Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi
hineingehen.
Was konnte ihm schon passieren?
Julius öffnete leise die Tür.
Sah nichts.
Öffnete sie weiter.
Immer noch nichts.
Plötzlich zog etwas die Tür auf und Julius mit einem Ruck hinein. Die Augen, an das grelle Weiß des Schnees gewöhnt, sahen erst einmal wenig. Aber es blieb nicht so.
Rolf Sonner stand vor ihm.
Er hielt eine Waffe in der Hand.
Eine antike.
Sie war auf Julius gerichtet.
»Lassen Sie sich nicht vom Alter der Waffe täuschen. Sie funktioniert. Und sie ist geladen.« Sonners Gesicht war wie eingefroren. Keine Regung. Selbst die Augen wirkten kalt.
Julius kam endlich darauf, welches Lied sein Gegenüber gepfiffen hatte. Selbst in dieser Situation fiel ihm ein kleiner Stein vom Herzen.
Doch er kam direkt wieder. Und brachte seinen großen Bruder mit.
Es war »Spiel mir das Lied vom Tod« gewesen.
»Setzen Sie sich. Hinter Ihnen steht ein Hocker.« Sonner deutete mit der Pistolenmündung in die entsprechende Ecke. Julius nahm erst jetzt den Raum wahr. Seinen Inhalt. Und der bestand nicht aus Rechen, Schaufeln, Gieskannen oder einem Gartenschlauch. Er bestand aus Waffen. Schusswaffen. Unterschiedlichster Form und Farbe. Aber alle nicht mehr neuester Stand. Sie waren mit Nägeln an der Gartenhausseite arretiert, in die das Fenster eingesetzt war. Deshalb hatte Julius sie von außen nicht sehen können. Verdammt!
Es mussten Dutzende sein.
»Was haben Sie hier zu suchen?«
Einige funkelten metallisch, bei anderen waren die Ornamente am Schaft bereits matt geworden. Sie wirkten nicht bedrohlich, nur altmodisch.
» Hallo ! Das ist doch eine einfache Frage, oder? Was hat Sie hierher geführt?« Sonner griente jetzt breit. »Wollen Sie etwa das Haus kaufen? Herzlichen Glückwunsch, Sie stehen vor dem Makler.«
»Ich habe Sie verfolgt.«
»Seien Sie nicht überrascht, wenn ich mir genau das gedacht habe.«
Julius blickte Sonner direkt in die Augen. Keine Schwäche zeigen. »Sie schlichen so durch die Gegend, da bin ich einfach hinterher. Es war keine böse Absicht.«
»Nur gesunde Neugier, natürlich.« Sonner setzte sich, die Waffe weiter im Anschlag haltend. »Aber jetzt haben Sie meine Sammlung gesehen. Das sollten Sie aber nicht.« Der Wind zog zischelnd um die kleine Hütte. Er klang wie eine riesenhafte Schlange. »Glauben Sie, ich habe meine Waffen extra kurz nach dem Mord hierhin gebracht, damit Sie sie zufällig entdecken?« Sonner schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht.«
»Ich werde niemandem etwas davon sagen!«
Sonner nahm sich ein Tuch von einem Hocker und polierte hingebungsvoll die geladene Pistole in seiner Hand. »Das glaube ich Ihnen. Wirklich …«
Er hob die Waffe und zielte.
»Peng!«, rief er. Und lachte.
Julius lachte nicht. Sonner spielte mit ihm wie Herr Bimmel mit einer Maus. Der Kater schleuderte das noch lebende Tier durch die Wohnung, versetzte ihm einen Prankenhieb nach dem anderen, bis es sich irgendwann nicht mehr regte.
Julius wollte nicht, dass es ihm so erging.
»Bringen wir es hinter uns. Schießen Sie schon! Laden Sie einen weiteren Mord auf Ihr Gewissen. Wenn Sie denn eins haben.«
»Ich weiß, was Sie denken«, sagte Sonner und lachte.
»Los! Machen Sie. Lassen Sie mich nicht um den Tod betteln.«
Sonner hielt inne.
Julius sprang.
Im einen Moment wollte er sich noch ins Schicksal ergeben, im nächsten meldete sich der Überlebenswille. Unbändig. Julius stürzte sich auf Sonner, die eine Hand auf dessen Gurgel gerichtet, mit der anderen die Waffe wegdrückend. Es gelang ihm, sein Gegenüber auf den Boden zu werfen. Die Pistole wurde Sonner von der Wucht aus der Hand gerissen.
Julius’ Kopf schlug gegen die Wand.
Er war für einen Moment nicht aufmerksam.
Einen Moment zu lange.
Sonner hatte die Waffe wieder in der Hand.
Er drückte sie Julius gegen die Brust, zwang ihn aufzustehen, zwang ihn, sich wieder zu setzen. »Sind Sie wahnsinnig ?«
»Das fragt der Richtige!«
Die Tür öffnete sich.
Susanne Sonner.
Sie sah ihren Mann an. Dann Julius. Und wieder zurück.
»Was soll das?«
Sonner rannte an ihr vorbei aus dem Gartenhaus. Julius wollte hinterher, aber sie versperrte die Tür. » Was soll das? «
Sonner war bereits nicht mehr zu sehen. Julius erklärte, was vorgefallen war. »Wussten Sie von der Sammlung?«
»Wie könnte ich nicht von seinen ›Babys‹ wissen?« Susanne Sonner versuchte Haltung zu bewahren.
»Ich werde der Polizei davon erzählen.«
Sie nahm eine der Waffen in die Hand. »Machen Sie das
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