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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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über den Leichnam, biß in die andere Brust, riß wie ein Tier ein Stück Fleisch mit den Zähnen heraus, kaute darauf herum, spuckte es nach dem Kauen in den Bach, der es mit sich forttrug. Er biß in die blutende Vagina, riß auch dort ein Stück heraus. Mit einem Papiertaschentuch wischte er seinen Mund ab, mit einem zweiten das Stilett, ließ es einschnappen, steckte es in die Hose. Ein langer, schweigender Blick auf die Tote.
Aus einem nahe gelegenen Haus dröhnte laute Musik, irgendwo stritten sich ein Mann und eine Frau, entferntes Lachen.
Er holte zwei rote Bänder aus seiner Jackentasche und band sie mit verklärtem Gesichtsausdruck liebevoll in Janinas Haare. Er kreuzte ihre Arme über der Brust, kreuzte ihre Füße. Legte das mit den Schleifen verzierte Haar sorgfältig in einen rechten Winkel zum Kopf, und bevor er sich erhob, nahm er sein Werkzeug und stach je zweimal in beide Augen, bis nur noch die leeren Höhlen zu sehen waren.
Er stand auf, lächelte immer noch verklärt, warf einen letzten, fast mitleidigen Blick auf den dunklen Schemen unter ihm.
Er kletterte behende die Böschung hoch, vergewisserte sich, bevor er die Straße betrat, daß niemand ihn beobachtete, und als er sich sicher fühlte, nahm er den gleichen Weg zurück, den er gekommen war. Er stieg in seinen Wagen, atmete ein paarmal tief durch, das Pochen in seinen Schläfen ließ nach. Er legte wieder Tschaikowsky in den CD-Spieler, drehte die Lautstärke hoch. Er startete den Motor, fuhr langsam vom Parkplatz herunter, dann gab er Gas, überquerte die kleine Brücke über dem Sulzbach. Seine Gedanken waren weit weg.

Montag, 22.30 Uhr
    Als Tomlin den Porsche durch die Toreinfahrt lenkte, die Reifen knirschten auf dem Kies, betätigte er die Fernbedienung des Garagentores, das sich lautlos öffnete. Er fuhr auf den freien Platz zwischen dem Mercedes und dem Triumph Cabriolet, löschte die Scheinwerfer und stieg aus. Die Tür schnappte leise ins Schloß. Mit ruhigen, überlegten Bewegungen zog er seine Jacke aus, überprüfte sie auf Blutspuren, machte aber nur vereinzelte Spritzer auf seiner Hose aus. Er nahm die Jacke über den Arm, machte das Garagentor wieder zu und ging durch den direkt mit dem Haus verbundenen, etwa zehn Meter langen, teppichbelegten Gang in die Wohnung. Er nahm jeweils zwei Stufen auf einmal, seine Schritte wurden vom Teppichboden vollkommen geschluckt. Im Wohnraum brannte noch Licht, er warf einen kurzen Blick hinein, der Fernsehapparat lief, Laura, Tomlins älteste Tochter, lümmelte auf dem Boden, blätterte gelangweilt in einer Zeitschrift. Tomlin kümmerte sich nicht darum, sie bemerkte ihn nicht. Er ging weiter ins Bad, schloß die Tür hinter sich ab, entledigte sich seiner Kleidung. Jetzt, im vollen Licht, sah er, daß seine Schuhe, seine Hose und das Hemd doch wesentlich mehr Blutspritzer aufwiesen, als im matten Licht der Garage zu erkennen gewesen waren. Er wurde allmählich unvorsichtig, schalt sich einen Narren, nicht besser aufgepaßt zu haben. Nicht auszudenken, hätte ihn jemand so gesehen, seine Kleidung, das Blut! Er zog sich bis auf die Unterwäsche aus, verstaute die schmutzigen Sachen in einem blauen Plastiksack, den er in den Schrank zwängte. Gleich morgen früh würde er die Sachen in der Klinik reinigen lassen, dort stellte man keine dummen Fragen wegen ein paar Blutspritzern. Er ließ Wasser in die Wanne laufen, prüfte mit einer Hand die Temperatur. Warf einen Blick nach draußen auf den Flur, alles ruhig. Ging ins Schlafzimmer, die Tür war nur angelehnt, die in den Schrank integrierte Lampe beleuchtete arabische Ornamente. Susanne lag auf der Seidendecke, mit nichts bekleidet als einem hauchdünnen schwarzen Babydoll, sie hatte die Beine gespreizt, dunkelblonde Schamhaare krochen aus beiden Seiten des durchsichtigen Höschens hervor, sie hatte die Augen geschlossen, schnarchte leise, eine Flasche Cognac stand auf dem Nachtschrank, er roch den Alkohol, er hatte eine feine Nase dafür. Tomlin schaute hin, wandte sich aber gleich wieder ab und holte aus seinem Wäscheschrank frische Unterwäsche. Er lehnte die Tür wieder nur an, ging über den Flur, legte sein Ohr an die Tür, hinter der seine Mutter schlief, kein Geräusch außer dem laufenden Fernsehapparat. Es tat ihm leid, sei ne Mutter gleich am ersten Abend allein gelassen zu haben, er würde sich in den nächsten Tagen mehr um sie kümmern, auch wenn ihm dazu nicht viel Zeit blieb, schon in wenigen Tagen würde er für drei

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