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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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aus Breakdancer,
     Kampfsportler und Kosake – wirbelnde Drehungen, Kicks, rudernde Arme und Liegestütze –, aber es war sein völliger Mangel an
     Hemmungen, seine bombenfeste Überzeugung, dass das halbe Dutzend Leute im Pub auch sehen wollten, was er da machte, das sie
     am meisten beeindruckte.
    »Großer Gott«, meinte Ros, als er fertig war, »was war das denn?«
    »Was soll das heißen, was war das denn?«
    »Ich hab so was noch nie gesehen.«
    »Du bist also nicht von hier?«
    »Doch, schon. Sind wir beide.«
    »Und du hast noch nie gesehen, wie man auf Northern Soul tanzt?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Du, Annie?«
    Annie schüttelte den Kopf und errötete. Wieso wurde sie denn bloß rot? Warum genierte sie sich zuzugeben, so was noch nie
     gesehen zu haben? Am liebsten hätte sie ihre treulosen Wangen abgewatscht.
    »Das ist doch das, wofür Gooleness steht«, sagte Barnesy. »Die Gooleness-Allnighter. Wir kommen seit 1981 her, stimmt’s, Gav?«
    »Von wo kommt ihr denn?«
    »Scunny. Scunthorpe.«
    »Ihr kommt den ganzen Weg von Scunthorpe nach Gooleness, um hier auf Northern Soul zu tanzen?«
    »Ja logo. Sind doch nur fünfzig Meilen.«
    Gav kam mit zwei Gläsern von der Theke zurück und stellte sie auf den Tisch, an dem Annie und Ros saßen.
    »Was habt ihr denn heute Abend so vor?«
    Einen Lidschlag lang hatte Annie die absurde Idee, Ros würde ihnen haarklein erklären, was sie vorhatten, und Gav und Barnesy
     würden sich daraufhin anbieten, ihr Sexproblem zu lösen. Sie glaubte nicht, dass sie Lust auf einen von beiden hatte.
    »Nichts«, sagte Annie rasch. Die Eilfertigkeit der Antwort und das Erwartungsfrohe, das sie implizierte, waren das genaue
     Gegenteil von dem, was sie eigentlich im Sinn gehabt hatte. Ihr kam es vor, als hätte sie, indem sie dazwischenredete, um
     Ros davon abzuhalten, den Sexplan zu verraten, mehr oder weniger Sex in Aussicht gestellt.
     
    »Tja, da wären wir also«, meinte Gav, der ihr für einen Northern-Soul-Tänzer zu rundlich erschien, wenn das, was Barnesy dargeboten
     hatte, repräsentativ war. »Wie wär’s? Zwei gut aussehende Kerle, zwei gut aussehende Frauen.«
    »Ros hier ist homosexuell«, sagte Annie. Und dann hilfsbereit: »Lesbierin«, als bestünde irgendein Zweifel, welcher Spielart
     der Homosexualität Ros angehörte. Hätte sie zuvor der Versuchung nachgegeben, sich selbst zu ohrfeigen, wäre sie vielleicht
     nicht in der Lage gewesen, etwas derart Taktloses und Deplatziertes zu sagen. Anerkennenswerterweise stöhnte Ros nur auf und
     verdrehte die Augen. Sie hätte das gute Recht dazu gehabt, aus dem Pub zu marschieren und nie wieder ein Wort mit Annie zu
     wechseln.
    »Annie!«
    »Lesbierin?«, fragte Gav. »Eine echte? Hier in Gooleness?«
    »Sie ist keine Lesbe«, erklärte Barnesy.
    »Woher weißt du das?«
    »Das sagen Mädchen immer, wenn sie einen nicht leiden können. Erinnerst du dich an die beiden auf dem Blackpool-Allnighter?
     Erzählen einem erst, sie stehn nicht auf Männer, und dann stecken sie ihre Zunge dem DJ in den Hals.«
    Ros lachte. »Tut mir leid, wenn das wie eine Abfuhr wirkt«, sagte sie. »Aber ich war schon lesbisch, bevor ihr hier reingekommen
     seid.«
    »Heilige Scheiße«, stieß Barnesy ehrfurchtsvoll aus. »Du läufst einfach so homo frei rum?«
    »Yep.«
    »Ich muss dir ja gestehen«, sagte Gav plötzlich ganz aufgeregt, »dass ich …«
    »Du brauchst gar nicht erst weiterzureden«, meinte Ros.
    »Du weißt doch gar nicht, was ich sagen wollte.«
    »Du wolltest sagen, dass du schwule Männer zwar zum Kotzen, den Gedanken an lesbische Frauen aber total scharf findest.«
    »Oh«, machte Gav. »Das ist für dich nichts Neues, was?«
    »Wie funktioniert das denn überhaupt?«, fragte Barnesy. »Wenn die eine von euch lesbisch ist und die andere nicht?«
    »Wie das funktioniert?«, meinte Ros. »Ach so, nein, wir sind kein Paar. Wir sind nur Freundinnen.«
    »Lesbenfreundinnen«, sagte Gav. »Verstehste?«
    Barnesy boxte ihn hart auf den Arm. »Das ist schon der zweite blöde Spruch von dir. Inklusive dem, was siedich gar nicht hat aussprechen lassen. Wie alt bist du eigentlich? Dämliches Arschloch. ’tschuldigt meine Ausdrucksweise,
     Ladys. Außerdem hat das ja damit nichts zu tun, oder?«
    »Womit?«, fragte Ros.
    »Na, ob ihr Lust habt, mitzukommen. Um ehrlich zu sein, bin ich nach ’nem Allnighter ohnehin zu geschlaucht für Sex, da ist
     es gar kein so großes Problem, dass du lesbisch bist.«
    »Das

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