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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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kommt gar nicht infrage. Ich habe ganze fünfzehn Minuten auf einem alten Gaul gesessen. Ich kann nicht reiten.« Das meinte er doch nicht im Ernst?
    »Aber ich kann es. Und wenn du nicht willst, dass deine Tante sauer auf dich wird, dann vertraust du mir einfach.«
    Sims Blick wanderte zurück zum Festplatz, wo das Feuer brannte. Ein Großteil der Jugendlichen war entweder betrunken (die Glücklichen) oder bekifft – oder beides. Lukas besaß ein Handy und sie hätte ihn bitten können, ihre Tante anzurufen, damit sie sie abholen käme. Doch Sim wusste, dass das keine gute Idee war, und stieß einen ratlosen Seufzer aus.
    »Na komm, sei kein Frosch. Ich werde hinter dir sitzen, es kann nichts passieren.« Lukas streckte seine Hand aus und resigniert griff sie danach.
    Zusammen liefen sie zur Koppel. Lukas pfiff nach Ghost und der Schecke wieherte freudig, als er den vertrauten Pfiff hörte. Sofort kam er angelaufen. Lukas erklärte seinem Pferd, dass gleich jemand aufsteigen würde, der das noch nicht oft gemacht hatte.
    »Schön still stehen alter Junge, okay?« Lukas verschränkte seine Finger zu einer Räuberleiter. »Linker Fuß hier rein und an der Mähne hochziehen. Na los, du hast es doch schon mal gemacht.«
    In diesem Moment wurde Sim bewusst, warum kein einziges Mädchen im Reservat einen Rock trug. Weil es jederzeit passieren konnte, dass der Tank leer war und man unvermutet heimreiten musste.
    Ohne weiter darüber nachzudenken, stieg Sim mit ihrem linken Fuß in Lukas’ Hände, griff in Ghosts Mähne und schwang das rechte Bein über den breiten Pferderücken. Ihr kurzer Rock rutschte dabei so weit nach oben, dass sie mehr oder weniger im Slip dasaß.
    Ghost tänzelte ein wenig zur Seite, aber Lukas konnte ihn mit geflüsterten Worten schnell beruhigen. Ehe sich Sim versah, schlang auch er seine Hand in die Mähne und schwang sich hinter sie. Er griff um ihre Hüften herum nach den Zügeln, drückte die Schenkel leicht zusammen und das Pferd setzte sich in Bewegung. »Na los, mein Freund, wir haben es ein bisschen eilig.«
    Unwillkürlich versteifte sich Sims Körper, als Lukas erst in ihre Hüfte griff und dann seinen linken Arm um ihren Bauch legte. War das seine Art, sich an ein Mädchen heranzumachen?
    »Locker lassen und mit Ghosts Bewegungen mitgehen«, sagte er und sein warmer Atem streifte ihr Ohr. »Ich weiß, dass du es kannst.«
    Das hatte schon lange niemand mehr zu ihr gesagt und es bewirkte, dass sie tatsächlich locker ließ. Lukas verstärkte den Druck seiner Schenkel und Ghost verfiel in eine schnellere Gangart. Die Nacht war warm. Pferdeschweiß stieg von Ghosts Rücken auf und mischte sich mit dem Duft der wilden Heckenrosen, die am Wegesrand wuchsen.
    Nach einer Weile wurden die Musik und die Stimmen immer leiser. Sim dachte an Jimi und die fiese Tour, die er an diesem Abend durchgezogen hatte. Als ihm klar geworden war, dass der Tank seines Mustangs leer war, hatte er sie einfach ihrem Schicksal überlassen. Na gut, vielleicht nicht ihrem Schicksal, er hatte sie Lukas überlassen. Und Lukas war stockblind.
    »Alles okay?«
    »Ja, alles bestens.«
    Sie querten die Straße und ritten auf dem Grasstreifen längs der Drahtzäune entlang. Der frische Duft von wildem Salbei erfüllte die Nachtluft, wenn Ghosts Hufe über eine der vielen Salbeiinseln stapften. Nur selten kam ein Auto die Straße entlang. Als sie den Schotterweg erreicht hatten, der zu Tante Jos Blockhaus führte, schlug Ghost ganz von alleine den richtigen Weg ein.
    Junipers Bellen begrüßte sie. Das Außenlicht ging an, als der Bewegungsmelder sie erfasste. Es war zwei Minuten vor halb elf, sie war tatsächlich pünktlich, wie Lukas es versprochen hatte. Jo und Michael kamen aus dem Haus und sahen von der Veranda aus zu ihnen herunter.
    »Bin wieder da«, rief sie.
    Lukas stieg ab und half Sim, die sich mit schmerzendem Hintern vom Pferderücken gleiten ließ. Während er sie immer noch festhielt, versuchte sie, ihren Rock unauffällig nach unten zu ziehen, was ihr schließlich auch gelang.
    »Danke fürs Heimbringen, Luke.« Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange. »Du bist mein Held.«
    Ein hoffnungsvolles Lächeln glitt über sein Gesicht. »Steht Jo auf der Veranda?«, fragte er leise.
    »Jo und Michael«, sagte sie schnell.
    Da ließ er sie los. »Gute Nacht, Sim.«
    »Gute Nacht, Luke.«
    Er stieg wieder auf Ghosts Rücken und winkte Michael und Jo – fast in die richtige Richtung. Sim sah ihm nach, wie er

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