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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Sonne leuchteten wie kleine Feuer. Als sie ein Salbeifeld querten, stieg der würzig-frische Duft in Sims Nase. Sie hatte dieses karge Land zu lieben begonnen. Irgendwann in den letzten Tagen musste das passiert sein, ohne dass sie ihren Sinneswandel bemerkt hatte.
    Nach anderthalb Stunden machten sie Rast und Jimi drehte sich einen Joint. Sim staunte nicht schlecht, als er ihn wortlos an Roos weiterreichte und sie mit geschlossenen Augen einen tiefen Zug nahm. Hatte sie etwas verpasst? Die Niederländerin gab den Joint an Sim weiter und sie nahm ebenfalls einen Zug.
    »Aber nicht wieder ausflippen«, meinte Jimi mit einem spöttischen Augenzwinkern.
    Sie hätte gekränkt sein können, aber das hätte bedeutet, dass sie nichts dazugelernt hatte. Bevor sie den Joint an Roos zurückgab, nahm sie einen weiteren Zug. Sim hatte kaum Erfahrung mit Gras, aber dieser Joint war stark und brannte in ihren Lungen. Sie hatte angefangen zu rauchen, als ihre Grufti-Phase begann, hatte es aber nach einiger Zeit wieder aufgegeben, weil ihr Taschengeld nicht für Alkohol und Zigaretten reichte.
    Roos legte sich zurück ins Gras und Sim tat es ihr nach. Während Jimi seinen Joint zu Ende rauchte, sah Sim zu, wie die Wolken über den blauen Himmel zogen und ihre Julischatten auf die Prärie warfen.
    Sie wünschte, sie wäre mit Jimi allein hier, ohne Roos. Vielleicht würde er sie dann küssen. Und sie fragte sich, warum er es nicht einfach tat.

21. Kapitel
    Zum ersten Mal, seit Jimi und Lukas sie vom Flughafen abgeholt hatten (das war jetzt genau achtzehn Tage her), saßen sie wieder zu dritt in Tante Jos Pick-up. Es war ein heißer, beinahe wolkenloser Morgen. Beide Fenster waren heruntergekurbelt und die Black Lodge Singers sangen Mickeymouse and Minniemouse. Lukas war gut gelaunt und sang mit. Jimi schien mit seinen Gedanken woanders zu sein.
    Sim wusste, dass er in Hot Springs einen gebrauchten Schalldämpfer für seinen Mustang besorgen wollte. Jo hatte ihnen den Auftrag gegeben, bei einem Charlie Bledsoe in den Black Hills vorbeizufahren, der noch nach alter Lakota-Tradition Bisonfelle mit Tierhirn gerbte. Dafür kam Jo für das Benzin auf. Außerdem sollte Sim im Naturkostladen in Hot Springs ein paar Dinge zu kaufen, die im Sioux-Nation- Supermarkt nicht zu bekommen waren. Wenn sie alles schnell erledigten, blieb Zeit für einen Abstecher zu den Cascade Falls.
    Sim trug einen Bikini unter ihren Sachen und aus ihrem Rucksack, den sie zwischen ihre Beine gestellt hatte, lugte das Badehandtuch hervor.
    »Was hast du damit vor?«, fragte Jimi und deutete auf das Handtuch.
    »Schwimmen gehen.«
    »Wir fahren in die Berge und nicht ans Meer. Du musst da irgendetwas verwechselt haben.«
    »Zu unserem heutigen Programm gehört auch ein Abstecher zu den Cascade Falls«, erwiderte Sim selbstbewusst.
    »Sagt wer?«
    »Sagt Jo.«
    Jimi runzelte die Stirn. Schwimmen schien nicht in seinen Plan zu passen. »Ich bezweifle, dass wir Zeit dafür haben.«
    »Ach, komm«, mischte sich Lukas ein. »Ist doch nicht so weit weg von Charlie.«
    Missmutig drehte Jimi die Musik lauter.
    Nach zwei Stunden Fahrt erreichten sie Hot Springs, ein Städtchen am Fuße der Black Hills, das laut Lukas für seine heilsamen heißen Quellen und seine Mammutknochen berühmt war. Die Überreste der Mammuts, die hier vor mehr als zwanzigtausend Jahren im heißen Wasser einer Thermalquelle verendet waren, hätten Sim durchaus interessiert, aber Jimi meinte, sie hätten keine Zeit für Sightseeing. Seine Laune war schlechter denn je und Sim wusste überhaupt nicht mehr, woran sie bei ihm war.
    Hot Springs war eine grüne Oase. Überall Bäume, Blumenrabatten vor den kleinen Holzhäusern am Rande der Straße. Sie fuhren ein Stück in den Ort hinein, bogen an einer Tankstelle ab und waren nach wenigen Meilen mittendrin in den schwarzen Bergen. Statt der gelben, baumlosen Hügelwellen säumten Kiefernwälder und von Bächen durchzogene grüne Täler die Straße.
    »Das gehörte alles mal uns«, meldete sich Jimi zu Wort.
    »Es ist wunderschön hier«, sagte Sim und biss sich auf die Lippe, weil Lukas das alles nicht sehen konnte. Er hatte gesagt, sein Leben wäre okay so, wie es war. Aber Sim fand die Vorstellung schrecklich, dass ihm solche Schönheit verwehrt blieb.
    »Eines Tages werden wir uns die Black Hills zurückholen«, war der nächste Kommentar von Jimi.
    Lukas schüttelte unmerklich den Kopf, sagte aber nichts.
    Nach ein paar Meilen bogen sie nach rechts in

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