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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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SAT 1 an.
»Hallo«, sagte er, wunderte sich, sie anzutreffen. Sie zog an einer Zigarette, blies den Rauch mit kräftigem Druck wieder aus. »Du bist ja schon da!« erwiderte sie mit glasigem Blick, sie war angetrunken. »Wie du siehst. Was ist das?« Er deutete auf den Fernsehapparat.
»Was glaubst du wohl, was die da machen? Domino spielen? Die bumsen da schon seit einer geschlagenen halben Stunde rum, das hießt, sie tun so. Wenigstens ansehen darf ich mir das ja wohl, oder?«
»Du kannst machen, was du willst. Ich jedenfalls esse jetzt eine Kleinigkeit und gehe zu Bett. Außerdem, seit wann rauchst du wieder?«
»Kann dir doch egal sein! Du bist doch nicht etwa müde, oder?« Eine heiße Nadel, die in seinen Körper und seine Seele gebohrt wurde.
»Was habe ich dir bloß getan?! Falls du es vergessen haben solltest, ich bin Polizist, und im Augenblick kotzt mich der Job bis hier oben an! Wir stecken bis zum Hals in der Scheiße, und du hast nichts anderes zu tun als zu sticheln!« »Oh, entschuldige, mein Herr! Wenn ich dir auf die Nerven gehe, kann ich ja ausziehen! Dann brauchst du dich um mich überhaupt nicht mehr zu kümmern.« Schulz trat in die Mitte des Zimmers, setzte sich auf die Lehne der Couch. Stützte den Kopf in beide Hände, die Augen geschlossen, seine Kiefer mahlten aufeinander. »Hast du schon mal ein siebzehnjähriges, bildhübsches Mädchen gesehen, das erst brutal vergewaltigt und dann von oben bis unten mit Messerstichen durchlöchert worden ist? Blondes Haar von Blut durchtränkt, das Gesicht verzerrt, der Unterleib aufgeschlitzt, die Därme quellen heraus, eine Brust abgeschnitten und überall, wohin du siehst, Blut? Am Körper Tausende von Mücken, die sich über das getrocknete Blut hermachen? Nein, das hast du nicht, aber ich habe solche Bilder in den vergangenen vierzehn Tagen dreimal sehen müssen, das letzte Mal vor ein paar Stunden. Sie war so schrecklich zugerichtet, daß es wohl niemanden gab, dem nicht übel wurde. Die Neue und ich, wir durften den Eltern die Nachricht überbringen. Es ist das Furchtbarste, was in diesem Beruf geschehen kann, Eltern sagen zu müssen, daß ihr Kind ermordet wurde.« Er blickte auf, atmete tief durch, versuchte, die Ruhe zu bewahren. »Und du sitzt hier und meckerst mich an, weil ich mein Versprechen, mit dir essen zu gehen, nicht einhalten konnte! Im Augenblick hab ich keine Lust, mit dir zu streiten, wirklich nicht.« Er sprach leise, aber eindringlich. Im Hintergrund, vom Fernsehapparat her, lautes Stöhnen, Schulz sah kurz hin, einfach billig, mit Erotik hatte das nichts zu tun. Sie nippte an ihrem Weinglas, zündete sich eine neue Zigarette an. Mit dem Zeigefinger der linken Hand pulte sie die Haut am Daumen weg. »Dann mach in Zukunft auch keine Versprechungen mehr, von wegen ausgehen, Paella 46 essen und so weiter. Sag in Zukunft gar nichts mehr. Und keine Angst, ich werde keine Forderungen mehr stellen. Ich hätte heute nacht vielleicht doch lieber weggehen sollen, anstatt in diesem öden Haus zu versauern!« Schulz lachte höhnisch auf. »Bitte, wenn dir davon wohler wird! Im Augenblick tust du mir jedenfalls nur leid! Unendlich leid!« Plötzlich sprang er auf, schrie sie an: »Mein Gott«, er deutete mit einer Hand zum Fenster hin, »ich habe das Gefühl, dich interessiert überhaupt nicht, was da draußen zur Zeit vor sich geht!! Du interessierst dich nur für dein verdammtes Problem, das aber leider auch meines ist! Kannst du nicht ein einziges Mal Rücksicht auf meine Gefühle nehmen? Oder ist das zuviel verlangt?« »Laß mich doch zufrieden!« schrie sie zurück. »Laß mich zufrieden, zufrieden, zufrieden!!!«
Schulz legte den Kopf in den Nacken, schloß die Augen, sagte: »Joanna, das alles kann nicht dein Ernst sein. Was ist bloß aus uns geworden?«
»Das fragst du noch? Schau in den Spiegel, Supermann, dann weißt du's!« Sie starrte wieder auf den Fernsehapparat, in einer Hand die Zigarette, in der anderen das Weinglas. Er verließ das Zimmer, stopfte eine Scheibe Brot mit Butter und Salami schnell in sich hinein. Dazu ein Glas Milch. Bevor er nach oben ging, betrat er noch einmal das Wohnzimmer. Sie hatte den Fernseher ausgeschaltet. Er lehnte sich an den Türrahmen, fragte: »Was macht Sabrina?« »Wenn du hingegangen wärst, würdest du es wissen! Aber du hattest ja wieder einmal keine Zeit für sie!« »Ich möchte nur wissen, wie es ihr geht!« »Dann besuch sie doch! Aber vielleicht hole ich sie morgen übers Wochenende

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