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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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argwöhnisch fixierte.
    »Hey, Luke.« Sim trat an sein Bett. Aber er hatte sie nicht gehört. Er roch sie auch nicht, wie er es sonst immer getan hatte. Kurz entschlossen beugte sie sich über sein Gesicht und küsste ihn ganz leicht auf die rissigen Lippen.
    Lukas zuckte zusammen. »Sim?« Er zog sich die Stöpsel aus den Ohren. »Bist du das wirklich?« Seine Stimme klang kratzig.
    »Ja, ich bin hier.« Sim griff nach seiner Hand.
    »Wie…«, er räusperte sich, »wie bist du hergekommen?«
    Das Sprechen schien ihm schwerzufallen und er hielt ihre Hand sehr fest.
    »Tante Jo ist hier, sie mussten ihr den Blinddarm rausnehmen. Michael und ich, also ich meine, wir haben dich gesucht, überall, und ich dachte, Jo wüsste Rat, aber dann haben zwei Schwestern über dich geredet… Luke, es ist… das war absoluter Zufall… ich hatte solche Angst um dich.«
    »Ich bin okay.« Jetzt lächelte er. »Beruhig dich erst mal, ja? Und dann erzählst du noch mal von vorn.«
    Sim setzte sich auf Lukas’ Bett, holte tief Luft und erzählte ihm alles. »Als Ghost angelaufen kam, wusste ich, dass dir etwas passiert sein musste.«
    »Ist Ghost okay?«
    »Ja. Er hat eine Schramme am Hinterbein, aber es ist nichts Ernstes. Michael hat Jos Wundersalbe draufgemacht.«
    Lukas schwieg und Sim wurde bewusst, dass sie bisher nur über sich geredet hatte – über ihre Angst. »Was ist passiert, Luke?«, fragte sie leise. »Was ist mit dir?«
    Statt einer Antwort legte er ihre Hand auf seine geschlossenen Augen.
    »Als ich heute Nacht wach wurde«, sagte er, »da wusste ich nicht, ob ich tot bin oder noch lebe. Es war so dunkel.«
    Sims Finger strichen über sein Gesicht. Für Lukas war es immer dunkel. Er musste eine andere, unvorstellbare Dunkelheit meinen.
    »Ich habe versucht, dich anzurufen«, sagte sie. »Immer wieder. Dein Handy war aus.«
    »Der Akku war leer. Dabei hatte ich ihn erst aufgeladen, bei deiner Tante, in der Sturmnacht.«
    »Wir hatten Stromausfall«, sagte Sim. »Ich habe es dir nicht gesagt, ich hatte… anderes im Kopf.«
    »Hm, das verstehe ich.« Er lächelte.
    »Warst du bei der Schlucht?«
    »Ja. Das Feuer hat mich eingeschlossen. Es war so heiß, Sim. Ich dachte, ich bin in der Hölle. Ich stand am Rand des Abgrunds und muss ohnmächtig geworden sein. Ich bin erst im Hubschrauber wieder zu mir gekommen.«
    »Sie haben dich im Hubschrauber hergeflogen?«
    »Ja.«
    »Warum hast du mich heute Morgen nicht angerufen?«
    »Ich habe mein Handy irgendwo da draußen verloren.« Er versuchte, das Kratzen im Hals wegzuhusten. »Und heute Morgen waren sämtliche Nummern aus meinem Kopf verschwunden. Es tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast.«
    »Nicht nur ich, auch Henry macht sich große Sorgen.«
    »Ich ruf ihn an.« Lukas räusperte sich verlegen. »Die Nummern sind wieder im Kopf.«
    »Ich kann das für dich übernehmen«, sagte sie. »Natürlich nur, wenn das für dich okay ist.«
    »Ja, tu das. Henry mag dich. Er sagt nicht zu jeder Missy.«
    »Die Schwestern haben behauptet, du darfst vielleicht heute schon raus. Wenn das stimmt, können wir dich mitnehmen.«
    Statt der erwarteten Freude über die gute Nachricht verfinsterte sich Lukas Gesicht zusehends.
    »Du freust dich gar nicht«, bemerkte Sim enttäuscht. »Sind die Schwestern so nett, dass du noch ein paar Tage bleiben möchtest?«
    Lukas schüttelte den Kopf.
    »Ich muss zu Michael und meiner Tante«, sagte sie. »Die beiden werden sich fragen, wo ich abgeblieben bin. Nicht weglaufen, okay? Wir holen dich nach Hause.«
    Sim fand Michael und Jo auf dem Gang vor ihrem Zimmer. Jo (im hellblauen Bademantel) wirkte schon wieder erstaunlich fit. Beide waren erleichtert, als sie von ihr erfuhren, dass sie Lukas gefunden hatte und er wohlauf war.
    Nachdem der Arzt Lukas noch einmal gründlich untersucht hatte (Luftröhre und Lunge waren in Ordnung) und der bürokratische Kram erledigt war, durfte er das Krankenhaus mit Michael und Sim verlassen. Kleine Brandlöcher von den Funkenschwärmen, die auf ihn niedergegangen waren, zierten seine frisch gewaschenen Sachen.
    Sie aßen in der Stadt eine Kleinigkeit und besorgten Lukas in der Rushmore Mall eine neue Sonnenbrille und ein neues Handy, beides war den Elementen zum Opfer gefallen. Michael wollte ihm die Brille und das Handy schenken, doch Lukas bestand darauf, das Geld zurückzuzahlen.
    Während der Fahrt ins Reservat wirkte Lukas traurig verändert. Er schien ganz und gar nicht froh darüber, dass er den

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