Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
zurückgebracht werden.« »Nein, Dr. Tomlin«, erwiderte die Kommissarin freundlich, doch unnachgiebig, »ich werde Sie nicht in Ihre Zelle zurückbringen lassen. Erst beantworten Sie mir noch eine Menge Fragen. Können Sie sich zum Beispiel noch an die einzelnen Morde erinnern? Ich meine, wann und wo und wie?«
Er lachte kurz auf. »An jedes Detail. Wollen Sie alle Namen wissen? Einige habe ich Ihnen ja schon gestern genannt. Ich kenne sie alle, selbst die kleine Schlampe aus Goldstein. Aber ich wußte nicht, daß sie erst vierzehn war.« Er verzog angewidert und diabolisch lächelnd den Mund. »Aber sie war genauso eine Hure. Eine kleine, blonde Hure, die sich von Menzel hatte kaufen und ficken lassen!« »Was ist mit Ihrer Frau? Sie ist auch blond?« »Das ist etwas anderes. Weiß Gott, das ist etwas anderes... Glauben Sie mir, es gab eine Zeit, da habe ich sie geliebt«, er lächelte verklärt, »so, wie ich meine Kinder liebe, Sheila, mein kleiner Engel... Susanne war keine Hure, nein, sie war ein Engel. Ein wahrer, lieber Engel... Aber sie wurde eine Hure, sie hat sich mit diesem Patanec abgegeben, sie hat ihm alles über uns erzählt...« »Aber Patanec war doch Ihr bester Freund?« »Patanec und ein Freund?! Meinen Sie etwa, ich hätte seine wahren Absichten nicht durchschaut? Er wollte Susanne doch nur vögeln, er war eine alte Sau, er hat alles getickt, was einen Arsch und eine Fotze hatte! Lassen Sie mich also mit ihm zufrieden!« »Muß ich mich eigentlich jetzt an Ihre vulgäre Sprache gewöhnen?« fragte die Kommissarin, zündete sich eine Zigarette an, legte das Feuerzeug auf den Tisch. »Ich hätte nach unserem ersten Treffen schwören können, daß Sie ein sehr zivilisierter Mann sind.«
»Erklären Sie mir den Begriff zivilisiert, und ich werde Ihnen sagen, ob ich es bin. Wenn Sie das nicht können, lassen Sie mich zufrieden!«
»Noch mal zu Ihrer Frau, haben Sie nie gedacht, wie sehr Sie sie verletzen mit Ihrem Tun?«
»Keine Ahnung. Susanne war zuletzt nur noch ein Alibi für mich. Nicht mehr und nicht weniger.« »Warum haben Sie die Mädchen getötet? Warum so bestialisch?« »Ich habe sie bestraft, einfach nur bestraft«, sagte er sanft. »Was haben die Mädchen Ihnen getan?« Er schaute aus dem Fenster. »Wußten Sie, daß eines der Mädchen Aids hatte?« »Aids?« fragte er, lachte auf, warf Durant einen spöttischen Blick zu. »Sie wollen mich doch nur verarschen!« »Sie können den ärztlichen Befund gerne einsehen. Sie haben sich an Antonia Delgado sowohl vaginal als auch anal vergangen. Sie war schon tot, als Sie sie vergewaltigt haben, aber das wissen Sie ja selbst. Sie hätte auch ohne Sie keine allzu große Lebenserwartung mehr gehabt. Nur Sie, Tomlin, Sie werden aller Voraussicht nach auch nicht uralt werden.«
»Ist das wahr? Sie hatte wirklich Aids?« »HIV-positiv. Einwandfrei festgestellt bei der Obduktion.«
»C'est la vie, c'est la peche, c'est la guerre!« sagte er schulterzuckend.
»Lassen Sie sich untersuchen, vielleicht haben Sie den Vi rus ja nicht aufgeschnappt. Aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering. Sie haben sich bei der Vergewaltigung mit ziemlicher Sicherheit eine kleine Verletzung zugezogen.« »Nicht jeder, der sich infiziert hat, stirbt gleich«, sagte er abwinkend. »Außerdem habe ich keine Angst davor. Nicht davor und schon gar nicht vor dem Tod. Im Gegenteil, ich wünsche mir, endlich zu meinem Vater im Himmel zurückkehren zu dürfen.« »Zu Ihrem Vater im Himmel? Welchen Vater meinen Sie, Ihren leiblichen oder Gott?« »Raten Sie mal«, meinte er grinsend. Pause. Dann, wieder leiser: »Außerdem, woher sollte ich wissen, daß die kleine Schlampe Aids hatte? Seit wann haben so junge Dinger Aids?«
»Heutzutage, Dr. Tomlin, ist alles möglich. Aber Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet, warum haben Sie die Mädchen umgebracht?« »Einfach so.« »Einfach so?« fragte Julia Durant und drehte den Kopf ein wenig zur Seite; sie streckte den Arm aus, deutete aus dem Fenster, schrie Tomlin unvermittelt an: »Einfach so? Ich meine, Sie haben siebenundzwanzig Mädchen getötet und sagen, Sie hätten es einfach so getan?! Das können Sie vielleicht Ihrer Mutter erzählen!« »Vielleicht werde ich das auch eines Tages.« »Wenn wir schon gerade bei Ihrer Mutter sind«, sagte die Kommissarin, mahnte sich zur Besonnenheit und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, »wissen Sie, wie wir auf Sie gekommen sind?«
»Nein, aber Sie werden es mir bestimmt gleich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher