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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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gestohlen. Die beiden waren zufällig vor Ort und haben bei den Bauern gebettelt, als die Kirche zerbombt wurde. Sie haben bei der Suche nach Verschütteten geholfen, das gute Stück gefunden und heimlich mitgenommen. Es waren harte Zeiten, ich kann ihnen keinen Vorwurf machen. Ich wusste bis vor kurzem nichts davon. Mein alter Herr und ich konnten uns noch nie riechen, und seit dem Tod meiner Mutter hatten wir uns so gut wie nicht gesehen. Vor kurzem ging es dann zu Ende mit ihm, und er ließ mich durch seinen Hausarzt ans Sterbebett bestellen. Ich bin hingefahren, dachte mir, schaden kann es nicht. Außerdem war ich ihm dankbar, dass er abnibbelte, denn schließlich würde ich erben, auch wenn das nicht reichte für meine Schulden. Am Sterbebett erzählte er mir dann die Geschichte.«
    Julius spürte, wie Wasser auf die Eisscholle drang. Lange würde sie ihn nicht mehr tragen.
    »Auch, dass sie beide nach dem Krieg genug Geld hatten und die Monstranz nicht mehr brauchten. Ich Verlierer könne sie jetzt ja holen. Er sagte mir, wo sie war, und dass Grad eine Hälfte des Codes hätte und ich die zweite. Aber er wollte nicht in Frieden von mir scheiden. Er wollte mich eiskalt verarschen, das war seine Rache dafür, dass ich ihn nie leiden konnte. Er erzählte mir von einem Goldschatz, und ich konnte nicht heran. Er sagte mir nämlich nicht die Kombination. Er sagte nur …« Sirenen waren zu hören.
    Julius richtete sich auf. »Sie werden bald kommen.«
    »Wieso? Der Schnee hat unsere Spuren zugedeckt. Sie werden Sie suchen, klar, aber nicht sofort hier. Außerdem bin ich jetzt eh weg. Hier noch das Ende der Geschichte. Ich habe Ewigkeiten gebraucht, um es zu enträtseln. Die letzten Worte meines Vaters waren«, Vollrad breitete die Arme aus wie bei einem großen Trick, »nomen est omen.«
    Er hob den schwersten Eisblock auf, nahm Anlauf, rannte einige Schritte aufs Eis und warf ihn.
    Der Eisblock verfehlte Julius.
    Er war Vollrad aus der Hand gerutscht und vor ihm selbst eingeschlagen.
    Ein Riss bildete sich und zog wie ein Blitz über die Eisfläche. Verästelte sich. Zog dunklere Risse. Brach das Eis.
    Unter Vollrad.
    Es zerbarst mit einem lauten Knacken, als fiele ein gefällter Baum zu Boden. Vollrad sprang weg, gab damit aber der Scholle unter sich den letzten Druck, um sich unter das Eis zu schieben, zwei große Eisplatten rechts und links schossen horizontal in die Höhe, das eiskalte Ahrwasser freigebend. Vollrad fiel hinein, schrie, versuchte sich am Eis festzukrallen. Stück für Stück brach ab. Kein Halt. Nur Strömung. Und Kälte, die sein Blut schockte. Die ihm Kraft nahm. Er schlug im eisigen Wasser um sich. Fontänen schossen hervor. Er wand sich.
    Er versuchte, Halt im Eis zu finden. Da war keiner.
    Er griff eine Scholle. Sie kippte um.
    Er strampelte Richtung Eisdecke. Die voll gesogene Kleidung zog ihn nach unten.
    Das Wasser schloss sich über ihm. Einer Schiebetür gleich glitt eine große Scholle über die Öffnung.
    Alles war still.
    Der kleine Hund am Ufer begann zu heulen, lief hin und her, heulte lauter und setzte schließlich eine Pfote auf die Eisdecke, vorsichtig eine zweite, und dann stand er mit allen vieren darauf. Immer wieder wegschlitternd, kämpfte er sich näher zu Julius, begann zu bellen, rutschte vollends aus und landete auf dem Bauch, robbte weiter vor, bellte wütend, kam bei Julius an und leckte ihm mit seiner heißen Zunge durchs Gesicht.
    Alles wurde schwarz.
    Er öffnete die Augen.
    Die Sterne am Himmel nutzten für ihr Funkeln das gesamte Farbspektrum. Flackerndes Blaulicht war dort zu erkennen, wo der Himmel die Erde berührte. Stimmengewirr. Überall Schritte.
    Leben.
    »Er hat seine Äuglein aufgeschlagen!«, rief jemand. Es war FX . »Und jetzt schaut er mich blöd an! Hurra!«
    »Wo ist Vollrad?«, brachte Julius hervor.
    »Der werte Herr ist ersoffen. Zu viel Wasser ist eben ungesund.«
    Julius richtete sich auf, von FX gestützt. Vollrads Leiche lag nur wenige Meter von ihm entfernt. Sie wirkte blau.
    Julius konnte kein Mitgefühl empfinden. Er ließ sich wieder in die Rettungsliege fallen und rezitierte schwer atmend seinen Vorfahren. »Der Fluss glitt einsam hin und rauschte / Wie sonst, noch immer, immerfort / Ich stand am Strand gelehnt und lauschte / Ach, was ich liebt, war lange fort! / Kein Laut, kein Windeshauch, kein Singen / Ging durch den weiten Mittag schwül / Verträumt die stillen Weiden hingen / Hinab bis in die Wellen kühl.«

»Ohne Namen«
    Die

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