Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche
Unterheben hatte offensichtlich nicht geklappt.
Mir wurde allmählich ziemlich mulmig, aber was sollte ich machen? Ich konnte nur weiterkochen. Ich stäubte eine dicke Lage Puderzucker darüber. Julia Child schlägt vor, den überschüssigen Zucker zu entfernen, indem man das Backblech umkippt und sachte draufklopft, nur so fest, dass die Löffelbiskuits noch haften bleiben.
Kennen Sie den: Kommt einer zum Doktor, dem eine Ente auf dem Kopf klebt. »Was kann ich für Sie tun?«, fragt der Doktor. Sagt die Ente: »Schaffen Sie mir den Kerl vom Hintern!« - So war es auch hier. Klopf auf das umgedrehte Backblech, und die Hälfte der Löffelbiskuits fallen runter, aber der überflüssige Puderzucker bleibt hängen wie ein böser Zauber. Genau das Gegenteil von dem, was ich erwartet habe. Ha-ha-ha!
Ich schob die traurigen Überreste meiner zerbrochenen Löffelbiskuits in den Ofen. Als ich sie nach zwölf Minuten inspizierte, waren sie eine einzige Schweinerei, was mich nicht im Geringsten überraschte. Der Puderzucker war karamellisiert und zu einer saugenden, schwarzen Teergrube geworden, in der meine Löffelbiskuits wie versinkende Mastodons um ihr Leben kämpften.
Das hätte gereicht, um dem ganzen Malakoff -Fiasko genau hier Einhalt zu gebieten, wenn nicht Eric, dieser grässlich fröhliche Eric, in diesem Augenblick auf meine Kosten die Arbeitsmoral entdeckt hätte. »Ich wette, die gehen noch. Bestimmt! Gib nicht auf!«
Na wunderbar.
Ich kratzte also ein paar Biskuits runter, wobei es mir sogar gelang, einige nicht zu zerbrechen, und legte sie auf einen Rost zum Abkühlen. Ich säuberte die Erdbeeren und verdünnte den Orangenlikör mit Wasser. In den musste ich die Löffelbiskuits eintunken, bevor ich die Form damit auslegte.
Wenn man eine Souffléform auskleidet, muss man die Löffelbiskuits in kleine Puzzleteile schneiden, damit sie genau auf den Boden und an die Wände der Form passen. Es war mir völlig klar, dass ich nicht genug Biskuits hatte, aber ich versuchte es trotzdem. Ich tunkte die sorgfältig zugeschnittenen Löffelbiskuit-Puzzleteilchen in die Orangenlikörmischung, erhielt eine sich in ihre Bestandteile auflösende zuckrige Masse und mörtelte diese gegen die Wände der Souffléform.
Es war spät geworden. Die Sauce Ragoût war bald fertig, und ich hatte noch nicht einmal mit dem Blumenkohl-Brunnenkresse-Püree angefangen. Ich setzte einen Topf mit Wasser auf. Ich putzte Blumenkohl und Brunnenkresse.
Zurück zur Malakoff . Und da flippte ich aus.
Zur Malakoff braucht man ein halbes Pfund ungesalzene Butter. Ich hatte kein halbes Pfund ungesalzene Butter. Ich hatte überhaupt kein halbes Pfund Butter.
Die kann mich mal.
Die gesäuberten Erdbeeren wanderten wieder in den Kühlschrank, ebenso die Souffléform mit der Biskuitpampe. Ich warf den Blumenkohl ins kochende Wasser, ein paar Minuten später auch die Brunnenkresse, goss alles ab, als der Blumenkohl weich war.
Es stand so viel Geschirr in der Spüle. So furchtbar viel Geschirr. Seit sechs Monaten tat mein Mann nichts anderes als abspülen. So wie ich nichts anderes tat als Löffelbiskuits vermasseln.
Wieso war es plötzlich schon zehn Uhr? Ich war so müde. In meinem zunehmend gereizten Hirn ragten drohend die Dateneinträge des morgigen Tages auf. Aus dem Haufen klebriger Küchengeräte, die aus der Speisekammer hervorquollen, buddelte ich das Passiersieb heraus. Diese Flotte Lotte war ein Weihnachtsgeschenk meiner Schwiegermutter; ich hatte sie noch nie benützt. Wie setzte man dieses verdammte Ding denn überhaupt zusammen? Aha, so.
Ich füllte den Blumenkohl und die Brunnenkresse in das Sieb, hielt sie über eine Schüssel und begann zu kurbeln.
Nein. Nein. So nicht.
Ich kippte Blumenkohl und Brunnenkresse in eine andere Schüssel, schon wieder ein schmutziges Teil. Ich versuchte, die Flotte Lotte wieder zusammenzusetzen. Nein. Nein. Ich krieg es nicht zusammen. Ich - krieg - es - nicht - zusammen.
Fügen Sie an dieser Stelle den grauenhaften Zusammenbruch ein, von dem Sie schon gehört haben. Es soll der Hinweis genügen, dass es noch viel schlimmer war. Es war der Urvater aller Zusammenbrüche. Der Krakatau. Das Ende dieser Scheißwelt.
Unheilverkündendes Schweigen im Blogiversum. Man konnte eine Stecknadel fallen hören. Dann:
Was ist denn los?! O Gott, diese Spannung bringt mich noch um!
Langsam versammelten sich die Getreuen zur Nachtwache.
Julie? Bist du noch da? Du hörst doch wohl nicht
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