Jung, blond, tot: Roman
nervöser. »Ich glaube im Moment überhaupt nichts«, sagte Berger vorsichtig. »Häufig genug lösen sich solche Fälle wirklich ganz harmlos.« »Aber... die Morde der letzten Wochen!« »Denken Sie nicht gleich das Schlimmste! Bis jetzt hat der Mörder nur in Niederrad und Goldstein zugeschlagen, und diese Stadtteile sind ein ganzes Ende von hier entfernt«, versuchte Berger die Frau zu beruhigen. In Wahrheit befürchtete er das Schlimmste. Genau wie Julia Durant. »Hoffentlich haben Sie recht«, sagte sie.
»Darf ich bitte Ihr Telefon benutzen?« fragte er.
Maria deutete stumm auf den Apparat.
Berger forderte eine Hundertschaft Bereitschaftspolizei an. In spätestens einer halben Stunde wollten die Männer vor Ort sein. Berger legte den Hörer wieder auf. »Wir werden jetzt hier auf die Suchmannschaft warten. Ihr Mann und der Freund Ihrer Tochter, wo suchen sie?«
»Ich weiß nicht. Ich nehme an, sie werden noch einmal die umliegenden Gaststätten aufsuchen. Vielleicht auch in Richtung Nidda gehen.«
Die Suchmannschaft traf um kurz vor eins ein. Berger gab dem Einsatzleiter letzte Instruktionen, bevor die Männer ausströmten. Ein Arzt war mittlerweile eingetroffen, um sich um die einem Zusammenbruch nahe Maria zu kümmern.
»Ich kann ihr nur eine leichte Spritze geben«, sagte er bedauernd zu den Beamten. »Sie hat getrunken, und ich weiß nicht, wieviel.«
Dienstag, 28. September, 1.30 Uhr
Die Leiche von Janina wurde um halb zwei gefunden. Unter der kleinen Brücke, die über den Sulzbach führte. Janinas Füße wurden vom Wasser umspült. Berger und Durant eilten sofort an den Fundort, der nur hundertfünfzig Meter von Janinas Elternhaus entfernt lag. Das bekannte Bild. Die Spurensicherung war eingetroffen, ebenso der Fotograf und der Mann mit der Videokamera. Der Fundort wurde weiträumig abgeriegelt.
»Ich will über jeden Schritt, den dieses Mädchen in den letzten Wochen gemacht hat, informiert werden. Keine Sekunde darf außer acht gelassen werden!« sagte Berger leise. »Es darf keinen Bekannten, Freund oder Angehörigen geben, mit dem sie in letzter Zeit zusammen war, der nicht verhört wird. Diese alte Drecksau geht gezielt vor. Er kennt die Lebensgewohnheiten der Mädchen, er weiß, wann und wo er sie am besten kriegen kann. Das ist kein Zufall mehr, das kann, verdammt noch mal, kein Zufall sein! Wir alle werden ermitteln, daß uns der Kopf raucht, und ich werde allen einen solchen Dampf unterm Hintern machen, daß sie glauben, die Hölle sei ein Erholungsgebiet dagegen. Das war das letzte Mädchen«, sagte er und ballte die Fäuste. »Ich schwöre Ihnen, das war das letzte Mädchen!«
»Wir wissen nicht, ob es das letzte Mädchen war«, sagte Durant kühl. »Und wir können nicht mehr als ermitteln. Sie sollten nicht zu hohe Erwartungen stellen. Wir tun, was wir können, aber nicht mehr.«
Berger sah sie entschlossen an. »Nein, das ist nicht genug. In diesem Fall ist das beileibe nicht genug. Haben Sie verstanden?«
Dienstag, 15.00 Uhr
Die Schlagzeile der Nachmittagsausgabe der größten Frankfurter Zeitung prangte in riesigen Lettern auf der Titelseite. Und zum ersten Mal stellte auch diese sonst seriös berichtende Zeitung die Polizeiarbeit in Frage. Julia Durant las den Artikel, knüllte die Zeitung zusammen und warf sie wütend in die Ecke.
Als sie mit Kullmer bei Maria und ihrem Mann Herbert eintraf, war auch Alain anwesend, sein solariumgebräuntes Gesicht hatte etwas Fahles, seine Augen waren rot umrändert. Herbert paffte an seiner Zigarre. Maria lag auf der Couch, mitgenommen von Medikamenten und Alkohol. Wie die Trauerhäuser sich doch ähneln, dachte die Kommissarin.
»Ich habe es gewußt«, lallte Maria mit schwerer Stimme, »ich habe gewußt, daß die Kartenlegerin recht hatte. Sie hat gesagt, ein schlimmes Unglück würde geschehen.« Dann bekam sie einen Weinkrampf, den ihr Mann unbeeindruckt und aus sicherer Distanz verfolgte, Alain hielt sich an einem Glas Cognac fest.
»Kennen Sie einen Alexander Menzel?« fragte die Kommissarin.
»Wer kennt den nicht!« sagte Maria und setzte sich auf, betrachtete versonnen das Glas in ihren Händen. »Warum fragen Sie nach ihm? Hat er Janina umgebracht?« Durant ignorierte die Frage. »Waren Sie je auf einer seiner Partys?«
Alain mischte sich ein. »Was wollen Sie eigentlich? Was hat das alles mit dem Verbrechen an Janina zu tun?« »Bitte, beantworten Sie meine Frage!« drängte Durant, sah Maria an.
»Nein, ich war auf keiner seiner
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