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Julie oder Die neue Heloise

Titel: Julie oder Die neue Heloise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Jacques Rousseau
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geadelt. In Betreff des Adels aber, der für Geld erworben und mit Aemtern gekauft wird, muß ich sgen, daß ich darin nichts Ehrenvolles finde, als das Privilegium nicht gehängt zu werden. R.
    Rousseau denkt bei dem einen Falle, dessen er erwähnt, an seinen Freund Duclos, der auf den Antrag der Stände von Bretagne, denen er als Deputirter des dritten Standes angehörte, 1755 in den Adelstand erhoben wurde. D. Ueb.
]
Man trifft allerdings unter Roturiers viele unehrenhafte Leute an; aber es sind immer Zwanzig gegen Eins zu wetten, daß ein Edelmann von einem Schelme abstammt. Lassen wir, wenn Sie wollen, die Abstammung bei Seite und ziehen das Verdienst und die Dienste in Erwägung! Sie haben die Waffen getragen für einen fremden Souverain, sein Vater hat es unentgeltlich für sein Vaterland gethan. Wenn Sie brav gedient haben, so sind sie dafür bezahlt worden, und wie viel Ehre Sie im Felde davon getragen haben mögen, hundert Roturiers haben hundertmal mehr davon getragen als Sie.
    Was ist denn nun, fuhr Milord Eduard fort, die Ehre dieses Adels, worauf Sie so stolz sind? Was thut er für den Ruhm des Vaterlandes oder für das Glück des menschlichen Geschlechtes? Was hat er, der geschworene Feind der Gesetze und der Freiheit, je hervorgebracht in den meisten Ländern, in denen er glänzt, außer etwa tyrannische Gewalt und Volksunterdrückung? Wagen Sie es, sich in einer Republik einen Stand zur Ehre zu rechnen, der auf Tugend undMenschlichkeit zerstörend wirkt, einen Stand, in welchem man sich der Sklaverei rühmt und in welchem man erröthet, Mensch zu sein? Lesen Sie die Geschichte Ihres Vaterlandes:
[Hier ist der Redner sehr ungenau. Das Waadtland hat niemals einen Theil der Schweiz ausgemacht; es ist eine Berner Eroberung und seine Bewohner sind weder Bürger noch freie Leute, sondern Unterthanen.]
worin hat sich Ihr Stand um sie verdient gemacht? Welche Adeligen können Sie unter seinen Befreiern aufzählen? Die Fürst, Tell, Stauffacher, waren sie Edelleute? Was ist das also für ein sinnloser Ruhm, von welchem Sie so viel Lärmens machen? Der, eines Menschen Diener und dem Staate zur Last zu sein. Denke dir, meine Liebe, was ich ausstand, diese ehrliche Seele so durch eine übel angebrachte Schärfe, der Sache des Freundes, dem er dienen wollte, schaden zu sehen. Dein Vater, gereizt durch so viele beißende, wiewohl allgemein gehaltene Ausfälle, fing in der That an, mit Persönlichkeiten darauf zu antworten. Er sagte Milord Eduard rein heraus, daß noch nie ein Mann seines Standes solche Reden geführt hätte, wie sie ihn entfallen wären. Ereifern Sie sich nicht ohne Grund in fremder Sache, fügte er barsch hinzu; ein so großer Herr Sie sind, zweifele ich doch, daß Sie die eigene in dem fraglichen Punkte wohl vertheidigen könnten, Sie verlangen meine Tochter für Ihren sogenannten Freund, ohne zu wissen, ob Sie selbst gut genug für sie wären, und ich kenne den hohen Adel Englands genugsam, um Ihren Reden nach keine sonderliche Meinung von dem Ihrigen zu gewinnen.
    Bei Gott! sagte Milord, was Sie auch über mich denken, es würde mich sehr schmerzen, wenn ich keine andere Probe meines Wertbes aufzuweisen hätte, als die Verdienste eines vor fünfhundert Jahren verstorbenen Mannes. Wenn Sie den Adel Englands kennen, so wissen Sie, daß er der ausgeklärteste, unterrichtetste, verständigste und bravste in Europa ist; hiernach brauche ich nicht zu untersuchen, ob er auch der älteste ist; denn wenn man von dem spricht, was er ist, so kommt nichts darauf an, was er war. Wir sind allerdings nicht die Sklaven unseres Königs, sondern seine Freunde; noch die Tyrannen des Volks, sondern seine Häupter. Als Bürgen der Freiheit, Wächter des Vaterlands und Stützen des Thrones bilden wir ein unüberwindliches Gewicht zwischen Volk und König. Unsere erste Pflicht haben wir gegen die Nation, die zweite gegen Den, welcher sie regiert: nichtauf seinen Willen, sondern auf sein Recht sehen wir. Als höchste Handhaber der Gesetze in derPairskammer, vorkommenden Falles auch selbst Gesetzgeber, theilen wir gleiche Gerechtigkeit aus an Volk und König und leiden nicht, daß Jemand sage: „Gott und mein Schwert", sondern nur: „Gott und mein Recht."
    So, mein Herr, fuhr er fort, ist dieser achtbare Adel beschaffen, der so alt ist als irgend ein anderer, aber stolzer auf sein eigenes Verdienst als auf das Verdienst seiner Ahnen, und von welchem Sie sprechen, ohne ihn zu kennen. Ich bin nicht der Letzte an Rang

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