Jung, sexy und beliebt
sich hin und rollte eine der schimmernden Vorhangperlen zwischen den Fingern. Sein grasumnebeltes Hirn versuchte zu ergründen, was da mit Callie abgelaufen war. Waren sie noch zusammen oder nicht?
Er stand auf und teilte den Perlenvorhang mit einer Hand. In seinem Kopf drehte sich alles. Er hatte geglaubt, dass sich Liebe überwältigend anfühlte, vielleicht ein bisschen schmerzhaft. So ein ziehender Schmerz, wie er ihn im Rücken und in den Beinen spürte, wenn er den ganzen Tag auf Credo geritten war. Oder wie das Gefühl, das er gehabt hatte, als er in Paris an der Seine stand und die Leute vorbeigehen sah und plötzlich begriff, dass er mittendrin war, in diesem Moment, und nicht irgendwo in der Vergangenheit oder in der Zukunft schwebte. Aber er war sich nicht sicher, ob seine Gefühle für Callie auch so waren. Wo steckte sie eigentlich? Er schaute in Richtung Ausgang.
Und in dem Moment sah er die beiden.
Heath Ferro, der Callie das Gesicht abküsste. Sie hatte seine Jeans so weit runtergezogen, dass sie unter den Hüften saßen. Easy konnte ein Stück von seinem Arsch sehen. Wie immer trug Heath keine Unterhose.
Easy trat wieder in die Nische zurück. Na, da hatte er ja seine Antwort.
31 Eine Waverly-Eule weiß, dass es manchmal ratsam sein kann, im Verborgenen zu sitzen
»Ich fühl mich ganz schlaff und wackelig.« Jenny schlenkerte die Arme herum. Sie ging über den Rasen hinter dem Zelt, wo es überraschend still war. Dort war ein kleiner japanischer Steingarten angelegt mit einer moosbewachsenen Steinbank und einem runden jadegrün gekachelten Teich. Ein dicker rötlicher Goldfisch zog langsam seine Kreise. Nach ein paar Runden »Ich gestehe...« hatte ihr Brandon auf die Schulter getippt und gefragt, ob sie mal ein paar Schritte gehen wollte.
»Du siehst ein bisschen grün aus«, sagte er.
»Mir geht’s gut. Aber vielen Dank, dass du mich da weggeholt hast. Es ist allmählich ziemlich absurd geworden.« Sie hatte wirklich keinen Bock auf Heaths Po-Ritze, die ständig auf beängstigende Weise zu sehen war.
»Kein Problem.«
»Wieso hast du eigentlich nicht mitgespielt? Hast du was gegen Trinkspiele?«
»Ich …« Er zögerte. »Ist ein bisschen kompliziert.«
Jenny ließ den Kopf kreisen. »In Ordnung«, sagte sie nur.
Sie war glücklich, dass es für Brandon okay zu sein schien, einfach nur mit ihr dazusitzen und nichts zu erklären. Freunde saßen schon mal schweigend nebeneinander, und obwohl sie die Party liebte, war irgendwie die Luft raus, seitdem sie leicht beschickert war. An wie vielen der Leute hier lag ihr überhaupt etwas? Brandon war ein richtiger Freund und sie konnten offen zueinander sein. Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und starrte ihre Spiegelbilder im Teich an.
»Du hast mir ja gar nicht erzählt, dass du letztes Jahr mit Callie zusammen warst.« Sie warf ihm einen Blick zu.
Er senkte den Kopf. »Stimmt.«
»Hasst du Easy deshalb so?«
Er nickte.
»Tja, verständlich.«
»Die ganze Sache ist so scheiße«, fing Brandon langsam an. »Ich mag sie immer noch sehr. Ich hab versucht, sie zu vergessen, aber … ich kann’s nicht ändern.«
»Das versteh ich total«, sagte Jenny und dachte an Easy.
Ein weiteres Spiegelbild tauchte auf der Wasserfläche auf. Das eines zerzausten, unwiderstehlich gut aussehenden Jungen. Obwohl er auf einer Party war, hatte er immer noch Farbflecken am Hals. Jenny hielt den Atem an. Es war, als ob sie Easy hergezaubert hätte, indem sie an ihn gedacht hatte.
»Hey«, sagte er leise.
Jenny sah ihn an. Er trug ein verwaschenes schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift »NASHVILLE MUSIC FESTI-VAL« und schmuddelige Jeans mit Farbflecken. Seine dichten, glänzenden, fast schwarzen Haare, die dringend einen Schnitt nötig hatten, kringelten sich im Nacken.
Brandon verzog enttäuscht das Gesicht, dann drückte er ihren Arm. »Ich sollte wohl mal gehen«, verkündete er. Er beugte sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr: »Viel Glück.«
Brandon drängte sich an Easy vorbei, ohne Hallo zu sagen, und trottete langsam davon. Easy setzte sich neben Jenny. »Was machst du denn hier? Bei den andern geht jede Menge wildes Zeug ab.«
»Ich weiß, ich hab sogar mitgemacht, aber dann wollte ich lieber in den Teich gucken.«
»Hübsch«, murmelte Easy.
»Finde ich auch.«
»Ich meine dich, nicht den Teich«, flüsterte er.
Jenny brachte keinen Ton heraus. Sie war einfach zu betrunken. Gleichzeitig kam sie sich auf einmal auch viel zu nüchtern
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