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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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gebunden, trug ein gelbes, weitgeschnittenes T-Shirt und kurze Sporthosen, weiße Turnschuhe an den nackten Füßen. »Sie haben das mit Sabine erfahren, wie ich sehe«, sagte Durant und setzte sich unaufgefordert Nicole gegenüber in einen Sessel. Nicole nickte, putzte sich die Nase. »Es tut mir leid. Wirklich, ich hatte gehofft, es würde eine simple Lösung geben.« Sie hielt inne und wartete einen Moment.»War Sabine noch Jungfrau?« war Julia Durants erste, schnell und etwas zu hart gestellte Frage. Nicoles Kopf schoß hoch, ein erschrockener Blick. Sie erhob sich, stellte sich ans Fenster. Schweigen.
    »War sie's oder war sie's nicht?« fragte Durant noch einmal.
»Woher soll ich das denn wissen?« sagte Nicole, ohne sich umzudrehen, den Blick auf den Garten gerichtet. »Wenn ich Sie gestern richtig verstanden habe, dann hat Sabine mit Ihnen über alles gesprochen. Das stimmt doch, oder?«
Die Antwort kam zögernd. »Ja, warum?« »Das ist seltsam. Dann wundert mich nämlich, daß Sabine mit Ihnen nicht darüber gesprochen hat, daß sie schwanger war, und zwar im dritten Monat. Hat sie mit Ihnen darüber gesprochen oder hat sie nicht?« Nicole zuckte erneut zusammen. »N-n-n-nein«, stammelte sie, »davon wußte ich nichts.«
»Dann möchte ich Ihnen sagen, daß wir zum Beispiel gestern herausgefunden haben, daß Sabine nicht an der Triftstraße, sondern erst am Oberforsthaus ausgestiegen ist. Was könnte sie bewogen haben, nicht direkt vor ihrer Haustür, sondern eine Haltestelle weiter auszusteigen? Ich meine, die Triftstraße liegt nun mal nur ein paar Meter von der Wohnung der Lindners entfernt.«
»Keine Ahnung.«
»Wirklich keine Ahnung? Sabine wurde im Wald ermordet, was Sie ja wohl sicherlich mitbekommen haben. Soll ich Ihnen erzählen, wie man sie zugerichtet hat?« Nicole schüttelte energisch den Kopf, ihre Haltung verkrampfte sich.
»Hätten Sie eine Erklärung, was sie abends bei Einbruch der Dunkelheit dort gemacht haben könnte? Können Sie mir sagen, mit wem sie sich traf?«
    »Was wollen Sie eigentlich von mir? Ich habe Sabine nicht umgebracht!« schrie Nicole mit hochrotem Kopf, weinte wieder, wandte sich ab.
»Habe ich das behauptet? Ich behaupte aber, daß Sie mir etwas ganz Wesentliches verschweigen! Hören Sie, ich weiß nicht, was Sie und Sabine für Geheimnisse haben oder hatten. Doch bei Mord hören für mich Geheimnisse und Schwüre auf! Wenn Sie wirklich so enge Freundinnen waren, dann muß Sabine Ihnen von ihrer Schwangerschaft erzählt haben. Hat sie es getan?« »Nein.« Eine schnelle, zu schnelle Antwort. Julia Durant stellte sich neben Nicole, legte einen Arm um ihre Schultern, was Nicole sich widerstandslos gefallen ließ. Die Kommissarin änderte ihre Taktik, ihr Tonfall wurde sanfter, sie blieb aber unnachgiebig. »Hören Sie, Nicole, ich will Sie nicht verletzen. Aber wenn Sie mir nicht weiterhelfen, lassen Sie mir keine andere Wahl, als Sie mit aufs Präsidium zu nehmen, wo ein Verhör unter durchaus unangenehmeren Bedingungen durchgeführt werden kann, und ich weiß nicht, ob ich dann dabeisein werde. Also, wie sieht es aus, wollen Sie mir helfen?« Nicole nickte unsicher, zögernd. »Sie wußten doch von der Schwangerschaft, nicht?« Nicole fuhr sich mit dem Taschentuch über die Nasenspitze, ging zum Sekretär, zog die oberste Schublade heraus, entnahm eine Zigarette. Zündete sie an, setzte sich, schenkte sich ein Glas Wasser ein. Trank einen Schluck, stellte das Glas wieder hin. »Sie hat es mir vor ein paar Tagen gesagt.« »Vor ein paar Tagen? Wie lange genau ist das her?« »Am Donnerstag.«
»Donnerstag! Also wenige Stunden, bevor sie ihrem Mörder in die Arme lief. Und wie hat sie es Ihnen erzählt? Traurig, bitter, enttäuscht, wie?«
    »Mein Gott, sie war total verzweifelt! Sie wußte nicht, was sie machen sollte, sie hatte es ja gerade eben erst erfahren. Sie hatte von jeher Probleme mit ihrer Regel und sich anfangs nicht weiter gewundert, als sie wieder einmal ausblieb. Es war ja schließlich nicht das erste Mal. Sie hat auch nicht im entferntesten daran gedacht, daß sie schwanger sein könnte, denn sie hatte absolut keine Beschwerden. Keine Übelkeit, keinen Heißhunger, nichts. Als die Regel aber auch das zweite Mal ausblieb, ist sie dann aber doch stutzig und nervös geworden. Sie besorgte sich einen Schwangerschaftstest in der Apotheke, bei dem sich rausstellte, daß sie schwanger war. Sie war total am Boden zerstört, sie ließ sich sofort einen Termin

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