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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Geheimnisse zwischen ihr und Sabine gegeben hatte. Julia Durant schloß für einen Moment die Augen, dann setzte sie sich kerzengerade hin. Natürlich, was, wenn Nicole log? Und wenn, warum tat sie es? Gab es ein Geheimnis, das selbst über den Tod hinaus bewahrt wurde oder werden mußte? So etwas wie ein ewiger Schwur? Sie entspannte sich wieder, zündete die vorletzte Gauloise aus der Packung an, lehnte sich zurück. Nein, sagte sie kopfschüttelnd zu sich selbst, sie hatte schon viel erlebt, war mit vielen Geheimnissen konfrontiert worden, hatte schon in einige Abgründe der menschlichen Seele geblickt, doch daß jemand, dazu noch ein derart junger Mensch, wesentliche Fakten verschwieg, die für die Aufklärung eines Mordfalles wichtig waren, das hielt sie für nahezu ausgeschlossen. Niemand, schon gar keine Siebzehnjährige, würde den Mord an ihrer besten Freundin decken. Dies wäre eine vollkommen neue Erfahrung. Sie ging insgesamt zweimal die Akten durch, ohne jedoch auf nennenswerte Ungereimtheiten zu stoßen. Die Blutuntersuchung der Mädchen war ohne Befund, bei Maureen Nettleton waren lediglich Spuren von Restalkohol nachgewiesen worden. Beide waren physisch gesund gewesen.
Sie wollte am kommenden Tag noch einmal die Eltern der Mädchen aufsuchen. Es gab ein paar Fragen, auf die sie keine Antworten in den Akten fand. Eine Viertelstunde nach Mitternacht schloß sie die Ordner, legte sie auf den Tisch, trank ihren inzwischen kalten Kaffee, stand auf, streckte sich noch einmal, schloß das Fenster. Trotz der heruntergezogenen Jalousie hatten sich eine Menge Mücken durch die winzigen Ritzen gemogelt, schwirrten hektisch um die Lampe. Kaum noch Geräusche von der Straße. Sie stellte sich ans Waschbecken, wusch die Hände, benetzte ihr Gesicht und fuhr sich mit leicht gespreizten Fingern durch das dichte, dunkle Haar. Sie war müde und erschöpft, ein Sechzehnstundentag lag hinter ihr. Und in spätestens acht Stunden wollte sie wieder im Büro sein. Auch wenn Samstag war.

Freitag, 22.45 Uhr
    Im oberen Stockwerk des Hauses brannte Licht. Berger parkte den Wagen vor dem Garagentor, er war zu faul, ihn in die Garage zu fahren. Er war etwas nachlässig, in manchen Bereichen seines Privatlebens sogar schlampig geworden. Nur im Winter, wenn es zu heftig regnete oder schneite, stellte er das Auto in die Garage. 43 Andrea kam die Treppe heruntergelaufen, hauchte ihrem Vater einen Kuß auf die Wange. Ein kurzes Lächeln, dann löste er sich aus ihrer Umarmung und ging ins Wohnzimmer. Andrea folgte ihm.
»Schlechte Laune?« fragte sie geradeheraus, setzte sich ihm gegenüber auf den Zweisitzer. »Hast du die Nachrichten gehört?« »Nein«, erwiderte sie und zog die Stirn in Falten. »Ist irgendwas passiert?«
»Das dritte Mädchen. Drei Mädchen in zwei Wochen. Und alle in deinem Alter. Du kannst von Glück sagen, daß du nicht blond bist. Trotzdem solltest du dich in der nächsten Zeit lieber vorsehen.«
»Hast du sie gesehen? Ich meine das tote Mädchen?« Sie streifte ihre Schuhe ab, legte die Beine hoch, drückte ein Kissen vor den Bauch.
»Nur Fotos.«
»Und? Wie sah sie aus?«
»Wie die anderen. Aber wenn du morgen die Zeitung aufschlägst, wirst du sowieso das meiste erfahren. Und das Schlimmste ist, daß wir nicht weiterkommen.« »Hast du Hunger? Ich hab schon was für dich gemacht. Warte, ich hole es. Bier, Wein?« fragte sie und stand auf. Sie war ein schlankes, hübsches Mädchen mit Bubikopf und einem neckischen Blitzen in den Augen, zartgliedrigen Fingern; Berger wußte, daß sie die Blicke vieler Männer auf sich zog. Und sicher kam bald der erste richtige Freund. Ein Moment, an den Berger nicht denken mochte. »Ein Bier reicht, danke.« Berger legte den Kopf zurück, schloß die Augen. Er konnte nicht abschalten. Andrea kam mit belegten Broten, einer Tomate, einer sauren Gurke und einer Flasche Bier. Stellte den Teller und die Flasche auf den Tisch. Berger nahm einen Happen, biß ab und schaute nachdenklich auf Andrea. Nicht auszudenken, ihr würde das gleiche Schicksal widerfahren, wie den anderen Mädchen. »Möchtest du fernsehen?« fragte sie. »Ich muß gleich ins Bett, ich fühl mich wie tot.« »Mußt du morgen arbeiten?«
»Leider. Die Morde lösen sich nicht von allein. Morgen, übermorgen. Freie Tage werden wir wohl erst wieder haben, wenn der ganze Spuk vorüber ist. Wir haben aber seit heute eine neue Mitarbeiterin. Sie übernimmt die Ermittlungsarbeit.« »Ist sie hübsch?« »Warum willst

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