Julie oder Die neue Heloise
Ehrfurcht ergriffen und gesetzt noch, seine Göttin sei hübsch, so ist das Parterre halb Heide. Man ist hier nicht so schwierig wie in der
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. Dieselben Zuschauer, welche sich dort einen Schauspieler nicht in die Person, die er vorstellt, hineindenken können, können ihn in der Oper nicht davon trennen. Es ist, als ob sich die Geister gegen eine vernünftige Illusion verhärteten und sich, je gröber und abgeschmackter diese ist, desto williger ihr hingäben, oder vielleicht fällt es ihnen weniger schwer, sich Götter zu denken, als heroische Menschen. Da Jupiter anderes Wesens ist als wir, so kann man bei ihm denken was man will; aber Cato war ein Mensch, und wie viel Menschen haben ein Recht, zu glauben, daß es je einen Cato habe geben können?
Also die Oper ist hier nicht wie anderwärts eine Truppe von Leuten, die dafür bezahlt werden, um sich vor dem Publikum sehen zu lassen; allerdings sind es Leute, die bezahlt werden und die sich sehen lassen, aber das Alles ändert im Augenblick seine Natur, wenn es eine königliche Musik-Akademie ist, eine Art von oberstem Gerichtshof, der in eigener Sache ohne Berufung richtet und sich sonst nicht eben aus Gerechtigkeit oder Treue viel macht
[Mit offeneren Worten herausgesagt, würde die Sache nur um desto wahrer sein. Aber hierin bin ich Partei und muß schweigen. Ueberall wo man weniger den Gesetzen als den Menschen unterworfen ist, muß man Ungerechtigkeit ertragen lernen.]
. Sehen Sie da, Cousine, wie mancher Orten das Wesen der Dinge an dem Schalle hängt und es nur einen ehrbaren Namen braucht, um Sachen, die nichts weniger sind, in Ehren zu bringen.
Die Mitglieder dieser edeln Akademie gehen als solche ihres Adels nicht verlustig; dafür aber sind sie excommunicirt, ganz das Gegentheil von anderwärts. Vielleicht haben sie die Wahl gehabt und wollten lieber adlig und verdammt sein, als bürgerlich und benedeit. Ich habe einen modernen Cavalier auf dem Theater gesehen, der so stolz war auf sein Handwerk, als vor Zeiten der arme Laberius, wenn er gleich nur gezwungen auftrat und nur seine eigenen Werke recitirte, sich dadurch gedemüthigt fand
[Von dem Tyrannen gezwungen, die Bühne zu besteigen, klagte er über sein Schicksal in Versen, die sehr rührend und ganz geeignet sind, jeden wackern Mann gegen diesen so gepriesenen Cäsar aufzubringen. ,,Nachdem ich", sagt er, „sechzig Jahre mit Ehre gelebt, habe ich diesen Morgen meinen Herd als römischer Ritter verlassen und bin am Abend als ein elender Histrio heimgekehrt. Ach! ich habe einen Tag zu lange gelebt. O Fortuna, mußte ich einmal entehrt sein, warum zwangst du mich nicht dazu, als mir Jugend und Kraft noch ein gefälliges Aeußere gelassen hatten? Aber jetzt, was für einen traurigen Gegenstand habe ich dem Auswurf des römischen Volkes vor Augen gestellt! eine gebrochene Stimme, einen hinfälligen Körper, einen Leichnam, ein lebendiges Grab, woran nichts mehr von mir als mein Name." Der ganze Prolog, welchen er bei dieser Gelegenheit sprach, die Ungerechtigkeit, die ihm Cäsar anthat, beleidigt durch die edle Freimüthigkeit, mit welcher er seine gekränkte Ehre roch, die Beschimpfung, die er im Circus erlitt, die Gemeinheit Cicero's, ihn wegen des erlittenen Schimpfs zu verhöhnen, die feine und spitze Antwort, die ihm Laberius hierauf gab, Alles das hat uns Aulus Gellius aufbewahrt, und es ist meinem Geschmacks nach das merkwürdigste und interessanteste Stück in seiner sonst faden Sammlung. R.
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Gellius erwähnt des Laberius I, 7 und XVI, 7; aber das Alles, was R. hier anführt, steht nicht bei ihm, sondern bei Macrobius Saturn, II, 7. D. Ueb.]
. Auch konnte der alte Laberius seinen Platz unter den Rittern im Circus nicht wieder einnehmen, während der neue alle Tage den seinigen auf den Bänken der
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unter der ersten Noblesse des Landes findet, und nie hat man in Rom mit so viel Achtung von der Majestät des römischen Volkes reden hören, als man in Paris von der Majestät der Oper spricht.
Soviel habe ich aus den Aeußerungen Anderer über dieses glänzende Schauspiel abnehmen können; jetzt will ich sagen, was ich selbst daran gefunden habe.
Stellen Sie sich eine Platte vor, etwa fünfzehn Fuß breit und verhältnißmäßig lang; diese Platte ist die Bühne. Zu beiden Seiten werden in gemessenen Abständen Schirmwände aufgestellt, auf denen die Gegenstände, welche die Scene vorstellen soll, grob gemalt sind. Den Hintergrund bildet eine große
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