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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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meiner Geschichte langweilen. Nun, wie gesagt, ich saß ab etwa Viertel vor acht an meinem Fenster im ersten Stock, das zur Straße zeigt. Wenn Sie möchten, können wir hochgehen, das heißt, ich werde fahren, mein Sohn hat mir extra einen Treppenlift einbauen lassen.« Sie hielt inne, das Sprechen fiel ihr zusehends schwerer, dann, als gäbe sie sich einen Ruck, fuhr sie fort: »Ich saß einfach nur da, beobachtete, wie der Wind ein Blatt nach dem anderen vom Baum löste, ich glaube, wir werden einen frühen und strengen Winter kriegen. Dabei fiel mir ein junger Mann auf, der ei 223 ne ganze Weile an fast der gleichen Stelle auf und ab ging. Er machte einen nervösen Eindruck, ich würde sagen, er wirkte sehr angespannt, als stünde er unter Druck. Dann kam ein Mädchen auf der andern Straßenseite, sie war ziemlich dünn für die Kälte angezogen und mit einemmal war der Mann verschwunden. Ich dachte mir natürlich nichts weiter dabei, blieb aber am Fenster sitzen, auch wenn es inzwischen dunkel geworden war. Ich war depressiv und hatte Schmerzen, ich wollte einfach sitzen bleiben. Und was sage ich, später, eine gute Stunde später, sah ich das Mädchen und in einigem Abstand zu ihr den jungen Mann den Weg zurückgehen...« Julia Durant war gespannt, holte die Schachtel Zigaretten aus ihrer Tasche. »Wie groß war der Abstand?« »Hundert, hundertfünfzig Meter. Ich glaube, er ist ihr gefolgt.« Sie hielt inne, sah die Kommissarin, die sich gerade eine Zigarette anstecken wollte, einen Moment schweigend an und sagte: »Wenn ich Sie bitten dürfte, hier nicht zu rauchen, es bekommt mir nicht.« »Oh, es tut mir leid, Entschuldigung«, meinte Durant errötend, verstaute die Zigaretten schnell wieder in der Handtasche.
Die Frau fuhr fort: »Ja, und dann sah ich ihn ein drittes Mal vorbeigehen, und kurz darauf ist er weggefahren.« »Wann war das? Und können Sie das Auto beschreiben?« »Nein, ich kenne mich mit Autos nicht aus, aber es war ein Sportwagen. Und er schien ziemlich neu zu sein.« »Und die Farbe?«
»Dunkel, aber es war Nacht, dunkelgrau, dunkelblau, vielleicht auch schwarz. Aber es schien mir ein neueres Modell zu sein.« »Und das Kennzeichen?«
»Tut mir leid, aber wenn ich gewußt oder geahnt hätte...« »Schon gut«, sagte Julia Durant sanft, »Sie konnten das wirklich nicht wissen. Aber vielleicht können Sie den Mann beschreiben.«
»Er war groß, ich würde sagen zwischen einsachtzig und einsfünfundachtzig. Ich bin mir aber nicht sicher. Er war schlank, und bei schlanken Menschen kann man sich, was die Größe angeht, leicht vertun... Nein, ich denke einsfünfundachtzig ist realistisch. Er hatte wohl eher dunkle, kurzgeschnittene Haare, er trug einen Windblouson und, soweit ich erkennen konnte, Jeans... Meinen Sie, es könnte sich um den Mann handeln, den Sie suchen?« »Unter Umständen«, sagte Durant nachdenklich. »Sagen Sie, zeigte er irgendwelche anderen Verhaltensauffälligkeiten?«
»Nein, nicht, daß ich wüßte. Abgesehen davon, daß er so lange hier auf und ab gegangen ist, konnte ich nichts Besonderes feststellen.«
Der Sohn der Frau brachte den Tee auf einem silbernen Tablett, schenkte vier Tassen ein, setzte sich zu ihnen, schwieg aber. Sie tranken, unterhielten sich noch ein paar Minuten, bis Durant das Zeichen zum Aufbruch gab. Der junge Mann geleitete sie zur Tür, verabschiedete die Beamten.
Als Durant und Kullmer im Auto saßen, sahen sie sich kurz an.
»Was halten Sie davon?« fragte sie und zündete sich eine Zigarette an.
»Wir haben zum ersten Mal zumindest einen vagen Hinweis...«
»Ich meine, er muß es nicht sein, aber er könnte es sein. Ein dunkler Sportwagen, dazu die Beschreibung! Ich mußte vorhin sofort an die Beschreibung der Frau aus dem Heisenrath denken. Groß, schlank, Blouson, Windjacke...« »Wir haben aber weder den Wagentyp noch das Kennzeichen. Aber wir könnten der Frau doch Fotos aktueller Sportwagen vorlegen, vielleicht erkennt sie ihn ja wieder.« »Eine gute Idee. Übernehmen Sie das.«

Dienstag, 16.00 Uhr
    Susanne Tomlin hatte von dem Mord an Janina gegen Mittag erfahren, als sie bei Maria anrief, um sich nach Janina zu erkundigen. Leere. Cognac. Sie verabscheute sich für diese neue Unart. Sie zog sich an, fuhr zu Patanec, traf um kurz vor zwei bei ihm ein. Er war beschäftigt, ein ihr sehr bekannter und angesehener Politiker ließ sich gerade ein Horoskop erstellen. Patanec bat sie, gegen sechzehn Uhr wiederzukommen, ab dann stünde er ihr

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