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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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bin der Weihnachtsmann.«
    »Komm schon«, bettelte Sim ihre Tante. »Da ist tatsächlich mal was los und du willst mich hier versauern lassen. Es ist schließlich Wochenende. Außerdem hättest du mal einen Abend allein mit Michael.«
    Natürlich war ihr klar, dass sie offiziell nicht hier war, um Spaß zu haben, aber Tante Jo würde ihr doch diese winzige Freude nicht verwehren wollen. »Du hast gesagt, du wirst mich nicht einsperren«, fügte sie vorwurfsvoll hinzu.
    Ihre Tante rang mit sich. Sim wusste: Wenn sie etwas erreichen wollte, hielt sie jetzt lieber die Klappe.
    Da kam ihr Lukas zu Hilfe. Er tastete sich mit ausgestreckter Hand an Jimi heran und legte einen Arm um die Schulter seines Freundes. »Jimi und ich, wir werden schon aufpassen, dass ihr nichts passiert. Indianerehrenwort.«
    Sim lächelte.
    »Ich kann auch auf sie aufpassen«, meldete sich Randy, »ich bin morgen dabei.«
    Endlich musste Jo lachen. »Also gut«, sagte sie, »aber Punkt zehn Uhr ist Simona wieder hier.«
    »Schon um zehn?«, maulte Sim. »Normalerweise muss ich am Wochenende erst um zwölf zu Hause sein.«
    »Na ja, du weißt ja am besten, was dabei herausgekommen ist«, erwiderte ihre Tante spitz. »Halb elf, okay? Schreib dir das hinter die Ohren. Das Res ist nicht…«
    ». . . Weisburg«, beendete Sim den Satz. Diskutieren war sinnlos, das wusste sie inzwischen. Außerdem hatte sie erreicht, was sie wollte, und es schien ihr klug, den Bogen nicht zu überspannen.
    »Halb elf, das geht klar«, sagte Jimi. »Dann sehen wir uns morgen«, wandte er sich an Sim. »Wir holen dich gegen Mittag ab.« Er griff in die schwarze Mähne von Black Arrow und mit einer einzigen fließenden Bewegung saß er auf seinem Pferd.
    »See you«, sagte Lukas und stieg auf seinen Schecken. Nachdem Ghost noch ein paar Pferdeäpfel fallen lassen hatte, ritten die beiden davon.
    Der Indianer mit dem Cowboyhut kam und holte die Kinder wieder ab. Sim bemerkte, wie Jo ihm ein paar Scheine in die Hand drückte. Benzingeld. Langsam begriff sie, wie es hier lief. Die Mädchen kletterten auf den Rücksitz. Randy verabschiedete sich mit einem verschämten Grinsen und winkte Sim zu.
    Der Wagen verschwand in einer Staubwolke.
    »Randy flirtet mit dir«, sagte Jo.
    »Er ist süß.«
    »Ja, das ist er. Ich mag ihn. Er hat es nicht leicht, seine Eltern sitzen beide im Gefängnis und er lebt bei seiner Oma in Wounded Knee. Sie hat kaputte Nieren und muss zweimal die Woche zur Dialyse nach Pine Ridge. Er kümmert sich um sie. Randy hätte so gerne ein Pferd, aber seine Oma ist bettelarm. Der Junge hat große psychische Probleme.«
    »Davon habe ich gar nichts gemerkt.«
    »Nein, wenn er auf einem Pferderücken sitzt, ist er glücklich.«
    »Warum sind seine Eltern denn im Gefängnis?«
    »Sie haben mit Drogen gedealt, sind selber abhängig. Jahrelang musste der Junge das mit ansehen. Sie haben ihn beide verprügelt. Es ist erst ein paar Wochen her, da hat er mich gefragt, ob ich seine Mutter sein wolle und er bei mir leben dürfe.«
    Sim sah ihre Tante an. Jo war einundvierzig und hatte keine Kinder. Sim wusste, dass sie Kinder mochte, aber anscheinend lag ihr nicht daran, welche aufzuziehen. »Und? Was hast du ihm geantwortet?«
    Jo rieb sich die Stirn. »Es hat mir das Herz gebrochen, ihm diesen Wunsch auszuschlagen. Randy ist ein ganz besonderer Junge. Er ist klug und voller Ideen, die er niemals umsetzen können wird, aus dem einfachen Grund, weil er Randy Butterfly ist und in diesem Reservat geboren wurde. Er macht nachts noch oft ins Bett und bräuchte rund um die Uhr Aufmerksamkeit. Die kann ich ihm nicht geben. Ich habe ihm gesagt, dass ich immer für ihn da sein werde, aber dass er eine Mutter hat, die irgendwann zu ihm zurückkommt.«
    Sie hat ihn belogen, dachte Sim, und sie belügt sich selbst.
    »Randy ist nur einer von Hunderten Jungen und Mädchen in diesem Reservat, die ein gutes Zuhause bräuchten. Jemanden, der sich um sie kümmert und auf ihre Bedürfnisse eingeht. Ich kann sie nicht alle retten.«
    »Aber fängt man nicht am besten damit an, indem man einen rettet?«
    Jo schüttelte den Kopf. »Du verstehst das nicht, Simona, du kannst es gar nicht verstehen, du bist erst fünf Tage hier. Ich helfe den Leuten, so gut ich kann. Aber Randy bei mir aufzunehmen, wäre den anderen gegenüber nicht fair.«
    Das verstand Sim tatsächlich nicht.
    Sie ließ es jedoch dabei bewenden und verbrachte den Rest des Nachmittages damit, den Halsausschnitt des

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