Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi
die Tränen kamen.
Denn ihm war gerade eines klar geworden.
Große Erfindungen brauchten viel Zeit.
Und sie erforderten große Opfer.
Nachdem Julius aufgeräumt hatte, klingelte das Telefon. Zeitgleich kam Franz-Xaver hereingerauscht.
Julius nahm den Hörer ab. »Putzkommando Eichendorff.«
»Hätte der Herr mal einen Augenblick Zeit für seinen liebsten Angestellten?«, fragte Franz-Xaver.
»Kann ich dich auch privat mieten?«, fragte Anna von Reuschenberg.
»Nein«, sagte Julius zu Franz-Xaver. »Jederzeit«, sagte Julius zu Anna.
Leider hörten beide das Falsche.
»Schade«, sagte die Kommissarin.
»Des is nämlich so«, sagte der Maître d’hôtel.
»Nein, für dich bin ich immer da«, korrigierte Julius.
»Des hab ich auch genau so verstanden«, sagte Franz-Xaver.
»Dann werd ich bald mal darauf zurückkommen«, sagte Anna.
»Kannst du mich jetzt vielleicht endlich mal in Ruhe lassen?«, fragte Julius.
»Nein, jetzt sag ich auch des, was ich zu sagen habe«, meinte Franz-Xaver.
»Dann eben nicht«, sagte Anna.
»Nein!« , brüllte Julius.
»Das sind aber ganz schöne Stimmungsschwankungen. Hast du deine Tage?«, fragte Anna.
»Des sind aber ganz schöne Stimmungsschwankungen. Hast du deine Tage?«, fragte Franz-Xaver.
»Ruhe!«
»Ich ruf lieber ein andermal an«, sagte Anna.
»Anbrüllen lass ich mich net. Es sei denn, dafür gibt’s Sonderzulage«, sagte Franz-Xaver.
In der Hörmuschel erklang ein Besetztzeichen.
Julius legte auf, ging hinüber zu Franz-Xaver und fragte mit seiner zuckersüßesten Stimme: »Womit kann ich dem Herrn dienen? Weshalb hat er mein ach so unwichtiges Gespräch mit Anna von Reuschenberg unterbrochen?«
»Aber du hast doch gesagt …«
»Ich habe nicht mit dir gesprochen, du Pfeife!«
Franz-Xaver schien wenig beeindruckt. Wer in der Gastronomie arbeitete, war Schreier gewohnt. »Mit der liebreizenden Kommissarin? Ich bitte vielmals um Entschuldigung! Dabei war es gar net so wichtig …«
Julius wusste nicht, wohin mit seinem Zorn. Er ging in den Kühlraum, ließ einen Schrei los und kam deutlich besser gelaunt – und ein paar Grad kälter – wieder zurück.
»Es ist wirklich net so wichtig«, sagte Franz-Xaver.
»Nun red schon.«
»Also gut, ich heiß ab jetzt FX . Ich möcht dich bitten, des einfach zu akzeptieren. Die Firma dankt. So, und jetzt muss ich telefonieren. Der Tilman hat sich krankgemeldet, und ich wollt heute Abend mal die Meike mitlaufen lassen. Es ist net viel los, und ich kann sie gut im Auge behalten.«
Julius bekam endlich den Mund auf. »Du heißt wie ?«
»Also machst du doch Ärger, du kleinbürgerlicher Geist. FX , die Abkürzung von Franz-Xaver, weil des so altbackert klingt.«
Julius musste sich abstützen, sonst wäre er umgefallen. Er kicherte. » FX Pichler, das klingt ja …«
»Gut klingt des. Wirklich gut .«
»Dann nenn dich doch gleich FXP !«
»Saulustig, der Maestro, nein, was ist der wieder witzig. Da tut’s mir ja jetzt richtig Leid, dass ich dein Gespräch eben unterbrochen hab.«
Julius hörte auf zu kichern. »Ist das wirklich dein Ernst?«
»Ja. Bitte respektiere des.«
»Des Menschen Wille ist sein Himmelreich.«
»Also?«
»Auf feur’gem Rosse kommt Bacchus daher / Den Becher hoch in der Hand / Sein Rösslein wird wild, sein Kopf ist ihm schwer / Er verschüttet den Wein auf das Land. / Den Dichter erbarmet der Rebensaft / In den Bügel er kühn sich stellt / Und trinkt mit dem Gotte Brüderschaft / Nun geht’s erst, als ging’s aus der Welt!«
»Was immer du sagst, Chefkoch.«
»Also gut … F … X«, Julius kämpfte gegen seine Gesichtsmuskulatur an, sie wollte einfach grienen, »dann machen wir das ab jetzt so.«
»Schön. Kommunikation ist doch was Feines.«
So war es, dachte Julius und rief sofort Anna von Reuschenberg an, nachdem FX die Küche verlassen und er zu lachen aufgehört hatte. Julius klärte das Missverständnis auf, aber Annas Stimmung wurde dadurch nicht besser.
»Wir kommen einfach nicht weiter. Die Sonderkommission dreht jeden Stein um, aber findet nichts drunter. Es ist zum Verrücktwerden.«
»Es muss doch irgendwelche Spuren geben.«
»Nein. Und wenn, versanden sie direkt wieder. Wie bei der Tatwaffe vom ersten Mord. Wir wissen zwar, um welches Modell es sich handelt, haben sie aber nicht gefunden. Um es deutlicher zu sagen: Wir haben bei keinem der Verdächtigen irgendeine Waffe gefunden.«
»Das ist ungewöhnlich.«
»Genauso ungewöhnlich wie Grads Tochter.
Weitere Kostenlose Bücher