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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Schicksale, siebenundzwanzig Familien, unzählige Freunde, Bekannte, Verwandte! Mitleid, daß ich nicht lache! Wollen Sie dem Freund von Janina Lohnert erklären, daß Tomlin ja krank ist und eigentlich gar nichts dafür kann?!« Berger stützte sich auf die Fensterbank, schaute hinunter, seine Kiefer mahlten aufeinander. Julia Durant zog es vor, still zu sein. Jetzt schenkte sie sich einen Kaffee ein.
Berger drehte sich wieder um. »Ich werde jetzt die Presse informieren, daß wir den Mann haben.« »Was ist mit diesem Pressetypen, der uns die Infos gegeben hat?« fragte Kullmer.
»Kantzer? Interessiert mich nicht. Er soll sich anstellen, genau wie die andern auch.« »Ich finde, einen kleinen Vorsprung hat Kantzer schon verdient.«
Berger winkte genervt ab, sagte: »Machen Sie doch, was Sie wollen! Sagen Sie ihm von mir aus Bescheid. Aber kein Interview mit Tomlin, kein Interview mit uns. Sie geben ihm nur ein paar Informationen. Meinetwegen auch ein paar mehr, die die anderen noch nicht kriegen. Er soll das Gefühl haben, nicht übergangen worden zu sein. Und daß die Polizei sich an ihre gegebenen Versprechen hält.«
Kullmer nahm das Telefon, wählte die Nummer von Kantzers Handy, hatte ihn gleich darauf am Apparat. Er bat ihn, so schnell wie möglich im Präsidium vorbeizukommen, er würde jetzt die ihm versprochenen Informationen erhalten.

Donnerstag, 17.30 Uhr
    Die Nachricht kam um kurz nach fünf und schlug wie eine Bombe im Präsidium ein. Schulz war tot. Seine Frau hatte ihn gefunden, im Keller seines Hauses, erhängt an einem Heizungsrohr. »Was soll ich bloß machen?« schrie Joanna Schulz mit tränenerstickter Stimme ins Telefon, jeder im Raum hörte ihr Schreien. »Was soll ich bloß machen, jetzt wo auch noch er...« Ihre Stimme versagte.
»Was heißt, >wo auch noch erEr legte auf, bleich im Gesicht, ein nervöser, verzweifelter Blick, berichtete kurz von Schulz und seiner Tochter, stand auf, zog seine Jacke über, zündete sich eine Zigarette an, schüttelte den Kopf.
»Was soll ich ihr bloß sagen? Was um alles in der Welt soll ich ihr bloß sagen?« Betroffenheit, Kullmer murmelte »Scheiße«, ballte die Fäuste, Julia Durant hörte Bergers Worte wie aus weiter Ferne, sie schwieg, zu viel war in den letzten Tagen und Stunden auf sie eingeströmt. Das letzte Mal, daß sie geweint hatte, war an dem Abend, als sie vom wüsten Treiben ihres Ex-Mannes erfuhr. Jetzt lösten sich ein paar Tränen aus ihren Augenwinkeln, sie versuchte, diese Gefühlsregung zu verbergen, indem sie den Kopf gesenkt hielt und zur Seite drehte. Berger rauchte seine Zigarette zu Ende, drückte sie aus. »Ich würde jetzt gerne Schluß machen und nach Hause fahren«, sagte Julia Durant leise.
»Wir machen jetzt alle Schluß. Ich glaube, einige von uns haben in der letzten Zeit Übermenschliches geleistet. Wir sehen uns dann morgen. Ich werde mich jetzt erst mal um Joanna kümmern. Sie gehört auch nicht gerade zu den Stärksten!«

Donnerstag, 19.00 Uhr
    Julia Durant war vom Präsidium aus bei McDonalds vorbeigefahren, hatte einen Hamburger und Pommes frites gegessen, einen Erdbeermilchshake getrunken. Danach hatte sie ein paar Kleinigkeiten eingekauft, Milch, Butter, Brot, etwas Salami, ein bißchen Käse, eine Dose Tomatensuppe, eine Zweiliterflasche Rotwein, zehn Dosen Bier, eine Stange Zigaretten. Sie stellte die Tasche in die Küche, streifte ihre Schuhe ab, zog sich bis auf die Unterwäsche aus. Packte die Tasche aus, öffnete die Dose, sie hatte immer noch oder schon wieder Hunger (das war immer so, wenn sie frustriert war), schüttete den Inhalt in einen kleinen Topf und stellte ihn auf den Herd. Nur mit BH und Slip bekleidet, lief sie durch die Wohnung, blieb mitten im Raum stehen, besah sich die Unordnung, schimpfte sich eine elende Schlampe, stemmte die Hände in die Hüften und ging zurück in die Küche, machte eine Dose Bier auf, leerte sie 256 in großen Schlucken. Sie wischte sich mit einer Hand über den Mund. Feine Dampfschwaden stiegen aus dem Suppentopf nach oben, sie stellte die Flamme

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