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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Julius wollte sich gerade eine weitere Scheibe abschneiden, legte das kleine Messerchen nun aber brav zu den Trüffeln.
    »Oder hast du heute Abend noch was vor?«
    »Neugierig seid ihr Normannen auch noch.«
    »Wir haben viele von den besten Eigenschaften!«
    Das Gespräch hatte absolut nichts mit dem Mörder zu tun, der durch Türen ging.
    Trotzdem war Julius gerade etwas eingefallen.
    Und er ohrfeigte sich innerlich, dass er nicht früher darauf gekommen war.
    Zurück im Restaurant war trotzdem anderes wichtig.
    Alle Türen waren verschlossen.
    Niemand sollte ihn stören.
    Julius hatte den Geschmack noch auf der Zunge, würde ihn wahrscheinlich nie mehr verlieren.
    Die Übeltäter standen wieder vor ihm. Keiner würde das Team verlassen müssen.
    Aber diesmal standen sie ordentlich.
    Der Fehler, war Julius klar geworden, hatte darin gelegen, dem Zufall vollkommen freie Hand zu lassen. Zufall war gut – aber nur in Maßen. Das erste Experiment war gastronomische Chaostheorie gewesen. Diesmal gab es Regeln. Diesmal sollte seiner Zunge ein traumatischer Schock erspart bleiben. Dank eines todsicheren Systems, das Julius beim Einschlafen eingefallen war. Die Gewürze standen in der Reihenfolge ihrer Intensität. Ganz rechts außen der Habanero Chili, die Bestie in Schotenform. In einer separaten Gruppe die Alkoholika. In einer anderen die Öle, wiederum separat die Essige, dahinter die Milchprodukte.
    Eigentlich konnte nichts schief gehen.
    Julius blickte noch einmal auf die Gewürzparade. Hier stand der Safran, dort der rosa Paprika – alles da.
    Es konnte losgehen!
    Er rieb sich die Hände, polierte unnötigerweise noch einmal die Edelstahlschüssel, vollführte mit dem Schneebesen einige Wirbel, die eines Revolverhelden würdig waren, und schnappte sich den bereitliegenden blickdichten Schal.
    Julius begann links, mit einigen der weniger aromatischen Kräuter, griff danach vorsichtig zu einem der verhaltenen Öle, beim Alkohol war er bereits mutiger, tastete von rechts die Flaschen ab und nahm die dritte. Ruhig einen Schuss mehr, schließlich war Winter, den Gästen musste warm werden.
    Er überlegte.
    Das Ganze würde bestimmt fade schmecken.
    Und nur nach Alkohol.
    Beherzt griff er zu den Milchprodukten und löffelte etwas in die Edelstahlschüssel. Trau dich, Julius. Keine halben Sachen!
    Seine Hand wanderte nach rechts. Immer weiter.
    Ein klein wenig Schärfe half so manchem Gericht auf die Sprünge. Nicht viel, nicht so viel, dass man es merkte. Nur ein Hauch.
    Er hauchte drei verschiedene Gewürze in die Schüssel. Alle hatten weit rechts gestanden.
    War das jetzt schon zu viel gewesen?
    Er würde es durch etwas aus der Milchreihe abmildern müssen. Julius griff zu.
    Aber jetzt war der Alkohol bestimmt vollkommen verdünnt.
    Also her damit.
    Jetzt noch ein paar der Gewürze aus der Mitte. Davon konnte er ruhig mehr nehmen.
    Das machte richtig Spaß!
    Er war zweifellos auf dem richtigen Weg.
    Er würde heute Großes kreieren.
    Nach einer Viertelstunde war die Edelstahlschüssel voll.
    Julius tastete nach dem Probierlöffel am linken Rand der Arbeitsplatte und tauchte ihn vorsichtig ein.
    Er führte den Löffel zum Mund.
    Dann hielt er inne.
    Sein Mund war … anders.
    Er drehte sich um und ging, den Löffel fest in der Hand, Richtung Brotkorb. Ein großes Stück Baguette! Den Mund neutralisieren.
    Er stieß mit dem Knie gegen den Herd.
    Es tat fürchterlich weh.
    Er ließ den Löffel fallen.
    Er packte sich ans Knie.
    Er ging einen Schritt vor, um das Gleichgewicht zu halten.
    Er rutschte auf dem Löffel aus, fiel auf den Rücken.
    Dabei stieß er gegen den Mülleimer, dessen Deckel sich löste und gegen die Edelstahlschüssel mit der neuen Spitzenkreation flog.
    Ja.
    So musste es gewesen sein. Anders konnte sich Julius das Durcheinander in seiner geliebten Küche nicht erklären, das er sah, nachdem er die Augenbinde abgenommen hatte. Alles war grünweiß gesprenkelt. An der Dunstabzugshaube klebte Rosmarin, während es sich der Dill an der Schwenkkasserolle bequem machte. Julius vermutete, dass es Sesam war, der überall am Kutter prangte.
    Auf dem Boden bewegte sich, einem Kreisel gleich, die Edelstahlschüssel, in der noch ein kleiner Rest der Kreation mitschwappte. Julius holte einen Löffel und probierte noch einmal.
    Es war nicht schade drum.
    Aber es war deutlich besser als beim letzten Mal!
    Julius begann zu lachen, holte einen der Kochweine, nahm einen gehörigen Schluck und lachte weiter, bis ihm

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