Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
Vom Netzwerk:
Bodenwellen ab und hinter Potatoe Creek erstreckten sich eintönige Kornfelder, die weißen Farmern gehörten.
    Im Wagen machte sich indianisches Schweigen breit. Sim störte das nicht, aber Tabea begann, nervös auf ihrem Beifahrersitz hin und her zu rutschen.
    Doch dann waren sie unversehens mittendrin in den Badlands, den grauen Schluchten und Sandkuppeln, das Gebiet größer und die Kalkfelsen mächtiger, als Sim es erwartet hatte. Dieser Teil der Badlands war Nationalpark, er gehörte nicht zum Reservat. Hier gab es eine große Lodge und einen Zeltplatz und jede Menge Touristen. Bleiche Männer und Frauen in T-Shirts und Shorts, weiße Socken, hochgezogen bis zu den Knien, die Bauchtaschen mit der Kreditkarte um die Hüften geschnallt.
    Tabea taute auf und verbreitete hektische Fröhlichkeit. Sie fotografierte wie eine Wilde, spendierte ihnen im Restaurant der Cedar Pass Lodge ein Mittagessen (wo sie dann endlich kapierte, dass Lukas blind war) und hörte nicht auf, Fragen zu stellen, die Jimi einsilbig und Lukas ausführlich beantwortete.
    Nach dem Essen stöberte Tabea im Souvenirladen nach Mitbringseln und die drei saßen draußen im Schatten einer Pappel auf einer Mauer. Jimi rauchte und ließ sich über Tabea aus.
    »Sie fährt mit einem fetten Chevy Blazer im Reservat herum und hält Ausschau nach heiligen Plätzen. Typisch weiß. Wie ich solche Weiber hasse. Und ich Blödmann mime auch noch den Scheißreiseleiter für die Birkenstocktrulla.«
    Sim verschluckte sich an ihrer Cola und prustete los. Lukas lachte und schließlich brach auch Jimi in Gelächter aus.
    Wie schön es war, zwischen ihnen zu sitzen und dazuzugehören. Sie waren ein Team, zogen zusammen über die Birkenstocktrulla her.
    »Ach, komm schon«, sagte Lukas zu Jimi, »du verdienst zweihundert Bucks und sie hat uns zum Essen eingeladen. Außerdem hat Sim die Badlands noch nicht gesehen.«
    »Ich finde, du machst dich ganz gut als Reiseleiter«, fügte sie hinzu.
    Aber Jimi ließ sich nicht überzeugen. »Sie ist eine ignorante Kuh, die nur sieht, was sie sehen will.«
    »Was regst du dich auf?«, sagte Lukas. »Von solchen Leuten leben wir schließlich.«
    »Sie kommt«, zischte Sim.
    »Hoka hey.« Jimi drückte seine Zigarette an der Mauer aus und setzte sein Reiseleitergesicht auf.
    In Serpentinen ging es den Berg hinauf. Das Asphaltband der Straße wand sich wie eine schwarze Schlange zwischen Gesteinssäulen und zinnenartigen Sandkegeln hindurch. Die Felsen waren keine richtigen Felsen, sondern poröse Erde. Lukas erzählte ihnen, dass hier in grauer Vorzeit ein Meer gewesen war und dass man in der Erde Knochen von Riesenechsen gefunden hatte.
    »Aber auch die Fossilien prähistorischer Pferde, Schafe, Nashörner und Schweine«, dozierte er. »Außerdem elftausend Jahre alte Funde, die von menschlicher Zivilisation zeugen.«
    Ständig musste Jimi anhalten, damit Tabea Fotos schießen konnte. Auch Sim nutzte die Gelegenheit und fotografierte. Wie gerne hätte sie ein Foto von Lukas und Jimi gemacht, aber sie hatte Jimis Reaktion und das, was Lukas ihr darüber erzählt hatte, nicht vergessen. Umso mehr wunderte es sie, dass Jimi nicht protestierte, als Tabea sie bat, ein Foto von ihnen dreien machen zu dürfen. Die Jungen nahmen Sim in die Mitte und alle drei lachten.
    Tabea versprach, Sim das Foto zu mailen.
    Das Gebiet der Badlands schien endlos. Der Highway 40 führte sie über eine Hochebene und sie hatten freie Sicht in alle Himmelsrichtungen. Jimi zeigte ihnen riesige Präriehundestädte und ein grünes Tal, in dem frei lebende Büffel grasten. Ein paar Meilen weiter verließ er die Touristenstraße mit ihren riesigen asphaltierten Parkplätzen und Schautafeln und bog auf eine Schotterpiste ein, die sie durch bewirtschaftetes Gebiet führte.
    Nach endlosen Meilen über ödes Farmland kamen sie schließlich in eine kleine Ortschaft, und erst, als Jimi den Blazer wieder auf die Hauptstraße lenkte, erkannte Sim, dass sie in Scenic gelandet waren. Sie waren einen großen Bogen gefahren und befanden sich nun auf dem Heimweg.
    Erst jetzt merkte sie, wie müde sie war. Es war schon fast sieben und sie waren seit zehn Stunden unterwegs. Sie schloss für einen Moment die Augen und sah erst wieder aus dem Fenster, als Tabea Jimi entrüstet fragte: »Wo willst du denn jetzt noch hin?«
    »Sheep Mountain Table«, sagte er. »Ist genau der richtige Zeitpunkt dafür.«
    Wieder fuhren sie in die Badlands hinein, eine unbefestigte Piste, die

Weitere Kostenlose Bücher