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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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wiederkehrende Gelegenheit. Mit Sicherheit gab es kühles Bier auf Kiki Whirlwinds Party. Und Manderson war gleich um die Ecke. Was sollte also schiefgehen?
    »Okay«, sagte sie. »Ich brauche fünf Minuten, um mir etwas anzuziehen. Bin gleich wieder da.«
    Sie lief hinüber in den Trailer und streifte über, was ihr als Erstes unter die Finger kam: den schwarzen Samtrock, schwarze Nylons und das mit violetten Pailletten besetzte limonengrüne Top. Dazu ihre Schnürstiefel und eine Samtjacke mit langer Spitze an den Ärmeln. Die Haare mit ein bisschen Gel in Form gebracht – fertig.
    »Wow!«, sagte Jimi, als sie wieder ins Blockhaus kam. Es war kein Wow, du siehst toll aus. Eher ein Wow, ich wusste gar nicht, dass du noch mehr solche schrägen Klamotten besitzt. Aber egal – Hauptsache, sie mochte, was sie trug.
    Sie schloss Trailer und Blockhaus sorgfältig ab, verabschiedete sich von Juniper und stieg zu Jimi und Lukas in den Mustang.

24. Kapitel
    Das Haus, in dem Kiki mit ihrer Mutter (die im Gefängnis saß) wohnte, war eines dieser Häuser, die von der Regierung gebaut worden waren und die alle gleich aussahen. Gelbliche Backsteinwände, die sich beim Näherkommen als Kunststoffattrappe entpuppten, flache Satteldächer, keine Veranda.
    Ein aufblasbares Babyplanschbecken stand vor dem Haus auf der verdorrten Wiese. Verwaschene Handtücher flatterten auf einer Leine. Aus dem Inneren dröhnten die Bässe. Niemand würde sich über den Krach beschweren, das Haus stand weit genug entfernt von den übrigen Häusern der Siedlung. Ein paar Rostlauben parkten neben einem Stapel Autoreifen und auf den Betonstufen vor dem Haus knutschte ein Pärchen.
    Jimi legte seine Linke auf Lukas’ Schulter und mit der Rechten griff er nach Sims Hand. Er schob Lukas in Richtung Eingang und zog Sim hinter sich her.
    Das Haus war einfach eingerichtet, aber erstaunlich ordentlich und sauber. Sim hatte sich schon über das Fehlen von Müll und Schrott im Vorgarten gewundert und stellte beschämt fest, wie voreingenommen sie war.
    Die Party war bereits in vollem Gange. Hip-Hop schallte aus den Lautsprechern im Wohnraum, alle Türen standen offen. Ein paar Leute tanzten, andere saßen auf Sesseln, lehnten in Türöffnungen und an den Wänden. Im Fernsehen lief irgendein schwachsinniger Zeichentrickfilm und auf der Couch lümmelten zwei Mädchen, die nicht älter als vier oder fünf waren. Eine von ihnen nuckelte am Daumen und schien trotz des Krachs und der vielen Leute gleich einzuschlafen.
    Man trank aus Dosen, auf den ersten Blick allerdings keinen Alkohol. Dass der erste Blick täuschte, davon war Sim felsenfest überzeugt. Jimi besorgte Lukas ein Wasser und Sim eine Cola. Er selbst trank auch Cola. Cammie kam aus der Küche und begrüßte sie überschwänglich. Sie hatte es nach wie vor auf Lukas abgesehen und nahm ihn sofort in Beschlag.
    Etwas verlegen stand Sim neben Jimi gegen die Wand gelehnt und trank aus ihrer Coladose. Sie spürte die Blicke der jungen Lakota auf sich, die sich bemühten, sie nicht anzustarren, und es doch taten. Alle, ausnahmslos, waren in Jeans und T-Shirts. Sim in schwarzem Samt und schwarzer Spitze. Ein hysterisches Kichern stieg in ihr auf.
    »Was ist denn?«, fragte Jimi. »Hab ich was verpasst?«
    »Schämst du dich für mich?«
    »Nein«, sagte er, etwas zu schnell. Er küsste sie flüchtig, wie um sein Nein zu unterstreichen, und Sim musste erst recht lachen.
    »Wollen wir tanzen?«
    »Okay.« Sim tanzte gerne, Tanzen war ein bisschen wie Tequila trinken. Dabei konnte sie vergessen. Noch besser war es, erst etwas zu trinken und dann zu tanzen. Das lockerte die Glieder, machte beweglich, frei. Ohne Alkohol konnte so eine Party ziemlich anstrengend sein.
    Sie tanzten ein paar Minuten lang. Sim fragte Jimi, ob es irgendwo ein Bier für sie gäbe. Grinsend zog er sie hinter sich her durch eine Tür, die Stufen hinab in den Keller, einen großen Raum, in dem sich die Heizungsanlage befand. Rohre liefen an den Wänden und unter der Decke entlang. Auf dem Betonboden nackte Matratzen mit mehreren Schlafsäcken.
    Jimi öffnete eine große Eisbox und holte zwei Dosen Budweiser heraus. Sie öffneten die Dosen und tranken. Sim leckte sich über die Lippen.
    »Wohnt hier unten jemand?«
    »Sieht so aus.«
    Wie kann man so leben, dachte Sim.
    Sie gingen wieder nach oben. »Du weißt ja jetzt, wo du Nachschub bekommst«, sagte Jimi. »Das Bier habe ich besorgt, mach dir also keine Gedanken. Du kannst dich

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