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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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zeichneten sich deutlich seine Rippen ab. Sie brachten die Tiere in den Korral und Jo zeigte ihr, wie man sie bürstete. Was sie dabei mochten und was nicht. Dann ließ sie Sim allein mit den drei Pferden.
    Big Boy und Angel ließen die Köpfe hängen und machten ein Nickerchen. Forrest, der magere Araber, kam neugierig auf sie zu und blies ihr seinen Atem ins Gesicht, was wohl so viel wie »Ich mag dich, aber wer bist du?« bedeutete. Sie hob die Hand, um seine weichen Nüstern zu streicheln. Er war zu ihr gekommen und er war das kleinste der Pferde, also beschloss sie, mit ihm anzufangen. Zuerst putzte sie nur zaghaft, und als sie merkte, wie es ihm gefiel, etwas kräftiger und mit mehr Enthusiasmus.
    Sie war so vertieft in ihre Aufgabe, dass sie Jimi und Lukas erst bemerkte, als sie von ihren Pferden stiegen. Jimi öffnete das Tor und sie kamen zu ihr herein.
    »Hi«, sagte er.
    »Hey«, erwiderte Sim seinen Gruß mit einem Lächeln.
    »Hey Sim«, sagte Lukas. »Hi Forrest.« Der Araber begann, Lukas am T-Shirt zu knabbern, und er strich über den Hals des Pferdes.
    »Woher weißt du, dass es Forrest ist«, fragte Sim verblüfft.
    »Er hat Asthma, in seiner Lunge pfeift es ein bisschen.«
    Sim dachte, Lukas wollte sie auf den Arm nehmen, aber sein Gesichtsausdruck war ernst.
    »Wie es aussieht, hast du dich schon mit ihm angefreundet«, bemerkte Jimi.
    »Forrest mag mich.« Sie zuckte mit den Achseln. Es war ihr selbst ein Rätsel, wieso. »Er hat es mir leicht gemacht.«
    Jo kam mit dem Pick-up gefahren und brachte zwei Sättel und Satteldecken. Jimi und Sim halfen beim Ausladen und sie war überrascht, wie schwer so ein Ledersattel wog. Nun wusste sie auch, woher Tante Jo ihre Armmuskeln hatte.
    Die Kinder, zwei achtjährige Mädchen und ein etwas älterer Junge in einem viel zu großen T-Shirt, wurden von einem Indianer mit Schnurrbart und schwarzem Cowboyhut gebracht, der gleich wieder davonfuhr.
    Die Kleinen hießen LeeLee, Vicky und Randy und waren Sim gegenüber auffällig scheu. Sie vermieden es, ihr in die Augen zu sehen, und sprachen sie auch nicht an. Aber Sim spürte, dass sie Jo und den Jungs vertrauten und dass sie sich auf den Reitunterricht freuten. Die Tiere waren brav und geduldig, während ihnen die Sättel aufgelegt wurden. Zu brav für Randy, den schmächtigen Burschen mit schulterlangem Haar, der gerne ein richtiger Krieger gewesen wäre. Er saß (ohne Sattel) auf Big Boy, dem größten der drei Pferde, schielte jedoch immer wieder zu den beiden Tieren von Lukas und Jimi, die vor dem Korral grasten.
    Als ihre Tante zur Sattelkammer ging, um für Angel, die sich an einem Draht verletzt hatte, eine Wundsalbe zu holen, nahm Randy all seinen Mut zusammen. »Kann ich Ghost Face reiten?«, fragte er.
    Ghost Face. Sim wusste sofort, dass damit Lukas’ Schecke gemeint war. Ein passender Name für das Pferd mit den unheimlichen Augen.
    »Du bist zu leicht für ihn«, erwiderte Lukas. »Er würde denken, du bist eine Fliege, und mit dir bis in die Badlands laufen. Dort holt dich Unktehi, das Wassermonster.«
    Randy zog einen Flunsch, den Lukas allerdings nicht sehen konnte.
    »Ich weiß, was wir machen«, lenkte Jimi ein. »Du wirst mit Luke zusammen auf Ghost reiten und Sim darf sich dafür mal auf Big Boy setzen.«
    Randy strahlte und Sim rutschte das Herz in die Hose. Big Boy war wirklich big und sie war wenig begeistert von Jimis Vorschlag, mit dem er offenbar nichts anderes bezweckte, als sie zu blamieren. Sie wollte schon protestieren, aber Randy rutschte vom Pferderücken und schaute erwartungsvoll zu ihr herüber. Es war das erste Mal, dass der schüchterne Junge sie ansah. Sim hatte das Gefühl, ihn furchtbar zu enttäuschen, wenn sie jetzt kniff.
    »Na los«, sagte Jimi mit seinem charmanten Grinsen.
    Sie stand vor Big Boy, starrte auf seinen Rücken, der ungefähr auf ihrer Nasenhöhe endete, und fragte sich, wie sie ohne Steigbügel da hinaufkommen sollte. Jimi lachte, dass seine weißen Zähne blitzten. Er schlang die Zügel um eine Metallstrebe, verschränkte die Hände in Schoßhöhe zu einer Räuberleiter und nickte ihr aufmunternd zu. »Halt dich an der Mähne fest, okay? Und nicht auf seinen Rücken plumpsen lassen, das mag er nicht.«
    Sim klammerte sich an Big Boys Mähne, stellte ihren linken Fuß in Jimis Hände, zog sich nach oben und schob ihr rechtes Bein über den breiten Pferderücken. In ihrem Rücken hörte sie die Kinder kichern, was sie ihnen kaum verübeln konnte. Sie

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