.
Mit der Zunge teilte er Julians Lippen, und ein Schwall des roten Lebenssaftes ergoß sich in Julians Mund. Julian wich zurück und hustete erschrocken.
Er sah, wie Alex die kleinen Bißwunden an Jeanettes Hals mit einigen Tropfen seines dunklen Blutes verschloß. Jeanette schlief wie eine hübsche Prinzessin.
Der Vampir stand auf und zog Julian mit sich hoch. Spielerisch warf er ihm seine Kleidung entgegen. Aus den Augenwinkeln sah Julian, wie Alex einige große Scheine in eine hübsche Lackschatulle steckte.
Als er sich angezogen hatte, folgte Julian ihm nachdenklich nach draußen. In der Eingangshalle bekamen sie ihre Jacken gereicht, und als sie die Tür öffneten, fuhr George gerade den Wagen vor.
Sie stiegen ein. Julian starrte Alex an, bis dieser grinsend fragte: »Was hast du?«
»Wieviel hat dich der Spaß gekostet?« Julians Stimme klang hart.
Alex lachte. »Der Preis ist durchaus angemessen, Julian. Hat es dir nicht gefallen?«
Julian wurde rot. »Doch, das weißt du auch«, sagte er leise. »Es war schöner, als ich erwartet habe.«
»Dann ist ja alles bestens, mein lieber Julian. Oder?«
Julian sah aus dem Fenster. »Ja«, preßte er schließlich hervor.
Dann spürte er Alex’ kalte Hand auf seiner Schulter. »Na los, sag mir, was dir nicht paßt. Oder, was du wissen willst.«
»Du hast mich mitgenommen, weil es dir Spaß macht zuzusehen, nicht wahr?« Julian versuchte, seinem Blick standzuhalten.
»Ja, das stimmt. In jedem von uns steckt ein Voyeur. Und du hast deine Sache ganz hervorragend gemacht.« Alex lächelte sanft.
»Du hast auch meinem Vater und meiner Mutter zugesehen. – Du benutzt uns ... Das stößt mir bitter auf.«
Alex lachte. »Schau, Julian. Wenn du das so siehst, dann hast du Brian und mich neulich auch benutzt . Als du uns zugesehen hast, von deinem Balkon aus ...«
Julian wandte beschämt den Kopf ab.
»Du solltest nicht so eilig verurteilen, Julian. Sicher ist vieles, was ich mache unmoralisch und für Menschen nicht nachzuvollziehen. Aber der Mensch sollte sich nicht unüberlegt über alles andere stellen und beurteilen und werten.« Alex drehte Julians Kopf wieder zu sich. »Du bist freiwillig mitgekommen, hattest deinen Spaß, es hat dich nichts gekostet – und das einzige, worum ich dich bitte, ist: Genieß es einfach.«
Julian starrte ihn aus brennenden Augen an. »Es tut mir leid, Alex. Du hast recht. Ich bin undankbar. Es war wirklich ... wunderschön.«
Alex lachte leise, einnehmend. »Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis du dich an unsere Art zu leben gewöhnt hast.«
»Vielleicht ist das auch nicht möglich für einen Menschen.« Julian sah ihn nachdenklich an.
»Doch, es ist. Man muß nur bereit sein, Grenzen zu überwinden.«
Sechs
Da löschen sie das Licht. Um beide
Schließt Dunkel zart und flüsternd sich wie Seide.
Armin T. Wegner
Brian war sehr ärgerlich gewesen, als er hörte, wohin ich Julian mitgenommen hatte. Aber ich sah das anders: Julian war reif genug. Er hatte es genossen, auch wenn es ihn erst verwirrt hatte. Aber ich hielt es für unerläßlich, daß er langsam in die Liebe eingeführt wurde. Er brannte vor Verlangen nach Brian. Ich kannte diesen Blick, fühlte die Sehnsucht, die ihn schmerzhaft erfüllte. Und ich ahnte, daß er Brian irgendwann herumkriegen würde. Und Gabriel, mein liebster wollüstiger Gabriel, schlich die ganze Zeit um den Jungen herum, wie die Katze um den heißen Brei.
Mein Gott, mein Haus war sicher nicht der richtige Ort für einen Heranwachsenden. Und erst recht nicht für einen, dessen Blut so süß war, daß auch ich es kaum ertragen konnte. Aber ich tat mein Bestes, um ihn vor allem wirklich Schrecklichen zu bewahren.
Er hatte genug Schlimmes mitgemacht. Der Tod seiner Mutter hatte ihn tief getroffen. Da war noch immer diese dunkle, melancholische Seite in ihm, die er versuchte zu verbergen. Und da hatte er nun seinen Vater gefunden und anstatt eines alten, reichen, widerlichen Schnösels, der seine Mutter verlassen hatte, lernte er einen sanften, sehr attraktiven Mann kennen, den er körperlich begehrte. Es war einfach alles anders gekommen, als er
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