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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Partys...« »Und Janina?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Nein, Janina war nie bei Menzel«, sagte Herbert. »Glaub ich zumindest.« »Und Sie?« fragte Durant Alain.
»Ich sag doch, ich kenne den Typ nicht. Und in den letzten zwei oder drei Monaten war Janina auf keiner Party hier in Frankfurt. Wir waren zwei- oder dreimal in Paris aus, aber da werden Sie Ihren Mörder wohl kaum finden!« »Was interessiert Sie so an Menzel?« fragte Herbert neugierig und stellte sich dicht vor die Kommissarin, die den unpersönlichen Blick aus seinen stechend grauen Augen kühl erwiderte. Er war ihr in höchstem Maß unsympathisch, ein Zyniker, wie sie vermutete. »Noch einmal - waren Sie jemals Gast auf einer von Menzels Partys?«
Herbert machte einen Schritt zurück, meinte abfällig lachend: »Glauben Sie mir eins, Janina wäre nie auf eine dieser Partys gegangen. Nicht zu Menzel! Und wir schon gar nicht!«
»Was spricht man denn über diese sogenannten Partys?« Herbert lachte höhnisch auf. »Nein, nein, ich werde mir die Finger nicht verbrennen! Es muß Ihnen genügen, wenn ich sage, daß wir nie dazugehört haben.« Er drehte sich um, verschwand rasch in einem anderen Zimmer, knallte die Tür zu, Durant hörte, wie von innen der Schlüssel gedreht wurde.
Die Informationen selbst waren mehr als dürftig. Mehr als fünfzig Namen wurden genannt, Freunde, Bekannte, selbst Geschäftspartner. Durant und Kullmer schrieben alle Namen und Adressen der Personen auf, die mit Janina in letzter Zeit in Berührung gekommen waren. Nur der Name Tomlin fiel nicht, und das, obwohl er und 222 seine Frau erst vor zwei Tagen einen ganzen Nachmittag lang hier zu Besuch gewesen waren. Warum der Name Tomlin nicht fiel, wird nie jemand ergründen können, es bleibt eines jener unergründlichen Geheimnisse, von denen die Kriminalgeschichte so viele zu bieten hat.
Später am Nachmittag, nach der wenig erfolgreichen Befragung, begaben sich Durant und Kullmer noch einmal an den Tatort, nahmen eine kurze Besichtigung bei Tageslicht vor. Auf der Straße Alt-Sossenheim herrschte um diese Zeit reger Feierabendverkehr. »Er muß sich verdammt sicher gefühlt haben, das Mädchen quas i von der Straße weg hier herunterzuzerren«, bemerkte Kullmer. »Wie leicht hätte ein Autofahrer oder ein Anwohner etwas bemerken können. Er ist ein verdammt ausgebuffter Hund. Wenn ich mir vorstelle, daß gleich gegenüber die Bushaltestelle ist und so viele Häuser ringsum, ich muß schon sagen, der Kerl hat Nerven! Man kann doch nachts nicht sehen, ob man beobachtet wird!« »Ich frage mich ernsthaft, wie er das macht. Und vor allem, warum er's macht. Aber es kann kein Zufall sein, daß er sich ausgerechnet dieses Mädchen ausgesucht hat. Für meine Begriffe kannte er das Mädchen zumindest vom Sehen. Wenn ich nur einen Zusammenhang erkennen könnte!«
Sie gingen zum Auto zurück, Berger meldete sich über Funk, gab die Adresse einer Frau durch, die am vergangenen Abend etwas Verdächtiges bemerkt haben wollte. Sie lebte in einem alten Haus direkt an der Straße, nicht weit vom Tatort entfernt. Die Frau war etwa fünfzig, saß im Rollstuhl, unfähig, mit ihren nach innen gebogenen Händen den Stuhl zu bewegen. Ein junger Mann mit freundlichem Gesichtsausdruck 222 kam und rollte die Frau auf Durant und Kullmer zu. Sie hatte ein hübsches, faltenloses, dezent geschminktes Gesicht, mit grünen, hellwachen Augen, und einen verkrüppelten Körper, eine Decke über den Beinen. Sie lächelte, bot Durant und Kullmer einen Tee an. Der junge Mann, ihr Sohn, ging in die Küche und setzte Wasser auf. Sie begann: »Ich weiß, Sie haben bestimmt nicht viel Zeit, und bestimmt ist das, was ich gesehen habe, auch nicht wichtig...«
Die Kommissarin unterbrach sie. »Im Moment gibt es nichts Unwichtiges, was diese Fälle betrifft. Erzählen Sie einfach, was Sie beobachtet haben.« »Wissen Sie«, sagte die Frau, als müßte sie sich entschuldigen, »aber normalerweise sehe ich mir um acht Uhr immer die Tagesschau an, aber gestern hatte ich einen sehr schlechten Tag. Dann gibt es für mich nur eines, ich setze mich an mein Fenster und schaue einfach hinaus. Ich bin in diesem Haus aufgewachsen, und hier will ich auch sterben. Ich leide seit bald fünfzehn Jahren unter Multipler Sklerose, und wenn mein Körper auch zusehends schlappmacht, so ist glücklicherweise mein Geist noch ganz gut beisammen.« Sie stockte, wieder ein entschuldigender Blick. »Es tut mir leid, ich möchte Sie nicht mit

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