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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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für den Bruchteil einer Sekunde. Für einen Moment war sie tatsächlich geneigt, ihm zu glauben.
»Sie haben alles erreicht, was ein Mensch erreichen kann«, sagte sie ruhig, setzte sich auf die Schreibtischkante, betrachtete ihre Finger. »Und wenn es nichts mehr gibt, wonach man streben kann, bringt man...« Sie kniff die Lip pen aufeinander, stieß hervor: »Nein, es war wohl eher der letzte Kick, den Sie brauchten...«
»Hören Sie auf, verdammt noch mal!« zischte er wütend. »Sie suchen nach einer Erklärung und sind krampfhaft bemüht, mein Verhalten zu ergründen! Sie haben aber keine Ahnung! Sie haben keine Ahnung von nichts! Nichts, nichts, nichts! Sie werden nie fühlen können wie ich...« »Glücklicherweise!«
»Ja, glücklicherweise«, flüsterte er, schaute ins Leere. »Noch einmal, warum haben Sie es getan? Aus Lust, aus Frust, aus Langeweile? Warum?« »Weder noch. Sie würden es nicht verstehen.« Nach nicht einmal zehn Minuten hatte Tomlin alle ihm zur Last gelegten Morde gestanden. Er gab zu, in der Zeit ab 1984 insgesamt 27 Mädchen umgebracht zu haben, außerdem Patanec. Bekannt waren der Polizei aber nur 18 Fälle. Tomlin wußte, das Spiel war zu Ende, Berger und Durant befragten ihn abwechselnd, doch für den Rest des Tages schwieg er, sagte nichts über seine Motive, sosehr ihn Berger und Durant auch bedrängten. Am späten Nachmittag bat er, in seine Zelle gebracht zu werden. »Sie haben jetzt lange Zeit, über die Vergangenheit nachzudenken«, sagte Julia Durant. »Sie haben verdammt lange Zeit.«
»Ich möchte eine Bibel haben. Nur eine Bibel. Bitte.« »Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann.«

Mittwoch, 17.00 Uhr
    Noch wußte Tomlins Familie nicht Bescheid. Nachdem Tomlin in seine Zelle gebracht worden war und Julia Durant sich mit Berger besprochen hatte, erklärte sie sich 247 schweren Herzens bereit, Susanne Tomlin aufzusuchen, sie mit der furchtbaren Wahrheit zu konfrontieren. Sie fühlte sich elend, hatte seit dem Frühstück nichts gegessen, zwei Schachteln Zigaretten geraucht, hielt auf dem Weg an einem Kiosk an, holte sich eine Minisalami und einen Flachmann Cognac, aß die Salami, schüttete den Cognac in sich hinein, es brannte in ihren Eingeweiden, sie fühlte sich schnell leichter, doch nicht besser. Sie hatte zwar schon Todesnachrichten überbracht, doch diese Aufgabe ging an ihre Grenze, Tomlins Frau, einer solchen Frau, sagen zu müssen, daß ihr Mann ein Massenmörder war, seit vielen Jahren ein schauriges Doppelleben geführt hatte, das er geschickt zu verbergen wußte. Sie drückte die Klingel, wurde vom Hausmädchen eingelassen, bat darum, mit Susanne Tomlin unter vier Augen sprechen zu dürfen.
Im Gegensatz zu gestern schien Susanne Tomlin nichts oder nur wenig getrunken zu haben, sie machte einen wesentlich frischeren Eindruck. Durant schloß die Tür, um sicherzustellen, daß niemand ihr Gespräch mithörte. »Frau Tomlin, können wir uns setzen?« »Bitte.«
Julia Durant nahm auf dem Biedermeiersofa neben Susanne Platz. Sie mußte doch etwas getrunken haben, die Kommissarin roch es jetzt, so dicht neben ihr sitzend, an ihrem Atem.
»Wie geht es Ihnen?« fragte sie vorsichtig. »Wie würde es Ihnen gehen, wenn Sie erführen, daß einer Ihrer besten Freunde ermordet wurde? Aber mir geht es heute erstaunlich gut. Ich weiß selber nicht, woran es liegt, aber ich habe das Gefühl, daß es allmählich bergauf geht. Fragen Sie mich aber um Himmels willen nicht, wieso ich das glaube.« Sie lächelte freundlich. »Aber Sie sind doch bestimmt nicht gekommen, um sich nach meinem Befinden zu erkundigen?« »Sie haben recht, deswegen bin ich nicht hier. Ich möchte, daß Sie mir jetzt ganz genau zuhören und...« Julia Durant fehlten auf einmal die Worte, sie rückte noch dichter an Susanne Tomlin heran und nahm sie einfach in den Arm, sie hatte das Gefühl, dies jetzt tun zu müssen. Susanne Tomlin war überrascht, ließ es sich aber widerstandslos gefallen. Die Kommissarin löste die Umarmung wieder, faßte Susanne bei den Schultern, blickte ihr in die Augen, glaubte zu sehen, daß Susanne ahnte, was jetzt kommen würde.
»Sie müssen jetzt sehr stark sein«, sagte sie leise. »Sehr, sehr stark... Versprechen Sie mir das?« Susanne Tomlin nahm den Blick nicht von Julia Durant und sagte: »Daniel, Sie sind bestimmt gekommen, um mir zu sagen, daß etwas mit Daniel ist. Ist er der Mörder, den Sie suchen?«
Sie war verblüfft: »Woher...«
»Ich ahnte es seit dem Tag, an

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