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Julie oder Die neue Heloise

Titel: Julie oder Die neue Heloise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Jacques Rousseau
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Substituten ihrer Substituten.
    Man nimmt an der Thüre immer dasselbe Eintrittsgeld wie Anfangs, giebt aber nicht mehr dasselbe Schauspiel. Jedermann nimmt sein Billet wie in der Lotterie, ohne zu wissen, was für ein Loos er gezogen haben werde, und wie es auch ausfalle, Niemand würde so kühn sein, sich zu beklagen; denn, daß Sie es wissen, die edeln Mitglieder dieser Akademie sind dem Publikum keine Achtung schuldig, das Publikum nur ihnen.
    Von dem Charakter der Musik will ich Ihnen Nichts sagen; Sie kennen ihn. Aber etwas, wovon Sie sich keine Vorstellung machen können, ist das fürchterliche Geschrei, das langgedehnte Heulen, wovon das Theater während der Vorstellung widerhallt. Man sieht die Sängerinnen fast in Convulsionen diese Jammertöne mit Gewalt aus ihren Lungen reißen, die Fäuste gegen die Brust gepreßt, den Kopf zurückgeworfen, das Gesicht feuerroth, die Gefäße angeschwellt, den Magen arbeitend; man weiß nicht, was am widrigsten berührt ist, Ohr oder Auge, Ihre Verzerrungen foltern den Zuschauer ebenso sehr als ihr Gesang den Hörer, und das Unbegreifliche dabei ist, daß dieses Gebrüll fast das einzige ist, was das Publikum beklatscht. Ihrem Klatschen nach sollte man sie für Taube halten, die entzückt sind, wenn sie hin und wieder einmal einen recht durchdringenden Schrei auffangen, und die Schauspieler aufmuntern wollen, noch besser zu schreien. Ich für mein Theil bin überzeugt, daß das Gekreisch einer Sängerin in der Oper auf keine andere Art beklatscht wird, als die Kraftstücke eines Gauklers auf dem Jahrmarkt; der Eindruck davon ist ängstigend und peinlich, man fühlt sich unbehaglich, so lange sie dauern, und man ist so zufrieden, endlich Alles glücklich ablaufen zu sehen, daß man von Herzen seine Freude zu erkennen giebt. Denken Sie nur, daß diese Art zu singen angewendet wird, um Quinault's galanteste und zärtlichste Sachen auszudrücken. Stellen Sie sich die Musen, die Grazien, Amoretten, eine Venus vor, die sich in dieser zarten Weise zum Besten geben und Sie können über die Wirkung nicht in Zweifel sein. Für die bösen Geister mag die Manier hingehen; sie hat etwas Infernalisches, das denselben recht gut steht. Auch sind die Zaubereien, Beschwörungen und sonstiger Teufelsspuk immer dasjenige, was in der
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die lebbafteste Bewunderung erregt. Diese herrlichen Töne, deren Reinheit ihrer Sanftheit nichts nachgiebt, unterstützt das Orchester würdig mit den seinigen. Stellen Sie sich ein endloses Charivari ohne Melodie vor, ein ewiges schleppendes Rumrum von Bässen, das leichenhafteste, schläfrigste Wesen, das ich in meinem Leben gehört habe, und das ich keine halbe Stunde aushalten kann, ohne daß es mir heftige Kopfschmerzen macht. Das Alles bildet zusammen eine Art Psalmodie, in der gemeinlich weder Gesang noch Rhythmus zu spüren ist. Tritt dann zufällig einmal eine etwas hüpfende Melodie ein, so entsteht ein allgemeines Stampfen, man hört das ganze Parterre mit vieler Noth und großem Geräusch einem gewissen Mann im Orchester
[Dem Bucheron. R.

Bucheron (hier der Taktangeber, Dirigent) bedeutet eigentlich Holzhacker, Im Dictionnaire de Musique sagt Rousseau: ,,Man hat bemerkt, daß unter allen Orchestern in Europa, das der Pariser Oper, wiewohl es eines der zahlreichsten ist, doch am wenigsten Effect macht. Die Ursachen sind leicht einzusehen: 1) die schlechte Constitution des Orchesters, das tief im Boden liegend, von einer schweren massiven und mit Eisen beladenen hölzernen Einfriedung umgeben ist, alle Resonanz erstickt; 2) die schlechte Auswahl der Instrumentisten, die meistens nach Gunst angestellt, kaum einen Begriff von Musik haben und kein Ensemble zu Stande bringen; 3) ihre tödliche Gewohnheit ohne Ende zu klimpern, zu stimmen, zu präludiren, ohne es zum Stimmen zu bringen; 4) die französische Art, im Allgemeinen Alles zu vernachlässigen und zu verachten. was zur täglichen Pflicht wird; 5) die schlechten Instrumente, welche an Ort und Stelle bleiben, immer nichtsnutziger Ausschuß sind und die Bestimmunq haben, während der Vorstellung zu winseln und in den Zwischenzeiten zu verstocken; 6) die schlechte Aufstellung des Dirigenten, der nicht am Proscenium seinen Platz hat und, ganz mit den Schauspielern beschäftigt, sein Orchester, dem er de
n Rücken zukehrt, statt es unter Augen zu haben. nicht hinlänglich überwachen kann; 7) das unleidliche Klappen seines Taktstocks, welches die Musik überschallt und ihren

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