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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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einschätzen, was Tuckers Wiederauftauchen bedeutete – sie hatte ja nicht so viel Zeit investiert
     –, aber sie würde trotzdem auf und ab hopsen und »Das ist ja super« rufen. Vielleicht sollte er es ihr gar nicht erst sagen,
     dann konnte er auch keine Antipathie gegen ihr gekünsteltes Getue entwickeln. Annie hingegen hatte die komplette Dauer von
     Tuckers Abwesenheit miterlebt und würde die emotionale Wirkung dieser Neuigkeiten augenblicklich erfassen. Verbot ihm seine
     Beziehung zu Gina, Dinge wie diese mit Annie zu teilen? Er fand nicht. Er schaute auf die Uhr. Sie war sicher noch auf, es
     sei denn, ihre Gewohnheiten hätten sich nach seinem Auszug radikal verändert.
    »Annie?«
    »Duncan? Was ist los? Ich war schon im Bett.«
    »Oh, tut mir leid.«
    Er hoffte, dass sie nicht seinetwegen schon so früh ins Bett ging, fürchtete aber, dass es ein Anzeichen von Depressionen
     war.
    »Hör mal. Es ist was ziemlich Sensationelles passiert«, sagte er.
    »Ich hoffe, dass es sensationell ist, Duncan. Ich hoffe, dass normale Menschen deine Begeisterung teilen können.«
    »Das könnten sie, wenn sie die Bedeutung verstünden.«
    »Es wird irgendwas mit Tucker zu tun haben, stimmt’s?«
    »Ja.«
    Sie seufzte schwer, was er als Aufforderung interpretierte, fortzufahren.
    »Er ist aufgetreten. In einer Bar. Er hat als Zugabe für eine offenkundig ziemlich belanglose Band »Farmer John« gesungen.
     Kennst du das Stück? ›Farmer John, I’m in love with your daughter, Woa-oo-o-ah.‹ Und dann hat er einem aus dem Publikum erzählt,
     er würde ein Album mit Coverversionen von Dean-Martin-Songs aufnehmen.«
    »Schön. Toll. Darf ich jetzt wieder ins Bett?«
    »Annie, du tust dir damit doch mehr weh als mir.«
    »Bitte?«
    »Ich weiß, dass du das auch sensationell findest. Aber du tust so, als wäre es dir gleichgültig, weil du glaubst, du könntest
     mir damit eins auswischen. Ich hatte gehofft, da würdest du drüberstehen.«
    »Ich bin begeistert, Duncan, ehrlich. Hätten wir ein Bildtelefon, könntest du sehen, dass ich ganz aus dem Häuschen bin. Aber
     es ist spät, und ich bin müde.«
    »Tja, wenn du meinst, du musst so sein.«
    »Ja, meine ich.«
    »Du meinst also nicht, dass wir eine Art Freundschaft aufbauen können?«
    »Nicht heute Abend, nein.«
    »Ich denke bloß … Unterbrich mich, wenn du meinst, dieser Vergleich ist unpassend oder … daneben. Aber ich finde, Tucker ist
     in gewisser Weise wie unser Kind. Vielleicht mehr meins als deins … Vielleicht, ich weiß auch nicht, war er wie mein Sohn,
     und als wir unskennenlernten, hast du ihn adoptiert. Und wenn mein Sohn, dein Stiefsohn, etwas Bemerkenswertes leistet, möchte ich das mit
     dir teilen, selbst wenn …«
    Annie legte auf. Schließlich schrieb er eine E-Mail an Ed West, einen seiner Freunde von der Website, aber es war nicht dasselbe.
     
    Während der folgenden Tage tauschten die regelmäßigen Besucher der Fanseite sich über alles aus, was sie über ›Farmer John‹
     wussten, in der Hoffnung, so Crowes Botschaft an die Welt entschlüsseln zu können. Sie diskutierten, ob die »champagne eyes«
     der Farmerstochter von Bedeutung waren – bekannte Tucker sich damit zu der Rolle, die Alkohol in seinem Leben gespielt hatte
     und vielleicht weiterhin spielte? Trotz allen interpretatorischen Einfallsreichtums, den sie auffahren konnten, der Rest des
     Songtextes, der mehr in Richtung ›I love the way she walks/talks/wiggles‹ ging, gab nicht viel her. Konnte es sein, dass er
     einfach nur seine Liebe zu einer Farmerstochter gestand? Es gab ja sicherlich einige davon in seiner unmittelbaren Nachbarschaft,
     warum sollte er sich also nicht in eine davon verliebt haben? (Und natürlich konnte man sich keine Farmerstochter vorstellen,
     ohne sofort an rosige Apfelbäckchen und ein gebärfreudiges Becken zu denken. Und das musste man mal mit der bleichen Größe-34-Schönheit
     von Julie Beatty und Konsorten vergleichen! Wenn er wirklich in eine Farmerstochter verliebt war, dann mussten die alten,
     ungesunden West-Coast-Zeiten wohl wirklich vorbei sein.)
    Es wurde heftig über die Verbindung zu Neil Young debattiert, war Young doch ein Künstler, den Crowe immer bewundert hatte,
     und der es geschafft hatte, kreativ und produktiv alt zu werden. War es ein Ausdruckdes Bedauerns über die vergeudete Zeit? Oder wollte er damit sagen, dass Young ihm einen möglichen Weg gezeigt hatte? Auch
     die Tatsache, dass dieses Stück neben

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