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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Gefühl, begehrt zu werden?
    Jimi stürzte Sim jedes Mal, wenn sie ihn sah, in ein Wechselbad der Gefühle und verstörte sie in seiner offensiven Art. Bei Lukas dagegen empfand sie diese schwer zu beschreibende Verbundenheit. Beides erlebte sie zum ersten Mal mit einem Jungen und sie kam einfach nicht klar mit ihren Gefühlen.
    Sim holte tief Luft, entriegelte die Tür und verließ das Badezimmer. Als sich im dunklen Flur eine Hand auf ihre Schulter legte, fuhr sie mit einem leisen Aufschrei herum. Jimi stand vor ihr und seine braunen Augen musterten sie eindringlich. »Hey, alles klar?«
    »Alles bestens.« Ihr Herz schlug schneller, das Gesicht brannte. Er war es. Jimi. Ihn wollte sie. Das konnte gar nicht anders sein, wenn er ihr Herz so zum Rasen bringen konnte, dass es beinahe aus dem Takt kam.
    Er reichte ihr seine Coladose und Sim nahm einen Schluck. Zombie-Cola. Der Alkohol ging sofort ins Blut, strömte durch ihre Adern, sorgte dafür, dass sie sich entspannte. Sim nahm noch einen Schluck.
    »Das war eine ziemliche Show«, sagte Jimi, offensichtlich darum bemüht, gelassen zu klingen. Er nahm ihr die Coladose aus der Hand, um selbst zu trinken.
    »Eine Show?«
    »Na ja, so, wie ihr getanzt habt.«
    Sim holte sich die gespritzte Cola zurück und trank sie in einem Zug aus. »Lukas wollte tanzen und es war ein langsames Lied. Hätten wir herumhüpfen sollen wie Frösche?«
    Jimi verzog den Mund zu einem Lächeln, das ihm nicht wirklich gelang. »Wenn du hier bei uns so mit einem Jungen tanzt, dann heißt das, dass du mit ihm zusammen bist.«
    Okay, dachte Sim. Wieder etwas dazugelernt. Nicht länger als eine halbe Stunde mit einem Jungen sprechen, ihm nicht in die Augen sehen, nicht mit ihm tanzen. Wenn doch, war man so gut wie verheiratet mit dem Kerl. »Tut mir leid, das wusste ich nicht.«
    »Aber Luke weiß es.«
    Sim zuckte mit den Achseln. »Luke und ich sind Freunde, mehr ist da nicht.«
    »Du hast dich von ihm befummeln lassen.«
    »Das stimmt nicht«, protestierte sie. Aber dann dachte sie an Lukas’ Hand auf ihrem Hintern und wurde rot. »Er fand den Samtstoff so toll, das war alles.« Ihr war klar, wie lahm das klang.
    »Okay.« Jimi nickte. Doch sein Blick sagte ihr, dass es nicht okay war.
    Von nun an blieb Jimi an ihrer Seite, so, wie sie es sich von Anfang an erhofft hatte. Dadurch, dass er immer wieder seinen Arm um ihre Schultern legte (einen Arm, der zunehmend schwerer wurde), zeigte er seine Besitzansprüche an. Jetzt hatte sie, was sie wollte: Sie waren zusammen und er zeigte es auch.
    Jimi sorgte für Nachschub an Whiskey-Cola, und je mehr Sim trank, umso lauter machte sich die Stimme in ihrem Inneren bemerkbar, die sagte: Du bist okay, so wie du bist. Jimi ist eifersüchtig. Er mag dich wirklich.
    Jimi eroberte einen Platz in einem der breiten Sessel und zog Sim auf seinen Schoß. Er teilte eine seiner Selbstgedrehten mit ihr. Schließlich küsste er sie. Vor aller Augen. Es war ein Kuss, bei dem ihr Hören und Sehen verging. Ihr Inneres schmolz und ihr Herz galoppierte los. Unter all den tanzenden, lachenden und zunehmend betrunkenen Partygästen kam Sim sich auf Jimi Little Wolfs Schoß vor wie auf einer Insel. Nur Jimi und Sim. Für einen winzigen Moment dachte sie an Lukas. Ihr schlechtes Gewissen meldete sich, weil sie ihn schnöde stehen lassen hatte, aber Jimi küsste es weg. Als er seine Hand in ihren Ausschnitt schob, hätten ihre Alarmglocken läuten müssen, aber sie war schon zu betrunken und außerdem gefiel Sim das Gefühl seiner warmen rauen Hand auf ihrer Brust. Ihr wild schlagendes Herz hatte seine Entscheidung längst gefällt.
    Als sie den Kopf hob, sah sie Lukas geradewegs auf sie zukommen. Jimi bemerkte, wie sie zusammenzuckte, und als er Lukas sah, legte er einen Finger auf seine Lippen, genauso wie er es auf dem Parkplatz bei den Cascade Falls getan hatte.
    Sim hielt den Atem an. Direkt vor ihnen blieb Lukas stehen. Sie hatte das beschämende Gefühl, dass er von ihrer Anwesenheit wusste. Gleich würde er ihre Namen aussprechen. Jimi? Sim? Doch sein leerer Blick glitt über sie hinweg. Lukas machte einen kleinen Schwenk nach rechts und setzte seinen Weg fort.
    Erleichtert atmete Sim aus. Sie küsste Jimi, er lächelte und sie teilten sich den Rest der Zigarette, in deren Tabak diesmal nicht nur Süßgras gemischt war. Als er ihr wenig später ins Ohr flüsterte: »Komm, Süße, wir suchen uns mal ein ruhigeres Plätzchen«, da folgten ihre Beine ihm, obwohl sie

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