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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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du das wissen?« »Interessiert mich eben. Sag schon!« »Vom männlichen Standpunkt aus betrachtet würde ich sagen, sie ist hübsch.« »Und wie alt?«
»Mein Gott, du fragst mir Löcher in den Bauch! Knapp über dreißig. Zufrieden?«
»Haarfarbe?«
»Dunkel.«
»Lang oder kurz?«
»Was?«
»Lange oder kurze Haare?« »Eher kürzer.«
»Und was meint Schulz, daß du ihm eine Frau vor die Nase gesetzt hast? Er ist doch bestimmt sauer, oder?« »Könnten wir jetzt bitte das Thema wechseln?« fragte Berger leicht ungehalten.
»Also habe ich recht. Er hätte gerne selbst die Leitung übernommen und fühlt sich übergangen. Und weißt du, was, ich kann ihn sogar verstehen...« »Gar nichts kannst du! Du kennst die Hintergründe nicht!« »Du denkst doch nur, daß er zu viele private Probleme hat und deshalb nicht geeignet ist, den Fall...« »Mein Gott, fängst du jetzt auch noch an! Du hast keine Ahnung, was wirklich los ist! Ich brauche für diese Sache jemanden, der nicht nur ein guter Polizist ist, sondern vor allem über einen gewissen Instinkt verfügt! Und diese Julia Durant besitzt Instinkt!«
»Na ja, geht mich eigentlich auch nichts an. Trotzdem tut er mir leid. Er wartet seit Jahren auf eine Chance, und wenn er mal eine bekommen könnte, kriegt er sie nicht.« »Ich denke, er wird darüber hinwegkommen.« Andrea stellte sich ans Fenster, lehnte sich an die Heizung. »Ich werde auch gleich ins Bett gehen. Morgen bin ich nämlich die ganze Zeit bei Martina.« »Schon wieder? Und warum immer bei ihr? Gefällt es ihr hier nicht oder woran liegt es, daß du immerzu zu ihr gehst? Oder schämst du dich, sie mit herzubringen?« »Papa! Was soll denn das? Wofür sollte ich mich schämen?« »Du hast zum Beispiel keine Mutter mehr, die hier saubermacht, nur einen Vater...« »Mensch, Papa«, sagte sie und kniete sich neben seinen Sessel. »Es ist zwei Jahre her! Manchmal bin ich auch noch traurig, daß Mutti nicht mehr da ist, aber es muß trotzdem weitergehen. Du sollst sie ja nicht vergessen, aber zurückholen kannst du sie auch nicht.«
»Entschuldigung, ich hab das eben nicht so gemeint«, sagte Berger und streichelte Andrea kurz durchs Haar. »Aber du kannst nicht verstehen, wie das ist, wenn man nach Tagen wie diesen nach Hause kommt, und... Ich glaube, ich werde mich nie daran gewöhnen können.« Er machte eine Pause, wechselte das Thema. »Und was macht ihr, wenn ihr allein seid?« »Dies und das. Nichts Schlimmes, falls du das denken solltest. Morgen abend gehen wir in die Disko. Ach ja, da fällt mir ein, Martina und ich, wir würden gerne nächstes Jahr in den Sommerferien für vier Wochen nach Irland fahren. Darf ich?« »Was heißt, darf ich? Um was geht's? Geld?«
Andrea grinste ihren Vater an. »Klar, um was wohl sonst.
So 'ne Fahrt bezahlt sich nicht von allein. Ich bin auch ganz brav.«
»Und wie teuer?«
»Na ja, so zwölfhundert bis fünfzehnhundert Mark werden wir schon brauchen.« »Ich sag mal ja, aber unverbindlich, einverstanden?« »Einverstanden«, sagte sie und strahlte ihn an. Sie würde es schon verstehen, aus dem unverbindlich sehr bald ein verbindlich zu machen.
»So, und jetzt hau ich mich endgültig in die Falle. Um acht ist für mich die Nacht zu Ende«, sagte Berger und erhob sich. Er streckte sich, sein Rücken schmerzte von den Schulterblättern bis in die Lenden. Seine Wirbelsäule war in Ordnung, der Arzt hatte gemeint, es wären seelisch bedingte Verspannungen. Müde schlich er die Treppe hoch. Noch vor einer halben Stunde hatte er sich vorgenommen, zu duschen, den Schweiß des mörderischen Tages abzuwaschen, die Haare zu waschen, sich zu rasieren, die Zähne zu putzen, aber er ließ alle Vorsätze fallen, zog sich nur aus, Heß die Sachen vor dem Bett auf dem Boden liegen und legte sich hin. Die Vorhänge waren nicht zugezogen, das Licht der Straßenlaterne zeichnete Schatten des vor dem Haus stehenden Baumes an die Decke. Berger starrte einen Moment dorthin, schloß die Augen. Er schlief zwei Stunden, wachte auf, wälzte sich unruhig im Bett umher. Um halb zwei ging er an den Medizinschrank, holte die Schachtel mit dem Librium heraus und nahm eine Pille. Seit fast zwei Jahren nahm er das Mittel regelmäßig, manchmal zusammen mit Alkohol. Eine Stunde später schlief er wieder ein.

Freitag, 22.45 Uhr
    In dieser Nacht stand für Schulz kein Essen in der Küche. Im Wohnzimmer brannte Licht. Er ging hinein, sie saß vor dem Fernsehapparat und sah sich einen billigen Sexfilm auf

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