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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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stehen. »Herr Rückert«, sagte Julia Durant, »ich bin gekommen, weil ich möchte, daß Sie und Ihre Frau mir die Aussage vom Mittwoch schriftlich bestätigen. Es ist nur eine Formalität.«
Rückert schüttelte seinen massigen Schädel, schaute böse. »Verschwinden Sie! Von uns bekommen Sie gar nichts. Ich weiß nicht einmal, wovon Sie reden.« »Hören Sie, Sie haben mir vor ein paar Tagen gesagt...« »Gar nichts habe ich, verstehen Sie, gar nichts! Und jetzt hauen Sie endlich ab!«
»Hat man Ihnen gedroht? Sie unter Druck gesetzt?« »Verflucht noch mal, kapieren Sie nicht, Sie sollen endlich abhauen! Merken Sie nicht, wieviel Unheil Sie anrichten?« 208 »Ich? Schauen Sie doch mal in den Spiegel, und dann fragen Sie sich, wer von uns beiden wohl mehr Unheil anrichtet oder angerichtet hat! Wollen Sie wirklich, daß ein Mann wie Menzel weiter frei herumläuft und seine Schweinereien ungestraft machen kann?« »Hören Sie, mir ist scheißegal, wer welche Schweinereien macht! Ich weiß von nichts, meine Frau weiß von nichts, Vera weiß auch von nichts!«
»Ob Vera etwas weiß oder nicht, kann Sie uns selber sagen. Außerdem möchte ich nicht drohen, aber haben Sie schon mal was vom Jugendamt gehört? Wäre es Ihnen recht, wenn ich jemanden vorbeischicken würde? Glauben Sie mir, ein dreizehnjähriges Mädchen, das allein verhört wird, bricht sehr schnell zusammen! Es liegt an Ihnen, Sie können es verhindern.«
Rückert nahm eine drohende Haltung ein, seine Augen blitzten gefährlich auf. »Wenn Sie meiner Vera auch nur eine einzige Frage stellen, dann...«
»Was dann? Glauben Sie allen Ernstes, sich dagegen wehren zu können? Herr Rückert, wenn ich sage, daß wir Vera verhören, dann wird Vera auch verhört, und Sie können überhaupt nichts dagegen unternehmen. Kapiert?« Rückert grinste auf einmal. »Na und, selbst wenn ich etwas unterschreiben würde, ich würde später behaupten, Sie hätten mir gedroht. Vera ist eingeschüchtert worden, genau wie meine Frau. Ich bin doch nicht blöd! Und jetzt hauen Sie endlich ab, ich hab die Schnauze voll von euch Bullen!«
»Gut, ich werde gehen. Aber ich komme wieder, versprochen! Zum Schluß noch eine Frage - wieviel hat man Ihnen diesmal gezahlt? Wieder zehntausend? Oder hat man Ihnen gedroht?«
Rückert antwortete nicht darauf, packte Durant blitz schnell bei den Schultern, stieß sie in den Hausflur, knallte die Tür zu. Es ging so schnell, sie hatte nicht einmal Zeit, sich zu wehren. Aber selbst wenn sie es gekonnt hätte, sie hätte es seinlassen, sie wußte, daß Rückert nicht reden würde. Der Mann hatte Angst, panische Angst. Menzel und seine Helfer und Helfershelfer kannten sicher alle Tricks, jemanden gefügig zu machen.

Montag, 12.00 Uhr
    Patanec schob gerade die Schreibtischschublade zu, als die Tür aufging. Er hatte Hunger, aber keinen Appetit, litt seit dem Wochenende unter migräneartigen Kopfschmerzen. Susanne Tomlin. Sie war angemeldet, machte einen abgehetzten Eindruck, setzte sich wortlos auf den Sessel Patanec gegenüber. Sie öffnete ihre Handtasche, holte eine Schachtel Zigaretten heraus, zündete eine an und sagte: »Ich rauche viel in letzter Zeit, und das nach mehr als zehn Jahren Abstinenz. Aber es hilft mir ein wenig, und ich habe wenigstens das Gefühl, etwas Schlechtes zu tun. Sie sehen übrigens blaß aus, geht es Ihnen nicht gut?«
Patanec winkte ab. »Kein Problem, ein bißchen Kopfschmerzen.«
»Haben Sie Zeit?« Sie stieß den Rauch genau in Patanecs Richtung, der seinen Kopf leicht zur Seite neigte. »Sie haben einen Termin. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, rufe ich nur schnell den Pizzaservice an, ich habe fürchterlichen Hunger. Darf ich für Sie eine Pizza mitbestellen?« »Klingt verlockend, ich habe ewig keine Pizza gegessen. Aber bitte nur mit Käse, Tomaten, Champignons, Salami und Peperoni. Und bevor ich's vergesse, hier, meine Haus aufgaben. Sie haben jetzt eine Woche Zeit, sie sich anzusehen.«
Patanec nickte, warf einen kurzen Blick darauf, sagte: »Fünfundzwanzig Seiten! Du meine Güte, ich hätte nicht für möglich gehalten, daß Sie in dieser kurzen Zeit so viel schreiben würden. Alle Achtung!«
Er hob den Hörer ab, gab die Bestellung auf, sah dabei Susanne Tomlin an. Wartete. Sie schien getrunken zu haben, ihre leicht glasigen Augen verrieten es ihm. Sie hatte sich jedoch erstaunlich gut unter Kontrolle. »Ich will es heute kurz machen. Ich habe Ihnen doch erzählt, daß Daniel und ich bei einer Freundin

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