Junge Liebe 050 - Bye,bye, Mauerblümchen
unternehmen würden. Ich schaute mir die bekannte Gegend an und ließ sie reden.
„So, wir sind da.“
Ich sah auf und musste mir ein Lachen verkneifen. „Mum, das ist ein Kosmetiksalon. Was soll ich hier?“
Sie kicherte plötzlich mädchenhaft. Wo, zum Teufel, war meine Mutter hin? Die, die mich zur Sau gemacht hatte, weil ich mir die Beine rasiert hatte. Die mir meine neu gekaufte Hüfthose beinahe bis zu den Achseln hochgezogen hätte, nur weil meine Unterwäsche zu sehen war. „Mum?“ Unsicher sah ich sie an.
„Vertrau mir, Liebling.“ Sie zog mich förmlich in den Laden und schüttelte einer jungen Frau enthusiastisch die Hand. „Mein Name ist Sylvia Lorenz, und das ist mein Sohn Jake. Wir haben einen Termin.“
Das Mädchen schaute in einen Kalender. „Oh ja, die Gesichtsmasken und das Enthaaren.“
Ich riss die Augen auf. „Bitte was ist los? Enthaaren? Mum, ich weiß, wie mein Rasierer funktioniert. Ich lass mich nicht … enthaaren.“ Ich trat den Rückweg an. Enthaaren? Das klang nicht gut. Gar nicht gut! Und schon gar nicht würde mir ein fremder Mensch den Sack enthaaren. Soweit käme es noch!
„Jake, vertrau mir bitte!“, beschwor Mum mich erneut.
„Mum, mir wird kein Mensch den Sack enthaaren!“, platzte ich laut raus, mal wieder, ohne nachzudenken. Sofort schlug ich mir die Hand auf den Mund. Mist, das gibt Stress. Irritiert musterte ich mit zusammengezogenen Augenbrauen meine kichernde Mutter.
„Jake …“, sagte sie tadelnd, doch ihr Kichern ließ es nicht besonders glaubwürdig rüber kommen.
„Sorry, aber … Mum, bist du auf Droge?“
„Nein. Ich habe nur begriffen, was mir mein Sohn gesagt hat. Na komm schon, das wird lustig. Maniküre und Pediküre, Beinenthaarung und eine Gesichtsmaske. Entschuldige meine Offenheit, Liebling, aber dein Disput mit deinem Magen hat dir etwas die gesunde Gesichtfarbe geraubt.“ Sie zwinkerte tatsächlich zu ihren Worten.
Okay, ich hatte in den letzten Jahren wirklich oft genug die Schnauze voll von einer Mutter, die immer noch der Meinung war, dass ich am süßesten in kurzer Latzhose und möglichst mit Buddeleimer und Schippchen aussehen würde, aber das kannte ich. Mich hat in dieser Hinsicht nichts mehr verwundert, doch das hier machte mir Angst. Hilfe! Wie sollte ich mit einer übereifrigen Mutter umgehen, die nach einem jugendlichen Vortrag zum Thema Erwachsen werden plötzlich in ihre zwanzigjährige Reifungsphase zurückgefallen war? Sie war so voller Tatendrang, dass ich wirklich ausgeprägte Fluchtgedanken bekam.
Rigoros schob sie mich in einen gemütlichen Raum, in dem zwei Behandlungsstühle standen. Weich gepolstert in lindgrünem Leder, an den Wänden orientalische Muster und Landschaften und klangvolle Musik aus versteckten Boxen.
„Wir bitten Sie, sich zu entkleiden und diese Bademäntel anzuziehen“, sagte das junge Mädchen und zwinkerte mir zu. Ich hob überrascht die Augenbrauen. Hatte sie mich etwa … gesehen? Also, mich als Mann?
„Sie steht wohl auf dich, was?“, grinste Mum.
Ich warf einen bedeutungsvollen Blick nach rechts, der soviel hieß, wie ‚Noch ein Wort und ich gehe!’
Mum begab sich hinter einen Paravent und begann sich auszuziehen.
Himmel, wie skurril war das bitte? Aber ich wollte nicht als Spaßbremse dastehen, immerhin gab sie sich wirklich Mühe. Ich entkleidete mich ebenfalls hinter einer solchen Faltwand und schlüpfte in den Bademantel. Als ich hervor trat, war das Mädchen da, zusammen mit einer älteren Kollegin.
„Nun, dann nehmen Sie bitte Platz. Wir beginnen mit den Gesichtsmasken.“
Ich nahm auf der Liege platz, legte den Kopf zurück und hatte plötzlich wunderschöne grüne Augen vor der Nase. „Hi, ich bin Madeleine.“
„Jake … hi“, brachte ich mühsam heraus.
„Hi, Jake. Ich trage jetzt eine Avocado-Honig-Maske auf. Sie wirkt regenerierend. Dein Teint sieht etwas mitgenommen und abgespannt aus.“
„Ich hab die ganze Woche gekotzt.“ Ja, das macht Eindruck, Jake. Am besten gehst du noch ins Detail. Farbe, Geruch … das will sie sicher alles wissen. „Tschuldigung“, nuschelte ich.
Sie lächelte amüsiert. „Schon okay, aber erspare mir die Einzelheiten.“ Sie kämmte mit einer nassen Bürste mein Haar zurück. „Schließ die Augen und entspann dich.“
Das tat ich und plötzlich stieg mir der süße Geruch von Honig in die Nase, spürte ich die weichen Borsten des Pinsels und die Feuchtigkeit der Maske. Okay, sagts keinem, weils extrem
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