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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Präriebrand überlebt hatte. Irgendetwas schien ihn zu quälen und Sim vermutete, dass es mit Jimi zu tun hatte.
    Am Horse Hill angekommen, ging Lukas zuerst zu Ghost. Sim beobachtete das Zusammentreffen der beiden aus ein paar Metern Entfernung und die Rührung überkam sie so heftig, dass ein paar Tränen über ihr Gesicht liefen. Beinahe hätte sie Lukas verloren. Diesen Gedanken mochte sie einfach nicht zu Ende denken.
    Beim gemeinsamen Abendessen wurde Lukas immer einsilbiger, bis Michael ihn geradeheraus fragte, was mit ihm los sei. Lukas hob den Kopf und sein leerer schwarzer Blick irrte zwischen Michael und Sim hin und her. Schließlich lehnte er sich zurück, die Finger auf der Tischkante.
    »Ich kann nicht mehr zurück nach Hause.«
    Sim sah ihn mit großen Augen an, wartete auf eine Erklärung. Aber die kam nicht.
    »Warum denn nicht, Luke?«, fragte Michael behutsam.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht darüber sprechen.«
    Michaels Blick ruhte auf Lukas. Schließlich sagte er: »Bis Jo zurückkommt, kannst du im Trailer wohnen. Ich glaube nicht, dass sie etwas dagegen hat. Und Sim sicher auch nicht.« Michael zwinkerte ihr zu.
    Sim spürte, wie sie rot anlief. Lukas’ Gesichtszüge entspannten sich merklich. »Danke, Mike. Es ist ja nur, bis ich was gefunden habe, wo ich bleiben kann.«
    Nach dem Abendessen spülte Sim das Geschirr und Lukas trocknete ab. Danach wünschten sie Michael eine gute Nacht und gingen zusammen in den Trailer.
    In ihrem Zimmer zog Sim die Vorhänge vor die kleinen Fenster. Lukas stand mitten im Raum, er wirkte verloren. Sie ging zu ihm und schlang die Arme um seinen Hals. Nach diesem Moment hatte sie sich so gesehnt. Lukas’ Haare rochen noch ein wenig versengt, und als sie ihn küsste, fühlten sich seine Lippen wie ein Reibeisen an – doch sonst war alles wunderbar vertraut. Ihre Finger strichen sanft über die rote Schmarre in seinem Gesicht. Dann küsste sie ihn wieder.
    Lukas Hände strichen über ihren Rücken. Er nahm seinen Kopf zurück und räusperte sich. Offensichtlich hatte er immer noch Schwierigkeiten beim Sprechen, vielleicht spürte er aber auch ihren Wunsch, aus diesem Kuss mehr zu machen.
    »Ich hatte Kondome besorgt«, sagte er. »Aber sie haben meine Begegnung mit dem Feuer nicht überlebt. Die Krankenschwester meinte, sie hätte Mühe gehabt, den geschmolzenen Gummi aus meiner Hosentasche zu kriegen.« Sein Lachen klang rau und zutiefst erschöpft.
    »Ich bin einfach nur froh, dass du lebst«, sagte Sim, obwohl das durchaus nicht alles war. Sie sehnte ich nach Lukas’ zärtlichen Händen, wollte sich mit ihm ins Dunkel fallen lassen. Aber sie sah ihm an, dass er mit seinen Gedanken woanders war.
    Der Trailer war vertrautes Terrain für Lukas. Im Krankenhaus hatte er einen Beutel mit einer Zahnbürste, Zahnpasta, einem Kamm und einem kleinen Stück Seife bekommen. Sim gab ihm ein frisches Handtuch und er ging ins Bad.
    Nachdem Sim geduscht hatte und ins Zimmer zurückkam, saß Lukas, nur mit seinen Jeans bekleidet, kerzengerade auf der Bettkante. Beide Hände lagen auf seinen Schenkeln. Er sah aus, als könne er sich nicht dazu entschließen, schlafen zu gehen.
    Sie setzte sich neben ihn, lehnte den Kopf an seine Schulter.
    »Hast du die Türen abgesperrt?«, fragte er.
    Verwundert hob sie den Kopf. »Nein, warum sollte ich? Du bist doch da.«
    »Verriegel die Türen, Sim. Bitte.«
    »Aber…«
    »Frag nicht, okay?«
    Sim stand auf, verriegelte beide Türen und setzte sich wieder zu ihm. »Warum willst du nicht zurück nach Hause, Luke?«
    Er presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
    »Hat es etwas mit Jimi zu tun?«
    Er nickte.
    »Mit Jimi und dir… und mir?«
    Lukas seufzte leise und drehte den Kopf von ihr weg.
    Sim dachte an ihre letzte Begegnung mit Jimi, kurz vor dem Feuer. An seinen wütenden, besitzergreifenden Kuss. An das, was er gesagt hatte.
    »Ich bin schuld an allem«, sagte sie. Sie war die Schere, die das Band zertrennt hatte zwischen den beiden. »Meinetwegen seid ihr keine Freunde mehr. Das wollte ich nicht, Luke.«
    »Das weiß ich doch. Ich…« Er hob die Hände. »Ich kann nicht darüber reden, okay?«
    »Schon gut«, sagte sie, »versuchen wir zu schlafen. Morgen ist auch noch ein Tag.« Sie knipste das Licht aus und schlüpfte unter die Decke. Hörte, dass er die Jeans abstreifte, und spürte seinen warmen Körper an ihrem.
    Sie machte die Augen zu, schlief aber nicht.
    »Kannst du auch nicht schlafen«,

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