Jung, blond, tot: Roman
bin, nicht?« fragte Menzel und blickte sie durch den blauen Dunst an. Sie sah ihn fragend an.
»Ich bin Aufsichtsratsvorsitzender in drei renommierten Unternehmen, viele der neueren Bürokomplexe in Frankfurt sind von meiner Firma errichtet worden, und ich gehöre seit über zwanzig Jahren der CDU an.« Er grinste Julia Durant an. »Es ist zwar lobenswert, daß Sie jeder noch so vagen Spur, die zum Mörder dieser armen Geschöpfe führen könnte, nachgehen, doch möchte ich Sie bitten, in Zukunft etwas Abstand von uns zu nehmen. Wir wissen nichts...«
»Herr Menzel«, unterbrach ihn die Kommissarin, deren anfängliche Sympathie für Menzel durch sein arrogantes Verhalten wie weggewischt war, »Ihre Stellung in der Gesellschaft in allen Ehren, doch wenn ich Fragen habe, die auch nur im entferntesten mit den Morden zu tun haben und die in irgendeiner Weise mit Ihrer Familie zusammenhängen könnten, werde ich diese Fragen stellen, wenn ich auch nur den Funken einer Hoffnung habe, daß sie mich in den genannten Mordfällen weiterbringen. Und Sie sollten klug genug sein zu wissen, daß Sie überhaupt nichts dagegen unternehmen können! Ich denke, damit wären die Claims abgesteckt! Irgendwelche Einwände?« Menzel zeigte sich unbeeindruckt, nur sein Grinsen war einem kalten Blick gewichen. »Nein, werte Kommissarin, keine Einwände. Ich werde mich Ihren Anordnungen fügen.« Er lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander, sah Durant lange und forschend an. »Okay«, sagte er, »wollen Sie mir Fragen stellen, oder soll ich Ihnen etwas erzählen?« »Haben Sie denn etwas zu erzählen?« »Sicher nichts Weltbewegendes, aber so viel, daß Sie uns sicherlich in Zukunft in Ruhe lassen werden.« »Gut«, sagte sie. »Dann gehe ich davon aus, daß Sie Sabine Lindner kannten und mir etwas über sie sagen können.« Menzel lächelte geheimnisvoll, sein Gesicht verschwand für Sekundenbruchteile hinter einer Wolke Rauch. »Um Ihre Neugier zu befriedigen - diese Lindner war ein hübsches Ding, sie hatte alles, was ein Mädchen heutzutage braucht, um zu gefallen. Und sie gefiel. Und doch war sie alles andere als für meinen Sohn geeignet. Nicht unbedingt, weil sie aus einfachen Verhältnissen stammte, um Himmels willen, denken Sie nicht, ich hätte auch nur die geringsten Vorurteile...« Er hielt inne, nahm die Pfeife in die Hand, betrachtete sie, steckte sie wieder in den Mund, paffte, fuhr fort: »Aber sie war auf deutsch gesagt ein kleines Flittchen, die es mit jedem trieb. Ich gebe meinem Sohn recht, sie hat es mit jedem getrieben, den sie in ihre Pläne einspannen konnte. Ich würde sie nicht unbedingt als nymphoman bezeichnen, aber wie ich gehört hatte, war sie hinter allem her, was einen Schwanz hat.« »Was für Pläne?«
»Wo sie herkam, gibt es nur einen Plan - dahin zu kommen, wo wir sind.« »Haben Sie Beweise für diese gewagte Behauptung? Sie sind der erste, der so über Sabine spricht.« »Beweise? Wozu, ich habe sie kennengelernt und dies und das gehört. Es war auf jeden Fall genug, um ihre Pläne zu durchschauen. Ich bin vielleicht der erste, der ehrlich ist. Aber bitte, wenn die anderen sagen, sie wäre kein Flittchen, dann habe ich das natürlich auch nicht gesagt. Vergessen Sie's.« »Hat sie auch versucht, Sie in ihre Pläne...«
»Hören Sie, wenn Sie unverschämt werden - Sie wissen, wo die Tür ist!« »Entschuldigung, war nicht so gemeint. Warum ist die Beziehung zwischen Ihrem Sohn und Sabine in die Brüche gegangen?«
»Ich habe ihm dazu geraten. Mein Sohn ist, wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, ein Schwächling. Ein schmächtiges Bürschchen, bei dem ich meine Bedenken habe, daß er es je zu etwas bringen wird. Ich meine, er wird es zu was bringen, wenn ich ihm helfe, und ich werde ihm helfen, aber allein...?! Er gerät ganz nach seiner Mutter, die... ach was, vergessen Sie's! Auf jeden Fall, der Tod der kleinen Lindner scheint mir nur die natürliche Folge ihres Lebensstils zu sein. Sie meinte, sich in unsere Kreise bumsen zu können, was aber bis jetzt nur ganz, ganz wenige geschafft haben. Nichtsdestoweniger ist es traurig, daß sie ein derart schreckliches Ende gefunden hat. Tut mir leid um sie, so etwas hat niemand verdient.« Verdammter Heuchler, dachte die Kommissarin, ließ sich ihre Gefühle aber nicht anmerken. »Kennen Sie Dr. Patanec?«
Menzel lachte auf. »Patanec? Wer kennt den nicht, unseren großen Guru und Meister! Es gibt doch kein Weib hier, das nicht bei ihm verkehrt -
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