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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Decke star rend, seltsamerweise fehlten Spermaspuren. Die Arme lagen über Kreuz, ebenso die Beine. Allem Anschein nach ein Ritual, das der Mörder zelebrierte, nachdem die Mädchen tot waren. Maureen Nettleton lag hinter einem Busch, wo der Hund eines nächtlichen Spaziergängers sie fand. Die gleiche Vorgehensweise, die gleiche Aufbahrung. Durant betrachtete eingehend die von den Leichen gemachten Fotos, die das Makabre noch deutlicher hervorhoben und ihr eine Gänsehaut verursachten. Der Obduktionsbericht von Sabine Lindner lag noch nicht vor, dafür die Fotos. Durant erkannte sofort die Abweichungen zu den ersten beiden Fällen. Sabine war in einer Röhre gefunden worden, auf dem Bauch liegend, ausgestochene Augen, abgeschnittene rechte Brust, doch konnte die Kommissarin selbst mit der Lupe weder Bißwunden an der Vagina noch an der Brust feststellen, ebenso deutete nichts auf eine von innen vorgenommene Zertrümmerung der Vagina hin. Doch Klarheit würde erst der Obduktionsbericht geben. Außerdem hatte der Täter nur ihr, im Gegensatz zu Carola und Maureen, den Unterleib aufgeschlitzt, außerdem fehlten drei der markantesten Merkmale - die Rattenschwänze, die Rückenlage und die überkreuzten Arme und Beine.
Entweder also handelte es sich hier um einen Nachahmungstäter, oder es war auch diesmal derselbe Mörder, der vielleicht bei seiner Tat gestört worden war und nicht mehr die Zeit gehabt hatte, sein Ritual zu Ende zu bringen. Das wäre unter Umständen eine mögliche, wenn auch nicht unbedingt logische Erklärung für das Fehlen bestimmter Merkmale.
Die ersten beiden Fundorte lagen nur zweihundert Meter auseinander, der dritte war etwa einen Kilometer von den beiden anderen entfernt. Carola Preusse war sechzehn, Maureen Nettleton siebzehn Jahre alt, einssiebenundsechzig beziehungsweise einseinundsiebzig groß, schlank, beide hatten etwa schulterlanges, blondes Haar. Carola war bis zur Tat noch Jungfrau gewesen. Bei Maureen fanden sich zwei Sorten Sperma, eine Sorte älter als vierundzwanzig Stunden, das andere stammte mit großer Wahrscheinlichkeit vom Täter. Den Akten nach zu urteilen waren aber weder Maureens Vater noch ihre Mutter zum Geschlechtsleben ihrer Tochter befragt worden. Durant wollte das gleich morgen nachholen. Carolas Vater war Spediteur, der es aus eigener Kraft zu beträchtlichem Wohlstand gebracht hatte, er lebte mit seiner Familie in einer Villa nahe der Galopprennbahn Niederrad, der Vater von Maureen war Deutschlanddirektor einer großen internationalen Bank. Die Häuser beider lagen nur zehn Fußminuten auseinander. Sabines Vater hingegen war nur ein einfacher Arbeiter, allerdings gab es über ihre Freundin Nicole eine direkte Verbindung zur Frankfurter High-Society. Liefen die Fäden hier zusammen? Kannten die Mädchen den Täter vielleicht sogar? Mordete er gezielt, oder pickte er seine Opfer wahllos aus der Masse heraus? Wenn es aber jemand war, der die Reichen einfach nur haßte? War er irgendwann einmal so sehr gedemütigt worden, daß er sich nun auf diese grausame Weise dafür rächte? Beobachtete er die Mädchen vielleicht eine Zeitlang, bevor er sie umbrachte? Warum aber tötete er nur blonde Mädchen, und warum mußten sie so jung sein? Warum interessierten ihn keine reifen Frauen?
Die Besitzer des Gartenhauses, in dem Carola Preusse gefunden worden war, behaupteten steif und fest, es immer abgeschlossen zu halten. Aber weder das Schloß noch ein Fenster waren aufgebrochen worden, und die Besitzer sag ten, nur sie allein besäßen einen Schlüssel. Wer also war, ohne daß sie es wußten, noch im Besitz eines Schlüssels für das Gartenhaus? Hatte irgendwer einmal die Gelegenheit gehabt, sich einen Nachschlüssel anzufertigen? Maureen war unweit der Niederräder Landstraße, einer selbst nachts stark frequentierten Straße, ermordet worden, darauf wiesen eindeutige Spuren hin. Sabine war etwas mehr als sechshundert Meter von der Bushaltestelle entfernt ermordet worden. Kannte sie ihren Mörder doch? Zumindest bestand bei ihr am ehesten die Wahrscheinlichkeit. War er der Grund, weshalb sie bis zum Oberforsthaus gefahren war? Julia Durant schüttelte den Kopf, streckte sich, gähnte herzhaft. Nein, dachte sie, nur äußerst furchtlose siebzehnjährige Mädchen gehen ab Einbruch der Dunkelheit ohne Begleitung in ein so dichtbewachsenes Waldstück. Hatte sie sich mit jemandem verabredet, von dem nicht einmal Nicole etwas wußte? Nicole behauptete jedoch, daß es keine

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