Julius Lawhead 2 - Flammenmond
schwirrte vor Magie. Wir folgten dem beleuchteten Weg, der vom Parkplatz zum Haus führte, und warteten, bis ein junger Unsterblicher auf uns zukam.
»Guten Abend«, sagte er freundlich. »Darf ich den Namen erfahren?«
»Julius Lawhead.«
Er ging zu einem kleinen Pult und bedeutete uns zu folgen. »Meister Lawhead, Clan Leonhardt, aus Los Angeles?«, fragte er nach und ich nickte.
Er hakte etwas auf einer Liste ab.
»Das Anliegen?«
»Reise und Jagderlaubnis und eine Gerichtssache.«
»Gut. Folgen Sie mir bitte, Ihr Fall ist der dritte heute Abend. Ein Treuebruch wird bereits verhandelt, ein Mordfall folgt und dann sind Sie dran.«
Wir liefen einen Gang entlang. Auf beiden Seiten hingen italienische Landschaftsbilder über antiken Tischchen und Bänken. Ich reckte den Hals. Vor uns lag ein Saal, dessen Flügeltür weit geöffnet stand.
Leise traten wir hinein.
In dem Raum warteten fast vierzig Personen und die wenigsten davon waren Menschen. Auf einem Podest stand ein langer schwerer Tisch und dahinter saß der hohe Rat von Phoenix, vier Männer und drei Frauen. Urteilte man nach den Äußerlichkeiten, so waren sie zwischen dreißig und Mitte fünfzig, doch die Wahrheit rauschte als kalter Sturm über meine Haut.
Die Meisterin, die heute Abend den Vorsitz führte, war niemand anderes als Vivien Le Roux, und sie war weit älter als Curtis, etwas über sieben Jahrhunderte. Ich kannte sie aus Paris. Sie hatte damals das Urteil gefällt, in dessen Folge ich ein halbes Jahr im Sarg verbrachte und danach, rasend vor Hunger, meine Geliebte Marie ermordete. Amber fühlte meine Nervosität, drückte meinen Arm und blickte fragend zu mir auf. »Julius, was ist?«
Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte es ihr jetzt nicht erklären.
Gerade warf sich ein junger Meister vor ihr zu Boden, der sein Clanoberhaupt betrogen hatte. Vivien Le Roux drehte sich nach ihren Beratern um und erhob sich dann.
»Für deine Ehrlosigkeit wird dir dein Meisterstatus aberkannt, und dein Herr wird von dir trinken, bis du der Niedrigste der Seinen bist. So wirst du zwanzig Jahre lang dienen. Nach Ablauf dieser Frist musst du wieder vor diesem Rat erscheinen, und dein Fall wird erneut geprüft.«
Es gab Zurufe aus dem Publikum, doch ich sah nur den Verurteilten. Er hatte Geringeres verbrochen als ich, und ich stand bereits wieder hier, nach nur drei Monaten. Langsam wurde mir klar, wie dankbar ich Curtis für die vergleichsweise milde Strafe sein konnte.
Stille breitete sich im Saal aus. Durch eine Seitentür wurde die Gefangene hereingeführt, die mir schon im Hof aufgefallen war. Ihre Kleidung hing in Fetzen an ihrem Körper. Sie hatte lange nicht mehr getrunken, und ihre Furcht und ihr Hunger peitschten durch den hohen Raum. Neugierig reckten die Zuschauer die Gesichter in den schwachen Luftzug.
Die Gefangene trug Handschellen und eine Kette um den Hals, an der sie unbarmherzig vorwärtsgezerrt wurde. Die beiden Gerichtsdiener, die sie hereingebracht hatten, befestigten die Kette an einem Haken im Boden. Sie war etwas zu kurz und zwang die Gefangene zu einer demütigenden Haltung.
Die Vampirin verrenkte den Kopf, um die Richter anblicken zu können.
»Eliza Laszra!«, wurde ihr Name ausgerufen. Mehrere Vampire fauchten, manche spuckten die Gefangene an. Kein Zweifel, das war der Mordfall. Der Hass, der von den Vampiren ausging, hing schwer in der Luft.
Ambers Puls raste, ich konnte ihr Herz klopfen hören.
»Was auch geschieht, wir können nichts daran ändern«, flüsterte ich ihr zu. Meine Dienerin kniff den Mund zu einem dünnen Strich und nickte gequält.
Die Verhandlung begann. Ein Mann, der für den Rat arbeitete, erklärte die Sachlage. »Die Beklagte Eliza Laszra ist geständig, den Mord an ihrem langjährigen Geliebten Thomas Marix begangen zu haben. Der Meister der Mörderin beantragt, die Todesstrafe aufzuheben und stattdessen Blutgeld zu zahlen.«
Die verfeindeten Parteien standen zu beiden Seiten der Mörderin. Es war klar, dass sich diese Clans seit langer Zeit feindselig gesinnt waren.
Der Meister der Mörderin trat vor und verneigte sich vor dem Rat. »Verehrte Ratsvorsitzende. Eliza Laszra ist ein geschätztes Mitglied meiner Camarilla. Ich möchte sie nicht verlieren. Bitte überlasst es mir, über sie zu richten. Ich bin vermögend und willens, Blutgeld in angemessener Höhe zu zahlen.« Er trat zurück und nickte der Verurteilten hoffnungsvoll zu.
»Eure Stellungnahme, Bernard Locker«, wandte sich
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