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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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jemandem darüber gesprochen haben. Was haben Sie zum Beispiel gestern und vorgestern gemacht?« »Vorgestern war ich den ganzen Tag zu Hause. Nur einmal habe ich das Haus verlassen, um zur Kosmetikerin zu gehen. Mit ihr habe ich aber über völlig andere Dinge gesprochen. Gestern nachmittag war ich bei Dr. Patanec. Er ist eine Art Berater...«
»Ich kenne ihn«, unterbrach Julia Durant sie. »Er ist Psychologe. Ich komme gerade von ihm.« »Natürlich ist er Psychologe, aber Patanec ist mehr als nur das. Er ist vielmehr ein begnadeter Astrologe und Kartenleger. Und glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche!« Jetzt begriff sie, was die Karte in seiner Praxis zu bedeuten hatte und seine Frage. »So, Astrologe ist er also. Eine etwas eigenartige Mischung, würde ich sagen. Aber gut, das geht mich nichts an. Was macht er denn hauptsächlich, Psychologie oder Astrologie?« »Keine Ahnung, fragen Sie ihn doch selbst.« »Hat er Ihnen auch den Tod von Annette vorausgesagt?« fragte Durant eine Spur zu sarkastisch. Maria Schubert überging den Sarkasmus, registrierte ihn wahrscheinlich nicht einmal, sah Durant nur entgeistert an. Alles Blut wich aus ihrem Gesicht, ihr Atem ging schnell, ihre Nasenflügel bebten, sie schien einer Ohnmacht nahe.
»Mein Gott, Patanec! Er hat mir die Karten gelegt, erst für mich, später bat ich ihn, auch noch für Annette...« Sie sprang auf, eilte zur Bar, gab Eis in ein Glas und schenkte bis fast zum Rand Whisky ein. Sie schüttete die Flüssigkeit in sich hinein, füllte nach. Kam zurück, setzte sich, der Morgenmantel fiel unten auseinander, der Ansatz ihrer dunklen Scham war zu erkennen. Sie fuhr fort, mit bebender Stimme: »Du meine Güte, daß ich da nicht früher dran gedacht habe! Es stimmt, er war sehr verwirrt, ich habe ihn eigentlich noch nie so erlebt. Er sprach von einer Gefahr, die er sah, und von Verletzungen, von Musik, er sah einen Mann, aber er konnte mir nichts Genaues sagen. Ich sah nur, wie er vor Anstrengung schwitzte... Mein Gott, Patanec hat vielleicht gesehen, was mit Annette passieren würde! Aber nein, er kann es nicht gesehen haben, er hätte mich gewarnt. Patanec, du meine Güte, er war wirklich durcheinander. Und dann hat er ein zweites Mal die Karten gelegt und gesagt, daß es wieder genau die gleiche Konstellation wäre; er sagte immer wieder, Annette müsse sich vorsehen. Und da war dieser Mann. Patanec fragte mich, ob Annette Neider hatte, und ich sagte ja, natürlich, es gibt da jemanden in der Truppe, der stinksauer ist, daß Annette die zweite Hauptrolle bekommen hat. Und Patanec meinte, das könnte es sein, aber wenn ich es recht bedenke, dann schien er selbst nicht ganz sicher gewesen zu sein. Ich glaube, er machte sich ernsthafte Gedanken. Ich Idiot, es war alles meine Schuld, ich habe ihm immer wieder klargemacht, daß er mir alles sagen kann, nur nichts über den Tod, ich wollte weder etwas über meinen Tod wissen noch über den mir nahestehender Personen! Sie müssen wissen, ich habe panische Angst vor dem Tod. Und Patanec hat das jederzeit respektiert. Ich hätte es verhindern können, wenn ich Patanec... Oh, 107 mein Gott, oh, mein Gott, was hab ich da bloß angerichtet?!«
»Wußte Patanec, daß Sie in die Oper gehen würden?« »Kann sein, ich weiß es nicht mehr. Vielleicht habe ich es ihm erzählt, vielleicht auch nicht. Es würde ohnehin nichts bringen, denn Patanec steht auf der guten Seite, glauben Sie mir.« Sie schüttelte energisch den Kopf. »Sie werden doch nicht denken, daß er, nur weil er eventuell wußte, daß...«
»Sie haben es ihm also erzählt«, sagte die Kommissarin, die ihre Erregung nur mühsam unterdrücken konnte. »Nein, ich glaube, ich habe ihm nur erzählt, daß ich >La Traviata< anschauen werde. Ich habe nichts davon erwähnt, daß Annette allein zu Hause bleiben würde.« »Sie wissen das ganz genau?« hakte Durant nach. »Ich denke ja...«
»Ich denke ja ist nicht hundertprozentig sicher, oder?« »Ziemlich sicher. Wir haben andere Probleme zu wälzen gehabt. Wenn ich bei Dr. Patanec bin, gibt es Wichtigeres, als eine Opernpremiere zu besprechen.« »Wenn Sie es ihm erzählt haben, wann haben Sie das getan, vor oder nachdem er Ihnen die Karten gelegt hat?« »Ich weiß es nicht mehr, ich bin im Augenblick zu verwirrt. Ich bitte Sie um Verständnis.« Durant nickte. »Sie kennen Dr. Patanec schon lange?« »Fast so lange, wie wir hier wohnen.« »Und Sie?« fragte Julia Durant Elaine. Die zuckte mit den

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