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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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denn Anno von Klingenfeld und seine Freunde haben zu dessen besten Gästen gezählt.«
    Lore lehnte sich an Fridolin und atmete zufrieden auf, weil auch dieser Schatten von ihnen gewichen war.
    Dann aber bemerkte sie, dass Fridolin nach wie vor sehr nachdenklich wirkte, und sah ihn fragend an.
    Er lächelte beruhigend. »Ich habe Hede getroffen. Sie lässt dich grüßen und bittet dich um Verzeihung, denn sie hat es nicht übers Herz gebracht, ihren Ehemann der Polizei zu übergeben.«
    »Sag bloß, dieser angebliche Gebrauchtmöbelhändler läuft immer noch frei herum!«, antwortete Lore empört.
    »Frei ja, aber nicht mehr hier in Deutschland, sondern drüben in Amerika. Hede hat ihn dorthin schaffen lassen. Nun will sie das
Le Plaisir
aufgeben.«
    »Das hat sie mir geschrieben.«
    »Über einen Makler hat sie ein Haus in Thüringen gekauft. Dort soll ihr Junge ohne den Ballast der Vergangenheit aufwachsen.«
    Lore nickte versonnen, denn sie fragte sich, wie sie an Hedes Stelle entschieden hätte. Wohl nicht anders als die ehemalige Bordellbesitzerin, sagte sie sich und vergaß ihren Unmut. Dafür war der Tag viel zu schön, und sie freute sich, endlich wieder mit Fridolin zusammen zu sein.

III.
    G rimbert von Nehlen hatte das Herrenhaus seines Gutes wie zu einem Fest herausputzen lassen. Lore staunte über den Blumenschmuck und die grünen Girlanden, die über der Tür hingen. Die zahlreichen Kutschen und leichten Wagen bei den Ställen wiesen darauf hin, dass vor ihnen schon etliche Gäste eingetroffen waren.
    Knechte eilten herbei und hielten die Pferde fest, damit Lore und ihre Begleiter aussteigen konnten. Dann traten Mägde auf sie zu und boten ihnen Wein und kleine Leckerbissen an.
    Lore nahm sich ein Schinkenschnittchen und ein gefülltes Weinglas. Danach folgte sie Fridolin zum Eingang des Herrenhauses. Neben ihr tauchte Nathalia mit einer Miene auf, die Lore nur störrisch nennen konnte. Auf die Erfrischungen hatte ihre Freundin verzichtet. Sie konnte nur hoffen, dass Nathalia ihre zu erwartende Enttäuschung über Graf Nehlens Entscheidung im Zaum halten würde.
    Als sie das Hauptportal des Herrenhauses durchschritten, kam ihnen Graf Nehlen entgegen. »Willkommen!«, rief er. »Es freut mich besonders, Sie zu sehen, mein lieber Trettin. Wir werden heute Nachmittag wohl einiges zu besprechen haben. Ich hoffe, meine Damen, Sie entschuldigen, dass ich Sie nicht als Erste begrüßt habe. Doch ich bin neugierig auf das, was Trettin zu berichten weiß.«
    »Wir sind Ihnen keinesfalls böse«, erklärte Lore.
    Nathalia aber blies kurz die Luft durch die Nase und ging grußlos weiter. Sie hatte den Saal noch nicht erreicht, da stach Leutnant von Bukow auf sie zu.
    In seiner neuen Paradeuniform bot er einen prachtvollen Anblick, doch sein Tonfall klang unecht. »Endlich sehe ich Sie wieder, gnädigste Komtess«, säuselte er und packte Nathalias Hand, um einen Kuss daraufzuhauchen.
    Lore warf einen kurzen Blick auf Jürgen und sah, dass dieser sich zwar über seinen Vetter ärgerte, ansonsten jedoch völlig in sich gekehrt wirkte, als ginge das alles ihn nichts an. Dabei hätte sie ihm wirklich etwas mehr Mut gewünscht. Er schien Nathalia als strahlenden Stern am Firmament anzusehen, den er bewundern, aber nicht besitzen durfte.
    »Herr Leutnant gedenken sich meiner wieder zu erinnern?«, fragte Nathalia kühl und entzog von Bukow die Hand.
    »Werteste Komtess, meine Gedanken waren immer bei Ihnen!« Adolar von Bukow versuchte erneut, Nathalias Rechte zu erhaschen.
    Sie versteckte beide Hände hinter ihrem Rücken und hob die Brauen. »Sind Sie etwa ein Hund, dass Sie meine Hand lecken wollen?«
    Das war eine saftige Beleidigung, doch Lore zollte ihrer Freundin insgeheim Beifall. Immerhin hatte der Leutnant sich in den letzten Wochen nur noch um Gottlobine von Philippstein bemüht. Wahrscheinlich sah er seine Chancen auf das reiche Nehlener Erbe schwinden und versuchte daher nun bei Nathalia sein Glück.
    Diese war jedoch nicht mehr das sich gelangweilt fühlende Fräulein, das ihren Ehepartner nach dem Gotha aussuchen wollte, sondern hatte gelernt, was Liebe bedeutet, und auch bereits deren ersten Schmerz verspürt. Daher kehrte sie von Bukow mit einer brüsken Bewegung den Rücken zu und folgte einem Diener zu dem Platz, auf dem ihr Namenskärtchen stand.
    Lore entdeckte ihr Kärtchen zwei Plätze weiter und atmete auf, als sie feststellte, dass Fridolin zwischen ihr und ihrer Freundin sitzen würde. Neben

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