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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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zwinkerte Sim lächelnd zu. »Sie können erst einmal etwas tun für ihr Geld.«

5. Kapitel
    In Windeseile war Sim im Haus und unter der Dusche. Es tat ungeheuer gut, sich Schweiß und Staub von der Haut zu spülen. Jo hatte sie gebeten, nicht stundenlang zu duschen, um Wasser zu sparen, aber dafür hatte sie auch gar keine Zeit. Schnell rieb sie sich trocken und spürte dabei, wie ihre Haut an jenen Stellen glühte, die ungeschützt der Sonne ausgesetzt gewesen waren. Hoffentlich würde sich die Haut nicht schälen. Sie musste Tante Jo unbedingt nach Sonnenschutzcreme fragen.
    Mit einem um Brust und Hüften geschlungenen Handtuch flitzte Sim in ihr Zimmer und wühlte in ihrer Reisetasche. Zuerst flogen die limonengrünen Shorts mit den ausgewaschenen Jeansflicken aufs Bett und wenig später das schwarze Top mit den kleinen roten Totenköpfen drauf. Sie ließ das Handtuch fallen und zog beides an.
    Dann huschte sie zurück ins Bad, schmierte ein bisschen Gel in die Haare, kurz durchgerubbelt, fertig. Sie war schon fast auf der Treppe, die im Haus nach unten in den Laden führte, als sie noch einmal umkehrte und ihre dünne gelbe Bluse mit dem großen Silberschmetterling auf dem Rücken aus dem Zimmer holte. Auf dem Weg nach unten zog sie sie über.
    Vorbei am unteren Gästebad ging sie in den Laden. Die Kundschaft ihrer Tante war eine beleibte Lakota-Indianerin mit zwei kleinen Mädchen. Sim begrüßte sie mit einem »Hi« und hörte, wie ihre Tante sagte: »Das ist meine Nichte Simona aus Deutschland.«
    Darauf folgte das unvermeidliche »Hi, how are you?«, aber Sim war klar, dass die Frau nicht wirklich wissen wollte, wie es ihr ging. An diese Höflichkeitsfloskeln würde sie sich erst gewöhnen müssen.
    »Fine«, sagte sie und schaute in den Kühlschrank.
    »Lukas mag nur Wasser und Jimi trinkt gern Cola«, sagte Jo.
    Sim schnappte sich zwei Dosen Coke und eine Wasserflasche und verließ den Laden durch die Eingangstür, die hinter ihr mit einem lauten Rums zuklappte.
    Die Sonne knallte unbarmherzig auf ihren Kopf und der ganze Duscheffekt war nach einer halben Minute dahin. Vor dem Laden stand das Auto der dicken Indianerin und Sim starrte verblüfft auf den offenen Motor. Der Wagen hatte keine Kühlerhaube mehr. Sie musste zweimal hinsehen, um es zu glauben.
    Im Schatten des Wagens lag Juniper. Ein kleines Mädchen hockte daneben und streichelte sie.
    »Hey«, sagte Sim. »How are you?« (Na, das klappte doch schon ganz gut.)
    Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich das Mädchen allerdings als Junge, und statt einer Antwort wandte er sich scheu ab. Okay, dachte Sim, auch gut. Schließlich hatte sie nicht vor, mit jedem Gör in diesem Reservat Freundschaft zu schließen.
    Als sie sich Jimi und Lukas näherte, wurden ihre Schritte langsamer und sie überlegte, was anders war an den beiden. Bis es ihr klar wurde: Sie hatten ihre schwarzen Sonnenbrillen nicht auf.
    Sie arbeiteten in schweigendem Einvernehmen. Jimi ging voran und schwang die Sense. Lukas lief ihm hinterher und nahm mit dem Rechen das schon halb vertrocknete Gras zusammen. Wider Erwarten kamen sie sich dabei nicht in die Quere.
    Lukas Brave hatte lange Gliedmaßen, ein breites Kreuz und schmale Hüften. Auf seinem roten Achselshirt zeichnete sich zwischen den Schulterblättern, dort, wo sein schimmernder Zopf lag, ein großer dunkler Schweißfleck ab.
    Jimi war muskulöser als sein Freund, bewegte sich aber deshalb nicht schwerfälliger. Mit erstaunlicher Leichtigkeit glitt die Sense durchs Gras, während der Adler auf seinem tätowierten Arm mit den Flügeln schlug. Er war so in seine Arbeit vertieft, dass er Sims Näherkommen gar nicht bemerkte. Der blinde Lukas war es, der sich als Erster zu ihr umdrehte und sie ansah, während sie auf ihn zuging.
    Seine Augen wirkten ganz normal. Eingehend studierte sie sein Gesicht. Seine Züge waren weicher als Jimis. Er hatte eine gerade Nase und volle Lippen und auf seinem glatten Kinn verlief eine dünne helle Narbe.
    »Hi, ihr beiden«, sagte sie betont fröhlich, »ich bringe etwas zu trinken.«
    Jimi drehte sich um. »Na endlich«, sagte er, »ich bin am Verdursten.« Er ließ die Sense fallen und kam zu ihr und Lukas herüber. Mit der Rechten griff er unter sein T-Shirt und wischte sich damit den Schweiß aus dem Gesicht. Dabei erhaschte Sim einen Blick auf seine Bauchmuskeln.
    Jimi bemerkte ihre Blickrichtung, sie hatte einen Moment zu lange hingesehen. Sim prickelten die Ohren. Hastig hielt sie ihm

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