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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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blaue Kerze funkelte auf dem Tisch, als wolle sie dem Polarstern im Fenster Konkurrenz machen. Sie spiegelte sich in FX ’ Augen.
    »Du solltest wirklich a bisserl was verspeisen, Maestro.«
    »Ich warte.«
    »Sie kommt net. Es ist zu spät.«
    »Aber warum ?« Julius legte die extralangen Streichhölzer aus der Hand. Die anderen Dochte der überall im Raum verteilten Kerzen würden unversehrt bleiben. Flüchtig kontrollierte er die Bandagen an Oberschenkel und Schulter. Sie saßen gut, konnten den Schmerz aber nicht eindämmen.
    »Wer versteht schon die Frauen? Ich net. Wahrscheinlich hat ihr dein Geplänkel mit dem lieblichen Fräulein Böckser net gefallen. Ich hab dir gleich gesagt, du sollst net auf zwei Hochzeiten tanzen.«
    »Wie bitte? Du meintest, ich solle mit beiden jonglieren !«
    »Des hab ich nie gesagt.«
    »Jetzt ist aber mal Schluss!« Julius stand auf. »Steht noch nicht mal zu seinen Fehlern. Feiner Charakterzug!«
    »Musst ja net drauf hören!«
    Hatte er auch nicht. In diesem Moment war Julius dieser entscheidende Punkt aber egal. Einer musste für diesen verkorksten Abend geradestehen. Für das extra kreierte Festmahl, für die kunstvoll arrangierten Kerzen, für die beiden Schneemänner am Eingang, mit Blumensträußen in den eisigen Händen.
    »Gut, dass du das sagst. Vielleicht sollte niemand mehr auf dich hören? Wie kann ich die Gästebetreuung eigentlich von jemand Unfähigem wie dir überwachen lassen? Es könnte ja passieren, dass mal einer auf dich hört! Du matschiges Stück Sachertorte!«
    » So net, du Psycherl!« FX wollte gerade zum rhetorischen Rückschlag ausholen, als jemand eintrat.
    »Ich störe ja ungern«, sagte Anna von Reuschenberg, »aber ich habe eine Verabredung mit einem charmanten und außerordentlich freundlichen Mann.« Sie musterte die beiden Streithähne. »Hat einer von Ihnen beiden ihn zufällig gesehen?«
    Es brauchte etwas Zeit, bis der Zorn aus Julius gewichen war. Anna von Reuschenberg, einen der beiden Schneemannsträuße in den Händen haltend, das lächelnde Gesicht nur spärlich vom Kerzenlicht beleuchtet, kam anmutig auf ihn zu.
    »Geh bitte raus«, sagte Julius.
    »Wie bitte?« Das Lächeln verschwand.
    »Ach so, nein, ich will nur den Raum fertig machen.« Er hielt inne. »Für dich.« Julius fühlte sich wie ein Pennäler. Wieso fiel es ihm nur so schwer, die richtigen Worte zu finden? Wieso fühlte es sich an, als balanciere er auf einem Drahtseil über den Rheingraben?
    »Lass ihn doch so. Er ist nur etwas zu … voll für meinen Geschmack.«
    FX stand auf. »Des wär net nötig gewesen, gnädige Frau. Wir Wiener haben ein Gespür für die gewissen Momente des Lebens.« Er ging durch die Schwenktür in die Küche.
    Ihr Flappen wurde immer leiser, die Stille immer lauter.
    »Es ist schön zu sehen, dass es dir wieder besser geht. Du warst ganz schön nass.«
    »Möchtest du etwas trinken?«
    »Willst du mich betrunken machen?«
    Jetzt eine pfiffige Replik! Als er später im Bett lag, fiel ihm ein, dass »Habe ich das nötig?« gut gewesen wäre oder »Ich mache alles, was getan werden muss«. Natürlich hätte er dann auch anzüglich grinsen müssen oder besser gleich den Arm um sie legen, sie tangomäßig über diesen fallen lassen, und dann …
    »Nein. Natürlich nicht. Ich dachte nur, du hättest vielleicht Durst.«
    Sie setzte sich. »Ich trinke, was du trinkst.«
    »Soll ich das Essen schon holen?«
    »Setz dich doch erst mal. Wir hatten seit Vollrads Tod vorgestern keine Zeit, miteinander zu reden.«
    Julius stand unbeholfen im Restaurant. Dann ging er humpelnd in die Küche und holte die schon geöffnete Flasche Spätburgunder aus der Monopollage Walporzheimer Gärkammer.
    Anna kam ihm entgegen und nahm die Flasche. »Ich würde gern sagen, du hättest auf uns warten sollen. Aber dann wäre Vollrad wahrscheinlich längst im Ausland. Oder – noch schlimmer – wir hätten keine Beweise.«
    Sie setzten sich, Julius goss den Wein in die bauchigen Burgundergläser. »Die haben wir jetzt auch nicht.«
    »Doch. Die solide Aussage eines dekorierten Polizeikochs. Aber manchmal braucht es eben gar keiner Beweise. Manche Dinge erledigen sich von selbst. Man muss ihnen nur Zeit lassen …« Sie beugte sich zu Julius, die Lippen gespitzt. Sie waren noch eine Handbreit entfernt.
    Die Tür ging auf.
    »Darf ich servieren?« FX sah zwei Köpfe, die sich schnell voneinander entfernten, und ein Weinglas, das umgefallen wäre, wenn Julius’ Hand nicht

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