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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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jemanden kennen würde, ich würde es für mich behalten. Sie haben es doch hier ganz offensichtlich mit einer hochgradig gestörten Person zu tun. Und obgleich ich Psychologe bin und über reichlich Menschenkenntnis und Erfahrung verfüge, so würde ich mir niemals anmaßen, einen Menschen einfach so, ich meine ohne jeden zwingenden Verdacht, solch schrecklicher Taten zu verdächtigen! Nein, es gibt niemanden. Niemand, der mein Patient ist, kein Gärtner, kein Chauffeur, niemand. Sie müssen schon allein suchen.«
»Haben Sie Patienten mit abnorm gestörtem Sexualverhalten?«
»Definieren Sie mir >abnorm<, und ich werde Ihnen vielleicht darauf antworten.« »Sado-Maso, zum Beispiel. Bizarrer Sex, gewalttätige Personen, die nur Befriedigung erzielen, indem sie anderen starke Schmerzen zufügen. Ich kenne mich auf diesem Gebiet aus, ich habe lange bei der Sitte zu tun gehabt.« »So, Sie kennen sich also aus? Nun, ich möchte behaupten, etwas älter als Sie zu sein und gerade in diesem Bereich auch mehr berufliche Erfahrungen gesammelt zu haben, aber ich würde niemals behaupten, mich auf diesem Gebiet auszukennen.« Patanec drehte sich mit dem Sessel zum Fenster hin, stand auf, machte eine Schranktür auf und holte eine halbvolle Flasche Martini heraus. »Auch einen?« fragte er, den Rücken Julia Durant zugewandt. »Nein, danke, zu früh am Tag.«
»Sie haben doch aber nichts dagegen, wenn ich mir einen einschenke?« Patanec stellte sich mit dem Glas ans Fenster und sah hinaus. »Wenn ich Ihnen jetzt sagen würde, ich hätte keine solchen Patienten, würden Sie mir nicht glauben. Würde ich sagen, ja, ich habe solche Patienten, würden Sie Namen von mir wollen. Stimmt's?« »Vielleicht.« »Dann habe ich keine. Ich kenne den Begriff Sado-Maso nur aus der Literatur. Tut mir leid, wenn ich Ihnen nicht weiterhelfen kann, aber ich werde meine Patienten nicht bloßstellen. Das hat keiner von ihnen verdient. Sie mögen zum Teil recht armselige Kreaturen sein, aber das Sexual leben ist das Intimste, was es gibt, und das werde ich nicht vor Ihnen ausbreiten.« »Selbst wenn Sie damit zur Klärung dieses Falles beitragen könnten?«
»Sie könnten niemals mit meinen Informationen diesen Fall aufklären, denn von meinen Patienten sind über neunzig Prozent weiblich. Und soweit ich informiert bin, ist der Täter ein Mann.«
»Und was ist mit diesen knapp zehn Prozent?«
»Kein Kommentar. Suchen Sie, aber ohne mich!«
Die Kommissarin erhob sich und nahm ihre Tasche. Sie warf einen Blick an die Wand, wo eine große Karte hing. Sie runzelte die Stirn. »Eine schöne Karte. Was bedeutet sie?«
Patanec lächelte geheimnisvoll, wartete einen Moment mit der Antwort, erwiderte: »Es sind die zwölf Sternzeichen. Es ist eine Karte aus dem siebzehnten Jahrhundert. Interessieren Sie sich für Astrologie?« »Bis jetzt nicht, warum fragen Sie?« »Nur so. Es war nett, mit Ihnen zu plaudern. Warten Sie, ich bringe Sie zur Tür.«
An der Tür sagte Julia Durant süffisant lächelnd: »Ich hoffe, Ihre Patientinnen bleiben Ihnen noch lange erhalten.« »Ich denke schon«, meinte er grinsend. »Ich bin schließlich für viele der einzige Strohhalm, an den sie sich klammern können.«
Die Kommissarin fuhr ein paar Häuser weiter zu Schuberts. Der Junge öffnete ihr, sie bat, mit der Mutter und dem Vater sprechen zu dürfen, der Junge sagte, sein Vater habe am frühen Morgen einen leichten Herzanfall erlitten und liege im Krankenhaus. Maria Schubert tigerte im schwarzen Morgenmantel unruhig durch das Haus, 104 blaß, übernächtigt, die Haare strubbelig, sie rauchte hastig, ihre Finger zitterten, sie war barfuß, dunkelroter Lack bröckelte von den Zehennägeln ab. Julia Durant registrierte sofort, daß sie nichts auf der Haut trug als diesen Morgenmantel, und als Maria Schubert sich setzte und nach vorn beugte, um ihre Zigarette auszudrücken, sah Durant ihren Eindruck bestätigt. Noch bevor sie ansetzen konnte, etwas zu sagen, kam eine andere Frau die Treppe herunter. Sie war ebenfalls barfuß, trug schwarze Leggings, einen bunten, knapp über dem Knie endenden Rock und ein äußerst knappes, weißes Top, aus dem ihr gewaltiger Busen mit Macht herausquoll. Sie war strohblond und schlank, mit langen, nicht enden wollenden Beinen und einem aufreizend lasziven Gang, das vollkommene Abbild eines männermordenden Vamps. Mitten auf der Treppe blieb sie stehen und lehnte sich an das Geländer. »Sind Sie von der Polizei?« fragte sie mit

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