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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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sein, okay?«
    »Dann sag ihr das selbst.« Sim war durch Jimis heftige Reaktion wie vor den Kopf geschlagen. Sie machte kehrt und ließ ihn stehen.
    Er kam ihr nachgelaufen und schnappte sie von hinten am Arm. »Hey, nun sei nicht gleich sauer. Das blöde Indian-Time-Gelabere geht mir bloß langsam auf die Nerven.«
    Sie sah zu Boden. Er war ein anderer, nicht der Jimi vom Vormittag. Nicht der Jimi, dem sie erlaubt hatte, ihr das T-Shirt bis zum Kinn zu schieben und ihre Brüste zu küssen. »Ich gehe dann mal«, sagte sie lahm.
    Er blickte sich kurz um und nickte ein paar Leuten zu, die zu ihnen herübersahen. »Dann bis morgen.«
    Auf der Heimfahrt, es war schon kurz vor Mitternacht, gab Jo zum ersten Mal zu, dass sie wegen Alfred Black Fox ein ungutes Gefühl hatte.
    »Vermutlich hat er von der Familie Geld genommen und sich abgesetzt«, sagte sie zu Sim. »Ich kenne ihn nicht, aber ich werde morgen mal ein paar Erkundigungen über ihn einziehen.«
    Sim hörte nur mit halbem Ohr zu. Sie glaubte sowieso nicht daran, dass man mit einer indianischen Heilzeremonie Leukämie heilen konnte. Und außerdem war sie in Gedanken bei Jimi, der am Vormittag den Eindruck gemacht hatte, als wäre er in sie verliebt. Und der sich am Nachmittag so verhalten hatte, als wäre er ein dämlicher Macho.
    Am nächsten Nachmittag waren Lukas und Jimi pünktlich zur Stelle. Wie sich herausstellte, sollte nur Jimi mit Roos ausreiten, während die Van der Vaarts mit Jo und Lukas etwas besprechen wollten.
    Sim merkte, wie wenig es Eva gefiel, ihre Tochter allein mit Jimi Little Wolf über die Prärie reiten zu lassen. Schließlich wurde Sim wieder einmal gebeten, den Anstandswauwau zu spielen.
    »Aber ich kann überhaupt nicht reiten«, protestierte sie mit verhaltener Stimme.
    »Du kriegst das schon hin«, meinte Jo, »Jimi ist ja dabei. Tu es für Roos, okay? Wenn du magst, kannst du morgen dafür mit den Jungs nach Hot Springs fahren. Ihr könntet baden gehen.«
    Sim horchte auf. »Ist das dein Ernst?«
    »Ja. Ganz in der Nähe von Hot Springs befinden sich die Cascade Falls und es ist sehr schön da. Zum Baden wirst du die beiden allerdings überreden müssen.«
    »Na gut.«
    »Danke, Simona.«
    »Was gibt es denn mit Lukas zu besprechen?«
    »Frag ihn selbst. Ich weiß nicht, ob er darüber reden möchte.«
    Das Ganze wurde immer mysteriöser. Sim zog sich eine lange Hose an und lief hinunter zum Korral, wo Jimi dabei war, Big Boy und Angel zu satteln. Als Sim ihm offenbarte, das sie mitkommen würde, grinste er nur und machte sich noch einmal auf den Weg, um ein drittes Pferd zu holen.
    »Jimi ist supernett«, sagte Roos. Sie sah viel besser aus als gestern auf dem Powwow. Wangen und Hals waren leicht gerötet und Sim hoffte, dass das von der Sonne kam oder mit der Vorfreude auf den Ausritt zu tun hatte und nicht mit Jimi Little Wolfs Gegenwart.
    »Er kann auch anders«, sagte sie.
    Überrascht sah Roos ihr ins Gesicht. »Oh, du magst ihn.«
    Sim zuckte mit den Schultern. »Wir sind befreundet«, sagte sie, so lässig sie konnte.
    Nach einer Weile kam Jimi mit Forrest zurück, den er bereits gesattelt hatte. Sim atmete erleichtert auf. Mit dem freundlichen alten Araber würde sie schon klarkommen.
    »Hoka hey, Mädels«, sagte Jimi. »Auf geht’s!«
    Mit unübertroffener Anmut saß Roos auf. Sim brauchte Jimis Hilfe und er griff ihr dabei ungeniert an den Hintern, worauf sie rot wurde und ihm am liebsten eine gelangt hätte. Aber sie beherrschte sich, sie war froh, dass er aus ihrem Verhalten im Trailer keine falschen Schlüsse gezogen hatte.
    Forrest war ein braves Pferd, er folgte den anderen beiden und machte Sim keine Schwierigkeiten. Immer wieder schielte Sim zu Roos, um ihr ein paar Tricks abzugucken oder ihre Haltung zu imitieren. Etwas, das Jimi ganz offensichtlich nicht entging, denn er kam aus dem Grinsen überhaupt nicht mehr heraus.
    Sie redeten kaum, selbst Roos schien völlig in ihren Gedanken versunken zu sein, glücklich, auf einem Pferderücken zu sitzen. Die Sonne sank und die Hitze wurde langsam erträglicher. Juniper, die sich eine Pause von ihren anstrengenden Mutterpflichten gönnte und sie begleitete, scheuchte Vögel auf und jagte Kaninchen hinterher. Die Hündin war erstaunlich schnell, aber ihr fehlte die Ausdauer. Die Kaninchen schlugen Haken und verkrochen sich in ihren Erdhöhlen.
    Das Gras auf den Hügeln war verdorrt und ausgeblichen. Sie ritten vorbei an Rosenbüschen, deren dunkelrosa Blüten in der

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