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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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waren seine Augen geschlossen, und er konnte ihren Atem auf seinen Lippen spüren.
    Es klopfte am Fenster.
    Es war Professor Altschiff. »Machen Sie das verdammte Fenster auf! Schnell! Es geht um Loreley!«
    Julius tat, wie ihm geheißen, was bedeutete, dass er sich von Annas Lippen entfernte. »Was ist mit Loreley?«
    »Wieso sitzen Sie denn da drin bei Kerzenlicht? Haben Sie einen Stromausfall?«
    »Nein, wir …«
    »Ist ja auch egal. Es geht bald los, kommen Sie raus. Ich erzähl Ihnen auf dem Weg alles. Und bringen Sie Ihre Tischdame ruhig mit. Zur Sicherheit, falls was schief geht.«
    Julius und Anna gingen in den Flur, wo sich sämtliche Utensilien befanden, die für einen kalten Nachtspaziergang nötig waren. Anna zog ihren Mantel an, dann Julius näher zu sich. Sie fuhr ihm durchs spärliche Haar. »Ich denke, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.« Julius strich ihr über die Wange, endete mit dem Daumen auf ihrer Unterlippe. Jetzt war der Moment da.
    »Schnell! Schnell! Es kann jeden Augenblick passieren!«, rief der Professor von draußen. Anna lachte, und zu dritt gingen sie in Richtung Altschiffs Haus.
    »Ihr Bauch ist prall gefüllt und die Zitzen stark geschwollen. Vor einer Woche hat sie sich einen Wurfplatz ausgesucht, dreimal dürfen Sie raten: mein Kleiderschrank.« Altschiffs Gehtempo entsprach Power-Walking – Julius kannte es nur aus dem Fernsehen. »Ich bin nachts wach geworden, weil sie den Schrank durch Kratzen aufkriegen wollte. Ich habe dann alles leer geräumt und eine warme Decke reingelegt. Loreley ist bis heute allerdings nicht mehr hingegangen. Es war, als wüsste sie, wo es stattfinden würde und gut ist.« Die drei bogen in die Quellenstraße ein, nun war es nicht mehr weit. »Ich hätte sie nicht allein lassen dürfen! Wenn es jetzt schon passiert ist, das würde ich mir nie verzeihen. Wer krault ihr jetzt den Bauch? Seit einigen Tagen will sie ständig ihre dicke Wampe gekrault bekommen.«
    Anna tätschelte Julius den Bauch. Was sollte das denn jetzt?
    »Eben ist sie dann ganz ruhig geworden und im Kleiderschrank verschwunden. Also habe ich Bescheid gesagt.«
    Anna zupfte Julius am Ärmel und flüsterte ihm ins Ohr. »Was hast du mit der Katze dieses komischen Kauzes zu schaffen?«
    Die Frage war Julius nicht gekommen. Er war einfach zu verwirrt gewesen. Schon den ganzen Abend. Allerdings hatte er einen Verdacht, was Loreley anging. »Sind Sie sich sicher, dass es Herr Bimmel war?«
    »Loreley ist monogam, da wurde mit keinem anderen herumscharwenzelt.«
    »Eine sehr sympathische Katze«, sagte Anna.
    Altschiffs kleines Hexenhäuschen hatte sogar noch mehr Puderzucker abbekommen als die ringsum stehenden Gebäude, da das Giebeldach flacher angelegt war. Die Haustür hatte er aufgelassen, durch einen Spalt fiel warmes Licht auf den Weg.
    Ein Katzenschrei war zu hören.
    »Beim Barte des Propheten, es geht los!« Altschiff raste durch den Eingang, nahm einige scharfe Biegungen in dem verwinkelten Haus, riss Türen auf, dicht gefolgt von Julius und Anna, die schließlich in einem kleinen Raum ankamen, der nicht in Heppingen zu sein schien. Auch nicht in Bad Neuenahr, Bonn, Köln, Berlin, London, Paris, New York. Er schien in überhaupt keiner Stadt zu liegen. Dieser Raum musste Teil eines Schiffes sein. Keines neumodischen Traumschiffes oder einer ultramodernen Segeljacht, nein, eines Schiffes, wie es Piratenphantasien bevölkerte. Eine Hängematte durchmaß das Zimmer, auf dem groben Holzboden standen entzündete Öllampen neben Wäschehaufen. Das Fenster war ein Bullauge. Der Schrank, von dem der Professor gesprochen hatte, war in Wirklichkeit eine schwere Seemannstruhe, in der eine schottische Decke und eine dicke Katze lagen, die Julius entfernt an das graziöse Tier erinnerte, dem Herr Bimmel nachgejagt war. Anna setzte sich in die Hängematte, Julius bedeutend, dass zu viele fremde Menschen die Katze nur stören würden.
    Im Hintergrund lief Musik, die Julius an den Männerchor der russischen Schwarzmeerflotte erinnerte. Es war mehr ein Brummen denn ein Singen. Altschiff zeigte mit beiden Händen wie ein Fischverkäufer auf Loreley, die in der Truhe eine bequeme Position suchte. »Schauen Sie, was Ihr Kater angerichtet hat! Seit Monaten läuft der jetzt schon meiner Loreley nach, das musste ja so kommen.«
    Loreley schrie wieder.
    Julius beugte sich über die Truhe und streichelte der Katze über den Kopf.
    Sie schrie wieder.
    Dann ging alles ganz schnell.

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