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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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können?
    Yellowhawk verteilte die Preisgelder an die Gewinner. Dollar, die Jimi ein, zwei Joints und einen angenehmen Abend sichern würden.
    Doch das allerletzte Rennen des Tages stand noch aus. Es war das Thundering-Hooves- Rennen, ein Zwanzig-Meilen-Ritt, der sie von Oglala über die Grass Creek Road hierher zurückführen sollte. Zwar würde das Rennen erst gegen Sieben in Oglala starten, aber die extreme Hitze des Tages hatte sich bisher kaum gelegt und das Rennen würde den Pferden und ihren Reitern viel abverlangen. Nur wenn beide in guter Verfassung waren, durften sie an den Start gehen. Arrow war nach der wilden Jagd über die Hügel verschwitzt, doch in einer Stunde würde er sich so weit erholt haben, dass Jimi sich mit ihm ins Feld einreihen konnte.
    Sie trennten sich. Lukas ritt zum Festplatz, wo die Tipis standen und wo es später ein Lagerfeuer und Livemusik geben würde. Jimi ritt zu Sim zurück. Als er bei ihr ankam, hob sie die Kamera und drückte auf den Auslöser. Das Klicken versetzte ihm einen Stich und er schluckte ärgerlich. Wie schon sein Idol wollte auch Jimi nicht fotografiert werden. Von Tashunka Witko gab es kein einziges Abbild, keine Fotografie und auch kein Gemälde. Man erzählte sich, dass er groß und gut aussehend gewesen war und dass sein Haar sich leicht wellte.
    Jimi stieg vom Pferd, doch als Sim noch einmal auf den Auslöser drücken wollte, wandte er den Kopf zur Seite und wehrte ein zweites Foto mit der Hand ab wie ein Filmstar, der sich vor Paparazzi schützen musste.
    »Tut mir leid.« Sim ließ die Kamera sinken.
    Jimi sagte nichts, was ihn selbst wunderte. Einen normalen Touristen hätte er jetzt zur Schnecke gemacht.
    Gemeinsam packten sie die Sachen zusammen und er holte den Mustang, um Stühle und Kühlbox in den Kofferraum zu laden.
    »Wo ist eigentlich Lukas?«, fragte Sim.
    »Schon auf dem Festplatz.« Er schlug die Kofferraumklappe herunter und warf ihr den Autoschlüssel zu. Sim fing ihn auf und sah Jimi mit großen Augen an. »Ich reite beim letzten Rennen mit und komme später nach«, erklärte er. »Fahr zum Festplatz, Lukas wartet dort auf dich.«
    »Aber…«
    »Was?«
    »Ich kann nicht Auto fahren.«
    »Der Mustang hat Automatikschaltung, das ist kinderleicht.« Langsam wurde Jimi ungeduldig. Er hatte Sim für cool gehalten, aber nun war er sich dessen nicht mehr so sicher. Erst fotografierte sie ihn mit seiner Gesichtsbemalung wie ein exotisches Tier und nun zierte sie sich, seinen Wagen die eine Meile zum Festplatz zu fahren.
    »Ich habe noch nie hinter einem Steuer gesessen«, beteuerte Sim. »Und du hängst doch an deinem Auto, oder?«
    Jimi seufzte. Er musste für Arrow noch einen Platz in einem der Pferdeanhänger finden und würde zu spät in Oglala am Start sein, wenn er nicht in der nächsten halben Stunde hier wegkam.
    Er sah sich um, entdeckte seinen Kumpel Rob Whitefeather und winkte ihn heran. »Kannst du mein Auto zum Festplatz fahren?«
    Robs Blick fiel auf Sim. »Ja, klar.«
    »Nimm sie mit.«
    »Okay.« Rob grinste.
    Jimi schnappte sich Arrows Zügel und führte ihn zu einem der Pferdeanhänger.
    »Viel Glück«, rief Sim ihm nach, aber er war in Gedanken schon beim Rennen.
    Lukas stand mit Ghost an der Zufahrt zum Festgelände und wartete auf die Ankunft von Jimis Mustang. Endlich hörte er das vertraute Motorengeräusch. Das Auto hielt, Türen klappten und jemand kam auf ihn zu. Ein Hauch von Himmel stieg in seine Nase. »Sim? Jimi?«
    »Nur ich«, antwortete Sim. »Jimi nimmt am letzten Rennen teil. Ein Kumpel von ihm hat mich hergefahren.«
    Sie war enttäuscht und versuchte, es zu verbergen, doch ihre Stimme verriet sie. Das versetzte Lukas einen Stich. Bis Jimi vom Thundering-Hooves- Rennen zurückkehrte, musste Sim wohl oder übel mit ihm vorliebnehmen, und wie es schien, hatte sie sich das Ganze anders vorgestellt.
    Lukas mochte Sim. Er mochte ihren Geruch, ihre Stimme und seine Vorstellung von ihr. Doch sie interessierte sich für seinen besten Freund. Okay, das war nichts Neues, doch in diesem Fall wusste er nicht, ob er damit klarkommen würde.
    »In zwei Stunden ist er wieder da«, sagte er.
    »Sicher?«
    »Nichts ist sicher.« Das klang defensiver, als er beabsichtigt hatte, und er bereute seine Worte sofort.
    »Wenn ich nicht halb elf zu Hause bin, lässt meine Tante mich nie wieder weg.«
    Das war es also, dachte er, schon halb versöhnt. Sie machte sich Sorgen, nicht rechtzeitig nach Hause zu kommen. »Du wirst pünktlich

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