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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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ungewöhnliche Zeit für ein Verhör...«
»Es ist kein Verhör«, unterbrach sie ihn schnell. »Ich habe nur noch ein paar generelle Fragen. Ich wollte Ihren Sohn deswegen aber nicht aufs Revier bemühen.« »Das ist nett von Ihnen«, sagte Menzel verkniffen lächelnd und öffnete das Tor. Die Kommissarin ging an ihm vorbei, herbes, frisches, der Jahreszeit angepaßtes Eau de Toilette umfächelte ihn, er schloß das Tor wieder, sie wartete, ließ ihn vor sich ins Haus gehen. »Mein Sohn ist im Garten, wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
Der Garten war groß mit einer ausgedehnten Fläche aus englischem Rasen, einem Swimmingpool, nirgends die Möglichkeit, von außen das Grundstück einzusehen, übermannshohe Hecken, Bäume und Sträucher, vor allem aber Zäune schützten das Haus vor neugierigen Blicken und unerwünschtem Eindringen. Menzel deutete auf einen Gartenstuhl, bat Julia Durant, Platz zu nehmen. »Andreas ist mit seiner Mutter dort hinten«, sagte er und zeigte nach rechts, doch sie konnte niemanden sehen, »ich werde ihn holen gehen. Überlegen Sie schon einmal, was Sie trinken möchten.«
Sie setzte sich, ein leerer Aschenbecher stand vor ihr auf dem Tisch, sie zündete sich eine Zigarette an. Menzel kam mit Andreas, der nur Shorts und ein Mickymaus-T-Shirt trug, sein Gesicht, die Arme und Beine waren beinahe unnatürlich weiß, er war ungekämmt und wirkte wie schon vorgestern verschlafen. Er machte ein trotziges Gesicht, die magere Gestalt an die Terrassenwand gelehnt, die Arme über der Brust verschränkt.
»Kann ich dabeibleiben, oder soll ich Sie mit ihm allein lassen?« fragte Menzel auf dem Weg zur Bar, wo er eine Flasche Scotch und zwei Gläser herausholte. »Auch einen?« fragte er, Julia Durant lehnte dankend ab, Menzel stellte das eine Glas wieder zurück. »Wenn Ihr Sohn nichts dagegen hat...« »Er kann bleiben«, sagte Andreas Menzel, fügte hinzu: »In diesem Haus gibt es keine Geheimnisse.« »Ich werde es auch kurz machen. Das erste ist, ich möchte gerne wissen, ob Ihre Beziehung zu Sabine Lindner mehr als nur platonisch war.« Andreas verzog den Mund. »Was geht Sie das an?« »Beantworten Sie bitte nur meine Frage.« »Klar, wir haben miteinander geschlafen, aber nur einmal. Sie war eine Niete.«
Julia Durant verkniff sich ein Grinsen, wußte, daß er log, daß ihm aber wahrscheinlich nichts anderes übrigblieb, um sein Gesicht zu wahren.
»Wissen Sie irgend etwas darüber, ob sie nach Ihnen noch einen Freund hatte?« »Machen Sie Witze? Einen? Die hat doch Tausende gehabt! Ist doch auch egal, mich braucht's nicht mehr zu kratzen. Hören Sie, ich habe seit einem halben Jahr nichts mit ihr zu tun gehabt. Ich weiß überhaupt nicht, was Sie von mir wollen! Ich habe sie nicht umgebracht, und ich habe keinen Schimmer, wer es gewesen sein könnte. Kann ich jetzt wieder gehen?« »Sicher, Sie können gehen.« Andreas wandte sich zum Gehen, Julia Durant hielt ihn zurück. »Sagen Ihnen die Namen Carola Preusse, Maureen Nettleton, Annette Schubert etwas?«
»Ja, tun sie. Ich habe von ihnen in der Zeitung gelesen. Das heißt, das von Annette habe ich heute mittag erfahren.« »Das heißt, Sie kannten keine von ihnen persönlich?« »Nee, nur Annette, aber auch mehr vom Sehen, wir haben ab und zu ein paar Worte gewechselt. War's das?« Durant nickte. Andreas Menzel ging ins Haus. Sein Vater, der die kurze Befragung interessiert verfolgt hatte, stellte sich mit dem gutgefüllten Glas vor die Kommissarin und sagte: »Kommen Sie, gehen wir in mein Büro, vielleicht kann ich Ihnen weiterhelfen. Natürlich nur, wenn Sie interessiert sind.« »Gerne.« Sie folgte Menzel über den Flur in ein zur Nordseite liegendes Zimmer, das in dunklem Holz in englischem Stil eingerichtet war. An zwei Wänden bis direkt unter die Decke reichende Bücherregale, ein wuchtiger Schreibtisch stand etwas schräg zum Fenster. Menzel deutete auf den Ledersessel vor dem Schreibtisch, er selbst setzte sich Julia Durant gegenüber. Aus einem Ständer nahm er eine Pfeife, klopfte sie über dem Papierkorb aus, stopfte sie mit Tabak und zündete sie an. Ein warmer, magischer Duft erfüllte das Zimmer, die Kommissarin fühlte sich zurückversetzt in ihre Jugend, wenn ihr Vater sich abends in seinen Schaukelstuhl setzte, seine alte Pfeife stopfte, las, sich 115 entspannte oder die ersten Vorbereitungen für eine Predigt traf und sie sich dann gerne bei ihm aufhielt, wegen der Ruhe und wegen des Duftes.
»Sie wissen sicher, wer ich

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