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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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könnten. Alles, was wir haben, ist diese verdammte Blutgruppe, die jeder zweite in dieser Stadt hat, und die paar Fasern, von denen wir nicht einmal wissen, ob sie überhaupt zu ihm gehören! Wir wissen, wie groß die Klinge seines Stiletts ist, wir wissen, daß er Linkshänder sein muß, aber in diesem verdammten Land laufen Millionen Linkshänder herum! Und er genießt offenbar ein derart hohes Vertrauen, daß keiner auf die Idee käme, es mit einem Serienmörder zu tun zu haben. Wir stehen, verdammt noch mal, immer noch am Anfang! Wir haben nichts, nichts, nichts! Und diese Presseheinis stehen Schlange und wollen endlich Ergebnisse sehen, die wir aber nicht haben! Und wir haben es hier bei den Opfern und deren Angehörigen nicht mit irgendwelchen Pennern zu tun, sondern mit einflußreichen Größen, die uns den Arsch aufreißen, wenn wir nicht bald konkrete Ergebnisse vorweisen können!«

Sonntag, 17.00 Uhr
    Julia Durant hatte noch eine Weile, nachdem Kullmer sich verabschiedet hatte, mit Schulz und Berger zusammengesessen, um noch einmal die Kartei aller in den vergangenen zwanzig Jahren straffällig gewordenen Triebtäter durchzuforsten, von denen aber keiner für ein derart perverses und gewalttätiges Vorgehen in Frage kam, es war auch kein einziger darunter, dem man es auch nur im entferntesten hätte zutrauen können. Somit gab es nicht einmal eine Taktik, wie sie dem Phantom zu Leibe rücken konnten.
Schulz bemerkte beiläufig, daß es für seine Tochter wieder Hoffnung gab, weil endlich ein Knochenmarkspender gefunden worden war. Er sagte noch einmal, daß die Operation in England durchgeführt werden müßte, was jedoch mit ungeheuren Kosten verbunden war. Es war, als redete Schulz gegen eine Wand, denn weder Berger noch Durant gingen darauf ein. Später, nach der vierten Cola und der sechsten Gauloise, sagte Durant, sie werde sich noch einmal um die Sache Lindner kümmern und versuchen, bei den Menzels und danach bei Patanec jemanden anzutreffen. »Wenn wir überhaupt auf den Täter stoßen können, dann über die mysteriöse Beziehung der kleinen Lindner«, meinte sie. »Auch wenn sie von einem anderen umgebracht wurde, so besteht für mich trotzdem ein Zusammenhang zu den anderen Morden.« »Es ist Sonntag nachmittag«, sagte Berger zweifelnd. »Ich weiß nicht, ob die Leute so begeistert sind, wenn Sie schon wieder bei ihnen auftauchen.«
»Ob die Leute begeistert sind oder nicht, interessiert mich nicht, ehrlich. Die Leute sollen uns gefälligst helfen, bevor noch mehr Unheil angerichtet wird.« Berger erwiderte nichts darauf, hatte er ihr doch versprochen, ihr alle erdenklichen Freiheiten bei diesen Fällen zu lassen.
»Na gut, ich fahre ins Krankenhaus. Wir sehen uns dann morgen«, sagte Schulz und ging.
»Und ich werde versuchen, den fehlenden Schlaf der letzten Tage wieder reinzuholen«, sagte Berger. »Viel Glück bei Ihren Besuchen.« Er nahm seine Jacke von der Stuhllehne, hängte sie sich über den Arm. Durant ging mit ihm nach draußen, schloß ab. Das Wageninnere ihres Opel war inzwischen getrocknet, dafür rochen jetzt die Polster etwas muffig. Der nach einem kurzen, aber heftigen Schauer noch nasse Asphalt dampfte unter der sengenden Sonne. Als sie um kurz vor halb sechs mit gemischten Gefühlen -sie liebte es nicht, an einem Sonntag nachmittag Ermittlungen durchzuführen - vor Menzels Haus parkte, richtete sie mit den Fingern ihr Haar und zog die Lippen nach. Sie stieg aus und schlug die Tür zu, ohne abzuschließen. Hier mußten blonde Mädchen zwar um ihr Leben fürchten, doch Autodiebstahl schien so gut wie ausgeschlossen. Sie drückte auf den Klingelknopf, wartete einen Moment, und als niemand reagierte, klingelte sie ein zweites Mal. Aus dem Haus kam jetzt ein mittelgroßer, graumelierter Mann zwischen Mitte und Ende Vierzig, braungebrannt und sich betont sportlich gebend, fester Gang und markante Gesichtszüge, weiße Jeans, ein lindgrünes Poloshirt, um den Hals eine goldene Panzerkette, am linken Arm eine wuchtige Rolex, am kleinen Finger der linken Hand einen Goldring mit Opal, kein Ehering. Er blieb etwa einen Meter vor dem Tor stehen, seine Blicke tasteten Julia Durant von oben bis unten ab, er fragte: »Ja, bitte?« Eine tiefe Stimme, die etwas Unpersönliches hatte. »Durant, Kriminalpolizei. Herr Menzel?« »Erraten. Und?«
»Es geht um Sabine Lindner. Ich hätte noch ein paar Fragen an Ihren Sohn Andreas. Ist er zu sprechen?« »Finden Sie nicht, daß dies eine etwas

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